Spalt
Vor dem Bier steht der Schweiß

Hopfenanbau war früher harte Handarbeit Spalter Tradition seit 1341

29.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Die Spalter Bierkönigin Julia Baierlein zeigt, wie man den Hopfen mit der Hand zupft. Früher wurde diese monotone Arbeit oft von Landstreichern und Tagelöhnern erledigt. - Foto: Unterburger

Spalt (ub) Es fließt viel Schweiß, bevor man seinen Durst mit einem kühlen Bier löschen kann. Das zeigt sich bei einem Blick in die Historie des Hopfenanbaus, traditionell arbeitsintensive und mühevolle Handarbeit.

Hopfen, Bier und Spalt. Seit Jahrhunderten werden diese Begriffe wie selbstverständlich miteinander verbunden. Die Hopfengärten reichten früher bis dicht an die Stadtmauer heran. Seit 1341 ist der Anbau des Hopfens hier nachzuweisen. Das Hopfenjahr in Spalt beginnt schon im Oktober. Dann müssen neue Gerüstanlagen gebaut, bestehende repariert werden. Oder es müssen alte Hopfengärten gerodet werden, um im Frühjahr wieder neu "einzulegen".

Im zeitigen Frühjahr bringt man den Stengdraht auf, um den oft noch nassen Boden nicht zu stark zu verdichten. Ende März bis Mitte April beginnt das Hopfenaufdecken, im Spalter Volksmund "Rama" genannt. Nach dem Wegackern wird mit einem Scheibenpflug die Erde weggeräumt. Der Rest der Erde wurde früher mit einer Hacke bearbeitet. Man sagte: "Der Stock wird ausgeputzt."

Wenn der Hopfenstock freigelegt ist, kann man den begehrten Hopfensalat ernten. Danach hat man früher die Wurzelstöcke des Vorjahres mit der Sichel oder Sense beseitigt. Dies nennt man auch heute noch "Gartenschneiden". Zwischen Mitte April und Anfang Mai brachte man bei gut abgetrocknetem Boden Dünger auf. So um den 10. Mai herum beginnt für den Hopfen das alljährliche "große Erwachen". Er sprießt mit 50 bis 100 Trieben pro Stock aus dem Boden. Ende Mai beginnt das erste Anackern. Früher machte man dies mit der Hand und man nannte es "Einhäufeln".

Der Hopfengarten musste und muss ständig vor Schädlingen geschützt werden und so heißt nicht umsonst ein alter Spruch: "Der Hopfen will täglich seinen Herrn sehen." Bei Wind oder Sturm werden die Reben vom Draht abgetrieben und müssen wieder angewickelt werden. Im Spalter Volksmund ist dies "das Steigen".

Ist der August warm und feucht, dann gibt es ein gutes Hopfenjahr. Ende August beginnt die Ernte.

Das Hopfenpflücken selbst war früher eine etwas eintönige Arbeit der Hände. Sie erforderte Ausdauer und Geduld. Das tagelange Sitzen auf hölzernen Schemeln war anstrengend. "So ist es begreiflich, dass sich die aufgespeicherte und durch die anstrengende Arbeit gebundene Lebensfreude an den arbeitsfreien Sonntagen und besonders am Ende der Arbeit Luft machte", schrieb der frühere Kreisheimatpfleger Willi Ulsamer, der ja selbst ein Spalter war.

Egal, ob die Ernte gut oder schlecht ausfiel, sie musste eingebracht werden. Das geschieht heute mit der Pflückmaschine, früher musste alles mit der Hand erledigt werden. In der Zeit der Stangenkultur bis kurz vor 1900 spielte sich die Ernte ganz im Bauernhof ab. Erst mit den neuen Gerüstanlagen kam langsam die Ernte in den Hopfengärten auf und behauptete sich schließlich ganz, bis mit den Hopfenpflückmaschinen - die erste kam in Spalt 1956 auf - wieder die Ernte in den Hof zurückkehrte.

Nach der Ernte muss der Hopfen getrocknet werden, etwa 6 Stunden lang bei 63 Grad Celsius. So behält er die frische grüne Farbe. Gelagert wird er am Speicher des Hopfenbauern. Diese "Ablagerung" dauert rund drei bis vier Wochen, dann wird der getrocknete lagerreife Hopfen in 70 bis 80 Kilogramm schwere Säcke gefüllt und zur Abwaagehalle gebracht.

Die "häusliche Ernte" früherer Zeiten bot den Leuten Gelegenheit zu Scherz und Spiel. Vorbei war die Plackerei des Hopfenzupfens auf dem Feld. Bis vor den Zweiten Weltkrieg bestanden die Zupfer zum größten Teil aus "Rittern der Landstraße" und aus allerlei lichtscheuen Existenzen.

Am zweiten Erntesonntag beherrschten die Pflücker die Straßen der Stadt, denn da war "Saumarkt", ein riesiges Volksfest. Das Bier erhitzte die Gemüter und schnell kam es zu Prügeleien und sogar zu Messerstechereien. Daraus entstanden regelrechte Schlachten, wobei Maßkrüge, Stühle und Stuhlbeine als Waffen dienten. Die Polizei hatte alle Hände zu tun, Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Die Unruhestifter wanderten in das behelfsmäßige Stadtgefängnis, einen ausgedienten Stadtturm der alten Stadtbefestigung.

Den Spalter Hopfenbauern hat der Stadtpfarrer Walter (1835 bis 1838) ein schönes Zeugnis ausgestellt: "Wer immer einen Spalter mit so ausharrender Geduld, oft bei der brennendsten Sonnenhitze, mit so praktischer Geschicklichkeit seinen Hopfengarten bearbeiten sieht, der kann ihm unmöglich seine Bewunderung versagen. Noch in keinem Orte sah ich den Hopfenbau so behandelt wie in Spalt."