Alles andere als eine Eintagsfliege

Energieberatungsagentur des Landkreises Roth feiert ihren 20. Geburtstag

26.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Das »Energie-Schorschla« bekommt Erwin Schilling (links) von Landrat Herbert Eckstein überreicht - Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Zur Feier des 20. Geburtstags der Energieberatungsagentur des Landkreises Roth (ENA) haben sich in der Hilpoltsteiner Schreinerei Brandl Wegbereiter, Unterstützer und Kunden getroffen. „Fast zu den Wurzeln kehre man zurück, so Landrat Herbert Eckstein, denn die Schreinerei war der erste gewerbliche Kunde der ENA.

 

Das war aber längst nicht der einzige Kunde und Geschäftspartner, der an diesen Abend erschienen war und über seine Erfahrungen berichtete. So war mit Helmut Harrer vom Federhof auch der erste Privatkunde gekommen. Und neben vielen Vertretern aus Politik, Handwerk und Wirtschaft waren natürlich auch diejenigen da, auf die die Gründung der ENA zurückgeht: Denn unter anderem mit Michael Stöhr, Peter Zogg und Erwin Schilling, der damals noch bei der EWAG (der späteren N-Ergie) Nürnberg angestellt war, begannen im Jahr 1994 die ersten Gespräche mit dem Bund Naturschutz hinsichtlich der Einrichtung einer Energieberatungsstelle im Landratsamt.

Am 2. Januar 1995 hatte dann Schilling als Energieberater seinen ersten Arbeitstag im Landratsamt – acht Stunden pro Woche. Die Erinnerungen von Schilling an seine Anfangszeit sind gemischt. „Ich habe mich damals wie eine Zielscheibe der Politik gefühlt – ich bin von allen Seiten beschossen worden“, so der Energieberater im Ruhestand. Das konnte Eckstein bestätigen und zitierte aus „wilden Sitzungsprotokollen“ und Presseartikeln, in denen das baldige Ende der noch jungen Idee vorhergesagt wurde. „Energieagentur passt nicht“, „Pleite vorgezeichnet“ oder „Das ist der falsche Weg“ hieß es, auch wurde von einer „zu großen Ausweitung“ gewarnt und rechtliche Bedenken geäußert.

„Das waren die Zeiten, als man als Energiesparer noch belächelt wurde, denn die Preise waren damals im Keller“, sagte Eckstein, der sich seit seiner ersten Wahl zum Landrat für die Schaffung einer derartigen Stelle aufgeschlossen zeigte. „Eckstein war damals der einzige, der unsere Idee unterstützt hat. Alle anderen haben uns abtropfen lassen“, merkte Michael Stöhr an. Auch manchem Handwerker habe die Arbeit der Agentur nicht gepasst. Schilling erinnerte sich an einen Brief, in dem gefordert wurde, die ENA „müsse aus dem Verkehr gezogen werden“.

Umso mehr sei er stolz, dass die Agentur trotz aller Widerstände weitergeführt wurde und sich zu einer Erfolgsgeschichte gewandelt habe, erklärte Eckstein. „Wir haben Geduld bewiesen, keine Pleite hingelegt. Und durch die Arbeit der ENA, der ersten unabhängigen kommunalen Energieberatungsagentur in ganz Bayern, haben seit 20 Jahren Luft, Gesellschaft und Geldbeutel profitiert.“

Auch Schilling ist stolz auf das Geleistete. „Wir haben mit geringem personellem Aufwand ein Riesending abgearbeitet.“ Auf Ecksteins Frage, an welches Projekt er sich am liebsten erinnere, nannte Schilling den Biomassehof in Hofstetten, den Ausgangspunkt für die Hackschnitzelheizung des Landratsamts und des Kreiskrankenhauses. Michael Stöhr fiel spontan kein Lieblingsprojekt ein, aber der Rückblick auf 20 Jahre ENA gebe ihm ein gutes Gefühl. „Ich bin froh, dass sich die ENA als keine Eintagsfliege erwiesen hat, dass es nach wie vor läuft und immer weitergeht.“

Und wie es läuft – auch mit inzwischen anderem Personal. Seit 2009 ist Dieter Tausch der technische Leiter der ENA, eineinhalb Jahre später kam der Architekt Josef Gruner hinzu. Zum Team gehören außerdem die externen Mitarbeiter Roland Nachtmann mit Schwerpunkt Berechnung von Energieausweisen und Energiesparberatung vor Ort sowie Helmut Neuweg, der als Referent an Schulen unterwegs ist. Alle sind diplomierte Ingenieure.

Am Ende des offiziellen Teils der Feier bekam der „Netzwerker und Pionier“ Schilling noch eine ihm nachempfundene Skulptur mit der Bezeichnung „Energie-Schorschla“ überreicht. Danach wurde bei einem Original-Regional-Buffet und Musik vom Duo Gruber und Kininger noch lange weitergefeiert.