Weißenburg
Rettungsschwimmen in alle Facetten

DLRG-Meisterschaften im Weißenburger Limesbad Abnehmende Schwimmfähigkeit" der Gesellschaft kritisiert

28.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Bei den Wettkämpfen und einem bunten Rahmenprogramm sind über 1000 Mitwirkende bei den Meisterschaften im Einsatz. - Foto: Mühling

Weißenburg (HK) Nach 2012 haben die Bayerischen Meisterschaften der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) zum zweiten Mal im Weißenburger Limesbad stattgefunden. Geboten wurden die unterschiedlichen Arten des Rettungsschwimmens und ein bunt gespicktes Rahmenprogramm.

Rund 1000 Teilnehmer und Helfer waren an den beiden Tagen im Einsatz. Einzige Lokalmatadorin aus Weißenburg war Edelgard Schmidt, die Bayerische Meisterin in der Altersklasse 65 Jahre und älter wurde. "Schwimmen macht einfach Spaß". Diese Aussage von Edelgard Schmidt steht im krassen Gegensatz zu den Ereignissen des Wochenendes, an dem sich in Mittelfranken mehrere Badeunfälle ereigneten. Unter anderem ertrank am Rothsee ein Flüchtling. Nach einer halben Stunde zog man den 23-Jährigen leblos aus dem Wasser. Die Rettungskräfte hatten keine Chance mehr, dem jungen Mann zu helfen.

Helmut Köhler von der zuständigen Kreiswasserwacht Südfranken versuchte das schlimme Ereignis nüchtern zu betrachten: Natürlich könne er es verstehen, dass man sich bei warmen Temperaturen abkühlen möchte, jedoch müsse einem die Gefahr als Nicht-Schwimmer bewusst sein.

Während diesem und weiterer Unfälle im Freistaat waren rund 1000 Mitglieder der DLRG in Weißenburg versammelt und kürten ihre diesjährigen bayerischen Meister im Rettungsschwimmen. Einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen kann man laut Daniel Mülheims von der DLRG Weißenburg keineswegs herstellen. Dies lässt sich an Zahlen festmachen: von den rund 30 000 bayerischen DLRG-Mitgliedern war letztlich nur ein kleiner Teil, nämlich 1000, in Weißenburg.

Die Schuld sieht Mülheims auf jeden Fall nicht bei der Wasserwacht. Es sei vielmehr nahezu unmöglich gewesen, dem Flüchtling noch zu helfen. Generell sieht Daniel Mülheims vermehrt Probleme auf die Wasserretter zukommen. In ihrem Heimatland haben die Flüchtlinge das Schwimmen schlichtweg nicht gelernt. In der Folge erschrecken sie bei Untiefen und geraten in Panik. Mülheims spricht von einer gefährlichen Situation und befürchtet, dass dieser "tragische Unfall nicht der Letzte gewesen sein wird".

Nahezu im gleichen Wortlaut bestätigt Helmut Köhler den Weißenburger Einsatzleiter. Die DLRG und das BRK können aus Kapazitätsgründen nicht allen Flüchtlingen das Schwimmen beibringen. Es bestehe jedoch die Möglichkeit, am Training teilzunehmen, bei der DLRG Weißenburg beispielsweise immer am Montagabend. Hier bekommen die ausländischen Anfänger zumeist einen persönlichen Betreuer. Das Angebot werde, so Mülheims, mal mehr mal weniger gut angenommen.

Insgesamt bemängelt Mülheims die "abnehmende Schwimmfähigkeit der Gesellschaft". Die Kinder könnten oft nur planschen und das Seepferdchen reiche eigentlich nicht aus, um sagen zu können: "Ich kann schwimmen." In Anbetracht dieser Probleme sei die DLRG "sehr wichtig". Warum? "Weil die Ur-Aufgabe der DLRG darin besteht, den Menschen das Schwimmen beizubringen und Rettungsschwimmer auszubilden".

Um Letzteres zu erreichen, sind die bayerischen Titelkämpfe ein entscheidender Faktor dar. Hindernisse, Puppen, Flossen Sie werden nämlich in verschiedenen Disziplinen ausgetragen. Dazu zählen beispielsweise Hindernisschwimmen und das Retten und Schleppen einer Puppe mit und ohne Flossen. Am ersten Tag standen die Einzelwettbewerbe, am zweiten die Mannschaftswettbewerbe auf dem Programm.

Besonders interessant ist die Disziplin "Super Lifesaver". Man schwimmt zunächst 75 Meter Freistil, schleppt dann 25 Meter eine mit Wasser gefüllte Puppe. Daraufhin legt man an der 100-Meter-Marke Flossen und Gurtretter an und schwimmt 50 Meter zu einer weiteren Puppe, die man nochmals 50 Meter mit dem Gurtretter schleppt. In dieser Disziplin lag bei den Frauen Daniela Karst (Herzogenaurach) vorne.

Aufgrund der Meisterschaften waren sowohl das Schwimmerbecken als auch die Sprungtürme im Limesbad für die "normalen" Badegäste gesperrt, was jedoch keine Probleme bereitete. Einerseits herrschte kein allzu großer Andrang. Andererseits hatten die Wettkämpfe natürlich auch einen "Marketingaspekt", wie DLRG-Macher Mülheims es mit Blick auf Gäste aus ganz Bayern formulierte. Viele verbringen das Wochenende in Weißenburg und nehmen auch die Stadt in Augenschein. Die Teilnehmer waren im Weißenburger Gymnasium und in der Realschule untergebracht. Zum Auftakt in der Landkreishalle 50 Jahre DLRG Jugend gefeiert.

Auch sonst ging es nicht nur um die Wettkämpfe, die von Thomas Passing organisiert wurden: Die DLRG bot im Limesbad ein buntes Rahmenprogramm, vor allem für die Kinder. Diese konnten sich unter anderem in den Hüpfburgen, beim Basteln oder im Niedrigseilgarten vergnügen. Ebenso wie der Eintritt waren auch diese Aktivitäten für Badegäste und Teilnehmer kostenlos. Letztere mussten sich qualifizieren hatten teilweise eine sehr lange Anreise. Logisch, denn es waren ja bayernweite Wettbewerbe.