Thalmässing
"Jetzt ist die entscheidende Phase"

Landtagsabgeordnete der Grünen unterstützen Protest gegen geplante B 131 n – Staatliches Bauamt informiert am 15. Juli

09.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:36 Uhr

 

Thalmässing (HK) Ein Bild von der geplanten Bundesstraße 131 n haben sich am Freitag die Kreistagsmitglieder der Grünen gemeinsam mit zwei Landtagsabgeordneten gemacht. Markus Ganserer und Verena Osgyan sagten der Bürgerinitiative Unterstützung im Kampf gegen die Trasse zu – auch finanziell.

„Dranbleiben“: Das rät der Grünen-Landratsabgeordnete Markus Ganserer den Bürgern aus der Umgebung von Thalmässing. Auch wenn er es für unwahrscheinlich hält, dass die B 131 n tatsächlich kommt, sei es wichtig, den Protest laut und deutlich zu artikulieren. Die Bundesstraße, die den Weißenburger Raum mit der Autobahn verbinden und dafür quer durch Heidecker und Thalmässinger Gebiet zu einer Autobahnauffahrt bei Höbing führen würde, bringt die Bürger in der betroffenen Region auf die Barrikaden. In einer Bürgerinitiative wird der Protest gebündelt.

„Wenn man das hier sieht, weiß man, dass man die B 131 n verhindern muss“, sagt Felix Erbe, Kreistagsmitglied der Grünen, mit Blick auf Autobahn, Staatsstraße, ICE-Strecke und Umspannwerk bei Großhöbing. Nur wenige Minuten davor hatte er mit seinen Parteikollegen den Blick vom Grenzsteinfeld bei Stauf in die Kulturlandschaft des Landes um Stauf genossen. Der Kontrast zwischen der idyllischen Landschaft im Staufer Gebiet und dem vom Verkehr und Lärm geplagten Bereich um Klein- und Großhöbing ist gewaltig und weckt schlimme Visionen von einer überregionalen Straße, die als breite Schneise die Landschaft durchschneidet. Diese Visionen haben auch die Ortssprecher oder die Vertreter der Landwirte aus den umliegenden Dörfern vor Augen, wenn sie an die B 131 n denken. Siegfried Dorner aus Alfershausen, Gerhard Dollinger und Horst Spiegel aus Dixenhausen, Herbert Knoll aus Aue und Max Dorner aus Großhöbing sind deshalb ebenfalls zu dem Ortstermin gekommen, um das Ihre dazu zu tun, um diese Straße zu verhindern.

„Als Grüne haben wir uns klar gegen diese Straße ausgesprochen“, berichtete Felix Erbe von der Klausur der Kreistagsfraktion. „Wir können keinen Bedarf erkennen. Diese Straße ist nicht mehr zeitgemäß.“ Im Landkreis Roth könne man sich absolut nicht mehr erklären, warum diese Straße plötzlich wieder für die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan angemeldet worden sei. „Jeder hat gedacht, die Straße ist abgehakt.“ Im Landkreis Roth seien alle Bürger und Parteien und sogar die Wirtschaft dagegen.

Aus diesem Grund wird die Grünen-Kreistagsfraktion auch die Arbeit der Bürgerinitiative „Nein zur B 131 n“ finanziell unterstützen, versprach Felix Erbe an Thalmässings stellvertretende Bürger-meisterin Ursula Klobe gewandt, die zugleich die Sprecherin der Bürgerinitiative ist. Die Intiative hat jetzt Unterschriftenlisten vorbereitet, die als Petition an die Bayerische Staatsregierung und das Bundesverkehrsministerium weitergeleitet werden sollen.

Markus Ganserer als verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion stellte die B 131 n in einen Gesamtzusammenhang. „In Deutschland sind jahrzehntelang alle Straßen auf Verschleiß gefahren worden“, kritisierte er. Um Straßen, Schienen und Brücken in Deutschland zu erhalten, wären pro Jahr sieben Milliarden Euro nötig. Zur Verfügung stehen aber nur fünf Milliarden Euro – und die müssen auch noch für vier Jahre reichen. „Das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ Die Forderung der Grünen laute deshalb: Sanierung vor Neubau. Die Mittel für den Neubau dürften nicht nach dem Gießkannenprinzip über das Land verteilt werden, sondern müssten in die großen Verkehrsachsen fließen wie die A9 vom Kreuz Neufahrn nach Ingolstadt oder die A3.

