Sturm Gary fegt durch die Kufa

17.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:03 Uhr

Gitarrenlegende Gary Moore

Roth (HK) Wer gedacht hat, dass Sturmtief "Emma" das heftigste war, was in letzter Zeit in Roth gewütet hat, wurde beim Auftritt der irischen Gitarrenlegende Gary Moore in der Kulturfabrik eines Besseren belehrt.

Mit unglaublichen Druck und ebensolcher Lautstärke fegte er über die Bühne, das manch einer der Besucher schon bald "in Deckung" ging und sich ins Foyer verzog, und selbst dort machte die sehr laute Musik ein normales Gespräch fast unmöglich. Aber dafür ist er bekannt, und das Publikum wusste, auf was es sich bei diesem vorgezogenen Highlight der 17. Rother Bluestage einlässt, schließlich war das Konzert schon nach drei Wochen restlos ausverkauft.

Weltstars wie Gary Moore, der bereits seit den frühen 70er Jahren Erfolge feiert, sind, wie nicht anders zu erwarten, sehr anspruchsvoll, und so hielt er alle Kufa-Mitarbeiter ordentlich auf Trab. Die Tiefe der Bühne musste verlängert werden, ein "Graben" zwischen Bühne und Publikum angelegt werden, die Stieberstraße für die beiden riesigen Tourbusse gesperrt werden und auch hinter den Kulissen hatten die Helfer alle Hände voll zu tun, um Gary Moore den Aufenthalt in der Kreisstadt so angenehm wie möglich zu machen.

Offenbar hatte das Kufa-Team ganze Arbeit geleistet, Moore jedenfalls präsentierte sich in bester Spiellaune und holte wirklich das letzte aus den zahllosen Marshall-Verstärkern heraus. Zuvor jedoch stimmte Otis Taylor das Publikum auf das, was noch kommen sollte, ein. Der aus Chicago stammende bärtige Gitarrist schlug bei seiner Einmann-Show eher die leisen Töne an, die manchmal einen fast schon hypnotischen Charakter hatten. Die "Ruhe vor dem Sturm" sozusagen.

Als Gary Moore schließlich die Bühne betrat, war es vorbei mit der Ruhe. Schon bei den ersten Stücken griff er aggressiv in die Seiten, ließ die Gitarre heulen, und vor allem am Schluss der Songs gab es meistens kein Halten mehr, sein Instrument heulte nicht mehr, es kreischte und kreischte, und das Publikum war froh, dass vor dem Konzert im Foyer Ohrenstöpsel verteilt worden waren.

Aber das ist der Blues des Gary Moore: Laut, emotionsgeladen, virtuos, einfach genial. Neben Stücken aus seinem aktuellen Album "Close as you get", kamen viele Klassiker aus seinen seit 1990 veröffentlichen Bluesalben zum Tragen: "The Blues is allright", "Oh pretty woman", "Walking by myself", und natürlich auch sein Welthit "I still got the Blues for you", der zwar vom Rhythmus etwas langsamer, dafür kein bisschen leiser war.

Auch wenn alle Augen auf Moore gerichtet waren, so stand er nicht alleine auf der Bühne. Sam Kelly (Schlagzeug), Victor Martin (Keyboard) und Peter Rees (Bass) hielten sich jedoch eher im Hintergrund, während sich der Meister mit furchterregenden Grimassen und wildem Kopfschütteln (es steckt immer noch viel aus seiner Heavy Metal Zeit in ihm) voll und ganz seiner Gitarre widmete, und meist mit geschlossenen Augen ein Weltklassesolo nach dem nächsten auf sein Publikum abfeuerte.

Mit diesem Megaevent, das bei vielen noch für mehrere Tage Ohrenklingeln hinterlassen hat, kehrt nun vorübergehend wieder Ruhe in die Kulturfabrik ein, und alle Beteiligten haben Gelegenheit, sich von dem etwas anstrengenden Künstler zu erholen. Am 28. März folgt dann das eigentliche Eröffnungskonzert mit der Amerikanerin Shemekia Copeland in der Kufa, und dann geht es wieder nonstop durch bis zum 6. April, zehn Tage Bluesfestival in der Kreisstadt Roth.

Wer es bis dahin nicht mehr aushält, hat dafür Gelegenheit, sich in der Kufa die sehenswerte Bluestageausstellung des Fotografen Werner Kohn anzusehen. Der Bamberger Fotograf portraitierte in den letzen 60 Jahren das internationale Who is Who aus Rock, Jazz und Blues.