Es grüßt der Schachtelteufel Helene

02.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Hilpoltstein (HK) Trödelalarm in Hilpoltstein! Tausende von Schnäppchenjäger drängen sich am Burgfestsamstag durch die Innenstadt auf der Suche nach Raritäten, Antiquitäten und – Spezialitäten, denn die Auswahl an Leckereien ist ebenfalls ziemlich groß.

Mit etwas Glück findet man in dem reichhaltigen Angebot von nützlichen und unnützen Dingen auch einen Schirm, denn hin und wieder nieselt es ein wenig, aber das stört niemanden, weder Käufer noch Verkäufer. Ab neun Uhr früh beginnt der Handel, wobei die Stände zum Teil schon Stunden vorher aufgebaut werden. Und es gibt wieder einmal nichts, was es nicht gibt, beim großen Burgfest-Trödelmarkt.

Liegt es am Bierzeltbesuch des Vortags oder schaut einen an einem Stand wirklich ein rosa Elefant entgegen? Ja, den gibt es wirklich, eb-enso wie die Pappfigur der Schlagerikone Helene Fischer, die wie ein besonders perfider Schachtelteufel aus einer Vase herausgrinst. Auf dem Wühltisch ein paar Stände weiter liegt ein ganzer Haufen Barbiepuppen, die meisten spärlich bekleidet bis ganz nackt. Und das im katholischen Hilpoltstein! Zumal mitten im Gewühl auch ein ebenfalls hüllenloser – dafür glücklich lächelnder – Ken steckt. Aber vielleicht haben die Klamotten ja schon einen anderen Käufer gefunden.

Nicht nur für Puppen ist die Auswahl an Kleidung groß. Hüte, Mäntel, Pullover oder Wäsche, wer lange sucht, der wird unweigerlich fündig – und mitdenkende Händler haben natürlich auch einen Spiegel zu Hand, in dem sich ihre Kundin oder ihr Kunde ausgiebig bewundern können. Und passt nicht der Armreif oder die Kette vom Nachbarstand genau zur neuen textilen Errungenschaft? Nix wie hin und ausprobieren.

Das Ausprobieren beschränkt sich nicht nur auf Klamotten und Modeschmuck. Alle wollen ihre Schnäppchen am liebsten nach dem Kauf gleich testen. Mit der gekauften Langspielplatte ist das schwierig, aber mit der Kindertrommel oder dem lärmenden Spielzeugauto kann man sogleich seine Umgebung beglücken. Wo war noch der Stand mit den Ohrenschützern? Auch Bücher, die zum Glück keinen Krach machen, stehen hoch im Kurs: Ein kleiner Junge eilt mit einenmbis zum Kinn reichenden Stapel „lustiger Taschenbücher“ durch die Menge, und man wünscht ihm, dass er unterwegs nicht stolpern möge.

Zwei Frauen, die sich zwei alles andere als zierliche Insektenhotels gekauft haben, dürften ihre liebe Mühe haben, diese heil durch das Gewühl bis zum Auto zu schleppen. Die eine erklärt, dass das unhandliche Ding für den Garten daheim bestimmt sei, die andere widerspricht: „Das kommt bei uns ins Wohnzimmer und ist für die Wespen bestimmt“. Naja, warum auch nicht – August ist schließlich Wespenzeit.

Eher für ein Schlafzimmer sind wohl die Bettpfannen an einem anderen Stand gemacht, die sich auch in einem Museum gut machen würden. Sollten sie aber doch einen Käufer finden, wird er ihrer in Zeiten von schlafzimmernahen Toiletten doch schnell überdrüssig werden. Dann landen sie bestimmt wieder auf einem Dachboden oder im Keller, Orte, die den Pfannen mit Sicherheit nicht unbekannt sein dürften. Aber egal, nach weiteren 50 oder 100 Jahren werden auch diese dann bestimmt durch Zufall wiederentdeckt und landen dann erneut auf dem Burgfesttrödelmarkt.