Bei den Anmeldungen für den Bundesverkehrswegeplan sei Bayern eines der „unverschämtesten, gierigsten und planlosesten Bundesländer“, monierte Ganserer. Gut 20 Prozent aller angemeldeten Projekte kämen aus Bayern. „Um das zu finanzieren, bräuchte man über 100 Jahre. Das ist wie ein Wunschzettel ans Christkind, aber der Bundesverkehrsminister ist nicht der Weihnachtsmann.“ Der Abgeordnete vermisst eine Priorisierung der Projekte. „Der Freistaat muss sagen, was ist am wirtschaftlichsten und was hat am meisten Sinn.“

Auch der große Flächenbedarf stößt Ganserer sauer auf. „In Mittelfranken werden jedes Jahr 1000 Hektar – eine Fläche so groß wie der große Brombachsee – versiegelt.“ Seit gut einer Woche steht die Liste der für den Bundesverkehrswegeplan angemeldeten Straßenbauprojekte im Internet, in Bayern sind das 79. Diese Projekte müssen jetzt alle bewertet werden, 2015 gibt es dann noch einmal eine Einwendungsphase. „Jetzt ist die entscheidende Phase, wenn man ein Projekt verhindern will“, machte der verkehrspolitische Sprecher klar. „Wer sich am lautesten wehrt, hat die größte Chance, dass sein Projekt nach hinten rutscht.“ Die Gemeinde müsse deshalb klar Position beziehen und sagen: „Wir brauchen das Projekt nicht im vordringlichen Bedarf.“ „Uns wäre die Kategorie ’Kein Bedarf’ am liebsten, dann hätten wir die Straße vom Hals“, ging Felix Erbe noch einen Schritt weiter.

In die gleiche Kerbe schlug Ursula Klobe. Auch in der Petition der Bürgerinitiative werde die Einstufung in die Kategorie „Kein Bedarf“ gefordert. „So lange die da drinsteht, können wir nicht ruhig schlafen“, sage sie. Sie wunderte sich, warum im Landtag nicht vorher darüber abgestimmt worden sei, welche Projekte angemeldet würden. Dieses Vorgehen erstaunt dagegen Bürgermeister Georg Küttinger nicht. „Es ist doch für die Politiker einfacher zu sagen, die in Berlin haben die Trasse abgelehnt als wir in Bayern.“ „Eine Priorisierung der Projekte ist schwieriger als einfach alles anzumelden“, ergänzte Verena Osgyan, die bei den Grünen für den Landkreis Roth zuständig ist. Eine neue Straße zu bauen, die die Bürger nicht wollten, sei aus Sicht der Grünen der falsche Weg, um gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu schaffen. Entscheidend seien hier weiche Standortfaktoren wie Schulen am Ort oder eine intakte Naturlandschaft.

Martin Ganserer versprach: „Wir werden eine klare Antwort von der Regierung verlangen.“ Die Grünen wollen wissen, wie hoch die Kosten für die Straße und der Flächenverbrauch wären, aber auch wie die Verkehrsprognosen aussehen. „So kann man qualitativ besser argumentieren.“

Das Staatliche Bauamt werde am 15. Juli bei einer Veranstaltung über den geplanten Trassenverlauf informieren, so Bürgermeister Küttinger. „Bisher haben wir nur einen Strich in der Landschaft.“

Für Siegfried Dorner wäre ein Ausbau der B 13 Richtung Eichstätt sinnvoller und Gerhard Dollinger hakte nach, ob man etwas davon gehört habe, ob der Landkreis Weißenburg das Projekt weiter forciere. Auch wenn man von dieser Seite im Moment nichts höre, habe das nichts zu bedeuten. „Man kann nicht immer gleich erkennen, wer der Haupttreiber solcher Projekte ist“, sagte Ganserer.

Siegfried Dorner machte darauf aufmerksam, dass die Bundesstraße nicht nur die Landschaft zerstören würde. „Fünf bis zehn Landwirte müssten aufhören, wenn die Straße kommt.“ „Und davon sind auch junge Betriebe bedroht“, pflichtete ihm Ursula Klobe bei. Existenzbedrohend sei dabei nicht nur der Flächenverlust an sich, sondern auch die Zerschneidung der Felder in schwer zu bewirtschaftende kleine Flächen.

Eine Vorstellung, was aus der Landschaft um Thalmässing werden könnte, wenn die Straße komme, bekamen die Teilnehmer der Exkursion in Höbing. Max Dorner wies auch darauf hin, dass die Brücke über Autobahn und ICE-Trasse für eine Bundesstraße zu schmal wäre. „Wir bräuchten eine zweite Brücke.“ Für die einzelnen Auffahrten wären immense Flächen notwendig. „Der Zeitgewinn durch die Bundesstraße wäre nur marginal. Für unseren Raum bringt das nichts.“

Dazu kämpfen die Höbinger noch an einer weiteren Front, der gegen die Gleichstrompassage Süd-Ost. „Wir beneiden euch nicht“, so Siegfried Dorner.