Thalmässing
Die Spuren der Vergangenheit

Exkursion in die Vorgeschichte am Euerwanger Bühl mit Karl-Heinz Rieder

24.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

An der kleinen Gipfelhöhe auf dem Euerwanger Bühl erzählt der Archäologe Karl-Heinz Rieder (vorne), dass man hier auch Werkzeuge des steinzeitlichen Menschen gefunden hat. - Foto: Schultheiß

Thalmässing/Euerwang (HK) Heute ist Karl-Heinz Rieder Kreisheimatpfleger im Nachbarlandkreis Eichstätt. Als junger Mann aber hat er bereits am Euerwanger Bühl gegraben. Wo, das zeigte er jetzt Interessierten bei einer Exkursion.

Im archäologischen Museum Fundreich in Thalmässing ist seit einigen Wochen und noch bis zum Ende des nächsten Jahres die Sonderausstellung "Aus dunkler Tiefe ans Licht - eiszeitliche Tiere und steinzeitliche Funde am Euerwanger Bühl" zu sehen. Zusammengestellt hat sie der Archäologe Karl-Heinz Rieder - aus gutem Grund. Schon als junger Student hat er dort oben gegraben, im äußersten Zipfel des Rother Landkreises und auch der Großgemeinde Greding. Ergänzend zur Ausstellung bot er eine Exkursion auf diesen 595 Meter hohen Berg an, der 70 Meter über die Jura-Hochfläche hinausragt.

Rund 70 Besucher drängten sich bei schönstem Wanderwetter am Parkplatz am Ortsrand Euerwangs. Mit kräftiger Stimme erzählte Rieder, dass er als Kind beim Verwandtschaftsbesuch hier im Dorf natürlich auch auf dem Bühl unterwegs war. Da man sich im Dorf von Knochenfunden am Bühl erzählte, ging er auf die Suche - und entdeckte tatsächlich Überreste der Vergangenheit. Als er dann 1971 den Gredinger Alfred Forstmeyer traf, der ihm ebenfalls von Knochenfunden am Euerwanger Bühl berichtete, taten sich die beiden Männer zusammen. Gemeinsam gruben sie viele Tierknochen aus, von Rentier, Mammut und Wisent.

Anschaulich schilderte Rieder die Eiszeit in der Region, die Entstehung von Höhlen, die Ablagerungen der Meere, die Versteinerungen von verschiedenen Tieren und Pflanzen und die Lebensbedingungen in unterschiedlichen Zeiten. Bei einer Grabung unter Rieders Leitung entdeckte man unten in der Höhle die Skelette kompletter Tiere wie Mammut oder Rentier, die in die Höhle gefallen waren. Als diese sich später Stück für Stück füllte, konnten Hyänen die Tierknochen anfressen, wie Bissspuren zeigen. "Steinwerkzeuge fanden wir damals leider nicht, aber es gibt ein Stück Knochen, das rundum sauber geschliffen ist. Das war der eiszeitliche Mensch."

Beim kleinen Gipfelhöhlchen nahe dem Naturfreundehaus erzählte Rieder, dass Forstmeyer hier 1975 Knochen, Scherben und zwei Steinklingen gefunden hatte. "Daraus entstand eine offizielle Grabung unter meiner Leitung. Wir konnten dabei Funde aus der Mittelsteinzeit bergen, weiter oben auch aus der Urnenfelder- und Hallstattzeit, aus dem Mittelalter - und natürlich aus dem modernen Bierflaschenhorizont."

Die letzte Station der Exkursion war die Höhlenruine im Süden des Berges, aus der so viele Tierknochen geborgen worden waren. "Leider wachsen dort jetzt viele Büsche, so dass die einstige Höhle nicht mehr so wirkt. Ein Teil ist äußerst einsturzgefährdet", warnte der Archäologe oberhalb des eingezäunten Areals. Für Laien könne eine Begehung gefährlich werden, sagte Rieder und erzählte, dass seinerzeit seine Freundin - heute seine Ehefrau - beinahe verschüttet worden wäre. Er konnte sie gerade noch festhalten, als der Hang zu rutschen begann. Er schärfte den Besuchern deshalb ein, sich auf keinen Fall auf eigene Faust umzusehen.