Thalmässing
"Kripperlschaun" der besonderen Art

Gut besuchte Ausstellung in Thalmässing Wurzeln und Zunderschwamm kommen zu Ehren

06.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Foto: Andrea Karch

Thalmässing (HK) Zum "Kripperlschaun" haben sich am Wochenende viele Interessenten im Gemeindezentrum St. Marien in Thalmässing getroffen. Auch die zweite Krippenausstellung verdient damit das Prädikat erfolgreich.

"Wir hatten nach der ersten Ausstellung schon befürchtet, dass es keine zweite mehr geben würde. Einfach deshalb, weil wir schon alle Krippen gezeigt haben", sagte Sabine Ronge als Sprecherin des Organisationsteams. Weit gefehlt - auch dieses Mal konnten über 30 Krippen ausgestellt werden, die die Familien aus der Marktgemeinde und angrenzenden Kommunen für dieses Wochenende zur Verfügung gestellt hatten. Und keine glich der anderen: Die Palette der Exponate reichte von der reich ausgestatteten Krippe in Form eines alpenländischen Bauernhauses bis hin zur Miniversion, die in einem einfachen Holzkasten Platz fand.

Dicht an dicht standen die Krippen im weihnachtlich geschmückten Saal des Gemeindezentrums. Franziska und Johannes Wurm aus Obermässing sorgten wie im vergangenen Jahr mit ihrer Musik für den passenden Rahmen der Ausstellung, die eine große Schar von Besuchern sehen wollte.

Die Erbauer waren mit viel Fantasie ans Werk gegangen, hatten ihre Figuren wie bei den Karl-May-Festspielen in ein Felsmassiv gesetzt oder sie einem schlichten Glas mit Deckel untergebracht. Während die einen ganz viele Details, wie Ziehbrunnen oder sogar Hundehütten für den Vierbeiner in ihrer Krippe haben, reduzieren andere ihre Krippen auf das Wesentliche: Maria, Josef und das Kind. Die finden nicht nur in Häusern Unterschlupf, sondern auch unter prächtig gewachsenen Wurzeln. Eine kleine Krippe hat einen besonderen Platz gefunden: Sie thront auf einem Zunderschwamm, der an einem Baumstamm gewachsen ist. Auch Details aus der Region finden sich in den Krippen wieder wie zum Beispiel mächtige Dächer mit Jurakalkstein.

Ganz unterschiedlich sind auch die Figuren selbst: Manche glänzen mit prächtigen Gewändern und sind teils in Gold gefasst, andere kommen im schlichten Arbeitsgewand daher. Auch die Materialien sind ganz unterschiedlich: Die Figuren sind aus Keramik, Holz oder auch aus Wolle.

Dass bei der Ausstellung nicht die Krippen professioneller Künstler gezeigt würden, sondern dass die Exponate aus der Gemeinde selbst kommen, gefiel Pfarrer Frank Zimmer besonders. Er als passionierter Schachspieler bekam gleich darauf eine wichtige Aufgabe von seinem Amtskollegen: Er musste die Krippenfiguren, die Pfarrer Rudolf Hackner mitgebracht hatte, immer wieder anders positionieren. Hackner bereitet es am meisten Freude, dass er seine Figuren in seiner Krippe so hinstellen kann, wie er möchte. Im Mittelalter sei das anders gewesen: Da jede Figur eine ganz besondere Bedeutung hatte, wurde ihr auch ein fester Platz zugewiesen. So war das Jesuskind immer in der Mitte positioniert, rechts von ihm Maria und neben ihr der Ochse. Denn der versinnbildlichte das Volk. Josef dagegen spielte als Ziehvater eine untergeordnete Rolle und musste auf der linken Seite Platz nehmen. Gleich neben ihm der Esel, denn der steht für die Heiden. Und hier hakte Pfarrer Hackner ein. Er wollte dem Josef, der immer im Schatten steht, zu mehr Ansehen verhelfen. Von Josef sei in der Bibel nur wenig zu hören, nur einmal werde er als treu sorgender Familienmensch genannt, der schützend seine Hand über seine Familie hält. "Josef ist nur der Ziehvater von Jesus, nur ein Bauhandwerker." Aber der Kern der Weihnachtsbotschaft sei etwas ganz anderes, nämlich dass sich Gott klein mache und den Menschen am Rande die Hand reiche. "Menschen wie Josef stellt Gott in die Mitte." Und das tut auch Pfarrer Hackner bei seiner Krippe zu Hause.

Bürgermeister Georg Küttinger erinnert sich noch gut an die Weihnachtstage in seiner Kindheit. In seiner Familie wurde die Krippe immer erst am 24. Dezember aufgestellt. "Und dann hat man sie nach dem Gottesdienst das erste Mal gesehen", erzählte er. Jeder habe andere Erinnerungen an die Krippen, sagte er. Die Vielfalt der ausgestellten Exponate bezeichnete er als "sehr spannend" und er würdigte die viele Arbeit, die hinter dem Bau der Krippen stecke.

Deshalb sagte Sabine Ronge im Namen des Vorbereitungsteams einen herzlichen Dank an alle die vielen Helfer, die das Vorbereitungsteam tatkräftig unterstützt hatten. "Wir sind nur ein kleines Team und auf Helfer angewiesen." Ronge nutzte die Gelegenheit gleich, um neue Mitstreiter zu werben. Und sie sagte den Leihgebern Dank, die ihre Krippen dem Team für dieses Wochenende anvertraut hätten. Besonders berührt habe sie, so Ronge, die Andacht einiger Besucher am Samstag, die beim Anblick der Krippen zur Ruhe gekommen seien. "Die Botschaft von Jesus wollen wir mit dieser Ausstellung weitergeben", sagte sie. "Das ist gelebtes Weihnachten."