Stauf
Hühnerbäume und heulende Sägen

Christbaumschlagen wird zum Generationentreffen im Wald zwischen Eysölden und Stauf

17.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr
Mit glücklichen Gesichtern schleppen die Pyraser Gärtnermeisterin Ursula Klobe und ihr Enkel Cody einen selbst gefällten Weihnachtsbaum aus dem Wald bei Eysölden. −Foto: Leykamm

Stauf (HK) Schon eine halbe Stunde vor Beginn der Aktion schiebt sich eine Blechlawine zwischen Eysölden und Stauf in das dortige Waldstück. Die in den Autos sitzen, sind bestens ausgerüstet. Der Fuchsschwanz ist fast immer dabei. Es geht auf zum Christbaum schlagen, zu dem der Bund Naturschutz einlädt.

Und zwar für ein nachhaltiges Weihnachtsfest, verbunden mit freiwilliger Waldpflege, die für die Baumholer nicht einmal teuer kommt. Zehn Euro sind es in der Regel, die Förster Alfons Herzog hier in der Regel pro Exemplar entgegen nimmt, eine recht moderate Summe also. Doch die Entnahme kostet nicht nur Geld, sondern auch Schweiß und Nerven.

Davon kann Alexander Engel aus Riedersdorf ein Lied singen. Er weiß, wo die besten Bäume stehen und dass genau die eben nicht so leicht so haben sind. "Eigentlich müsste ich noch Geld herausbekommen", sagt er spitzbübisch, als er triumphierend mit einer veritablen Tanne dem Dickicht entsteigt. Denn die stand mitten im Brombeerengestrüpp.

Der Baum habe sich "nicht kampflos ergeben," sagt Engel, "aber auch hier gibt es halt ohne Fleiß keinen Preis." Manchmal hilft statt der Axt bloß noch die Motorsäge. Das weiß auch Familie Fischer aus Eysölden, die mit beiderlei Werkzeugen angerückt ist. Vater Markus taucht mit dem fünfjährigen Sohn Jonathan als erstes wieder aus dem Wald auf. Beide haben ihm mit vereinten Kräften ein schönes Exemplar für die gute Stube abgerungen. Mit der Säge war dabei der Junior recht "stihlvoll" zugange.

Nun taucht auch Mutter Sandra mit dem zwei Jahre alten Constantin auf. Auch er ist er ist schon mit einem Sägeinstrument ausgerüstet. Stolz halten die beiden ein etwas kleineres Bäumchen hoch. "Der wäre doch was für unsere Terrasse, oder?" fragt die Mama und erhält ein vergnügliches Nicken als Antwort.

Die Familie ist eigentlich erst das zweite Mal bei der Aktion dabei, bei der heuer auch Rehe gesichtet werden. Für Eltern und Kinder steht aber schon fest, dass dieser Termin fest im Kalender verankert und zur Tradition werden soll. Über Zeitungsberichte haben sie von dem Christbaumschlagen mit Nachhaltigkeitsfaktor erfahren und waren sofort begeistert. "Da lässt sich den Kindern ganz praktisch verdeutlichen, wo die Weihnachtsbäume überhaupt herkommen", sagt Sandra Fischer. Gerade in den Städten verlören immer mehr Zeitgenossen den Bezug zur Natur. Und außerdem "war das jetzt ein richtig schöner Samstagsausflug".

So sieht das auch Familie Pille aus Hilpoltstein. Vater Alf erweist sich mit seinen drei Töchtern mehr als emsig: Sie entnehmen dem Staatsforst gleich vier Baumexemplare: "Eines fürs Wohnzimmer, eines fürs Kinderzimmer - und eines für den Nachbarn," zählt er auf. Während Elena (elf), Katharina (neun) und Johanna (acht) Nummer vier hochhalten. "Das ist der Baum für die Hühner." Denn auch das heimische Federvieh soll schließlich mit Weihnachten feiern dürfen. Ganz standesgemäß für den Marketingchef des Landesbundes für Vogelschutz.

Auch die befreundete Familie Fuchs ist fündig geworden, wo es ebenso reichlich weiblichen Nachwuchs gibt. Das Baumholen zum Christfest "war bisher immer eine Väter-Töchter-Aktion", sagt Birgit Fuchs, die zum ersten Mal dabei ist. Ihr Urteil: "Einfach super!"

Der Eindruck verfestigt sich, als es dezent zu schneien beginnt. Doch nicht so stark, dass Förster Herzog seine Kasse zumachen müsste, in der Zehner nach Zehner landet: Ein Meter kostet fünf Euro. Ist bezahlt, verschwinden die Bäume in eines der 50 Autos und Traktoren, manchmal auch werden die Fichten und Tannen unorthodox auf dem Autodach festgebunden oder landen auf dem Hänger.

Auf einer Fläche von 15 Hektar darf diesmal geschlagen werden. Das Gebiet wurde bewusst etwas vorverlagert, so Herzog. Denn die Bäume am angestammten Areal "sind teils schon so ausgewachsen, dass die Form nicht mehr passt", weiß der Förster. Unter den Sägern "sind diesmal viele Neulinge dabei", sagt der Hilpoltsteiner Ortsgruppenvorsitzende des Bundes Naturschutz, Frank Lehner, erfreut, der nach bewährter Manier den Einweiser spielen und des Öfteren Auskunft geben darf.

Nicht nötig ist das natürlich bei der Pyraser Gärtnermeisterin Ursula Klobe, die mit ihrem Enkel Cody zu Werke geht. Der Achtjährige trägt mit Feuereifer eine Fichte aus dem Wald - immerhin "der Baum des Jahres 2017", weiß die Großmutter. Erst vor kurzem ist die Familie des jungen Mannes nach Hilpoltstein gezogen - nun darf dort zur Premiere an Weihnachten ein von ihm selbst geschlagener Baum in der guten Stube stehen.

Persönlichen Einstand feiern Martina Leykauf und Thomas Pichl aus den Reihen des Landratsamts, die sich gemeinsam den perfekten Weihnachtsbaum aussuchen. Bei der Familie des Vorsitzenden des Hilpoltsteiner Obst- und Gartenbauvereins, Horst Stöhr, sind gleich drei Generationen am Werk: Er selbst begnügt sich mit einem kleinen Tischexemplar, Sohn Klaus und Enkel Philipp (16) haben Größeres vor.

Arbeitsteilung ist indessen bei den Brüdern Lukas (18) und Jakob (14) Matern aus Heideck angesagt: Der Jüngere sägt, der Ältere trägt, so lautet hier die Devise. Während die Eltern in Slowenien weilen. In wenigen Tagen aber trifft sich alles unter dem selbst geschlagenen Christbaum zum nachhaltigen Weihnachtsfest.