Weinsfeld
Getrennt gefahren, gemeinsam gezittert

Weinsfelder und Gredinger Bayern-Fans sitzen im Wembley-Stadion fast nebeneinander – Besonderes Souvenir aus Blech

27.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:06 Uhr

 

Weinsfeld/Greding (HK) Die Reise nach London hat sich gelohnt: Erschöpft, aber glücklich sind die Bayern-Fans aus dem südlichen Landkreis vom Champions-League-Finale aus London zurückgekehrt. Jetzt beginnen bereits die Reisevorbereitungen für das DFB-Pokalfinale am kommenden Samstag in Berlin.

Hurra, hurra, die Weinsfelder sind da: Mehr als 20 Millionen Fernsehzuschauer in Deutschland und noch ein paar hundert Millionen in aller Welt haben am Samstagabend gesehen, dass zu den 25 000 Anhängern in der Münchner Fankurve des Londoner Wembley-Stadions auch einige Weinsfelder gehörten. Denn die große, rot-weiße Flagge des Fanclubs aus dem Hilpoltsteiner Ortsteil flatterte im Fernsehbild schön sichtbar am Stadionzaun hinter einer Eckfahne. „Da haben wir wirklich einen guten Platz gefunden“, erzählt Dominik Herrler, der Vorsitzende des Weinsfelder Fanclubs. Möglich gemacht hat es Stefan Lehmann, der Stadionsprecher des FC Bayern in der Allianz-Arena, der sich wegen der strengen Auflagen in Wembley extra bei den Organisatoren von der UEFA für die Weinsfelder Anhänger eingesetzt hatte.

Die Sitzplätze der Weinsfelder waren im Stadion weit verstreut. „Acht von uns waren im Oberrang“, sagt Herrler, der mit dem Rest seiner Reisegruppe im Unterrang saß – genau zwei Reihen hinter Marius Birnbach und Michael Sack aus Greding. Im Gegensatz zu den Weinsfeldern, die schon am Donnerstagabend im großen Bus ihre Reise auf die Insel angetreten hatten, startete die insgesamt vierköpfige Gruppe aus Greding erst am frühen Samstagmorgen ihr Endspiel-Abenteuer. Nicht direkt nach London, sondern mit dem Flugzeug und vielen anderen Bayern-Fans zunächst nach Manchester und von dort mit dem Leihwagen in Richtung Wembley.

„Unsere Planung hat wirklich gut geklappt“, sagt Marius Birnbach. „Und selbst das einzige kleine Problem hat sich dann in Luft aufgelöst.“ Der weit im Voraus gebuchte Parkplatz, nur eine U-Bahn-Station vom Stadion entfernt gelegen, war plötzlich nicht mehr verfügbar. „Aber nur eine Straße weiter konnten wir unser Auto auch über Nacht stehen lassen.“ Die nächste Überraschung erlebten die Gredinger Bayern-Fans erst in der Londoner Innenstadt, für die noch ein paar Stunden Zeit in der Reiseplanung übrig waren: Mit einigen Freunden hatten sich die Birnbach-Brüder in einem Steakhaus am Piccadilly Circus verabredet. Allerdings war der berühmte Platz der offizielle Treffpunkt aller Dortmund-Fans vor dem Spiel. „Da haben wir plötzlich nur noch Schwarz-Gelb gesehen.“ Um den großen Treffpunkt der Bayern-Fans in einem Park nahe des Wembley-Stadions, wohin auch die Weinsfelder gegangen waren, hatten sich die Gredinger nicht gekümmert.

Sie unternahmen lieber noch einen entspannten Spaziergang an der Themse in Richtung Big Ben und einen Abstecher nach Chinatown, bevor sie sich nach einem Pub-Besuch zum Finale aufmachten. „Das war dann nervlich wirklich anstrengend“, erzählt Marius Birnbach. Führungstreffer, Ausgleich, Siegtor. „Da ist uns zwischendurch schon mal das Herz in die Hose gerutscht und sogar die Luft zum Anfeuern weggeblieben.“ Aber am Ende hat es ja geklappt mit dem ersehnten Titel. „Das war einfach der Hammer, bei so einem Ereignis direkt dabei zu sein.“ Er hätte sich jedenfalls total geärgert, wenn er dieses Spiel nur im Fernsehen gesehen hätte. „Dass die Bayern gewonnen haben, war natürlich wichtig – aber dabei zu sein, ist alles.“

Neben den vielen schönen Erinnerungen brachten die Birnbach-Brüder auch noch ein ganz besonderes Souvenir vom Finale mit. Nämlich eine runde Blechmarke von einem Sitzplatz des Wembley-Stadions. „Die war nur noch ganz locker befestigt“, sagt Marius Birnbach lachend. Nach der Landung am Sonntagmittag in München überlegten die Gredinger noch kurz, ob sie vielleicht noch auf die Mannschaft am Flughafen warten sollten. Aber als sie davon erfuhren, dass die Maschine der Bayern erst am späten Nachmittag ankommen würde, machen sie sich auf den Heimweg. „Und dann waren wir auch froh, als wir zurück in Greding waren.“

Erst am späten Sonntagabend kehrten auch die Weinsfelder in die Heimat zurück. „So voll habe ich die Fähren noch nie gesehen“, sagt Dominik Herrler, der sich gestern schon mit der nächsten Reise des Weinsfelder Fanclubs beschäftigte. Schließlich will der FC Bayern am kommenden Samstag auch noch den DFB-Pokal gewinnen und damit das historische Triple perfekt machen. „Der Bus ist schon bestellt“, sagt Herrler, der als einer von zehn Fahnenschwingern des FC Bayern sogar auf dem Spielfeld stehen wird. Mehr als 40 Eintrittskarten haben die Weinsfelder für das Berliner Olympiastadion ergattert. „Dann ist aber Schluss für heuer“, sagt Herrler. Auch die Fans sind langsam reif für die Sommerpause.