Spalt
"Jetzt muss es bloß noch Dolden regnen"

Vor 90 Jahren erste dokumentierte Hopfenbegehung in Spalt Gute Ernteaussichten bei Jubiläumsfahrt

22.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Auf eine gute Ernte hofft zum 90. Jubiläum der Hopfenbegehung der Leiter des Rother Landwirtschaftszentrums Werner Wolf (rechts). Wie gewohnt war es Hopfenpflanzer Josef Zeiner (links), der mit seinem Schlepper die Kollegen und die Prominenz der Branche entlang der Gärten kutschierte, auch wenn er selbst kein Fachwart mehr ist. - Foto: Leykamm

Spalt (HK) Die goldenen 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatten für die Hopfenpflanzer manche Überraschung parat. Damals begann zugleich in Spalt eine Tradition, die bis heute anhält: Seither lädt man dort zur alljährlichen Hopfenbegehung, die erstmals für 1926 dokumentiert ist, vermutlich aber wesentlich weiter zurückreicht.

Heuer machten sich die Beteiligten auf den Tag genau 90 Jahre nach der vermeintlichen Premiere auf den Weg.

Was die Qualität anbetrifft, waren die Dolden wohl damals schon auf einem recht hohen Niveau. Die Berichte sprachen seinerzeit von "schönen Beständen", warf Werner Wolf einen Blick in die Chronik. Auch heuer sähen die Gärten vielversprechend aus, so der Leiter des Rother Landwirtschaftszentrums. Das gelte natürlich auch für den Museumsgarten direkt an der Spalter Stadtbrauerei, wo noch mit Hand gezupft und der Hopfen mit Liebe gehegt und gepflegt wird.

Hier ist auch der alljährliche Startpunkt für die Veranstaltung. Seit 15 Jahren besteigen dabei die Pflanzer und regelmäßig auch namhafte Vertreter der Hopfenwirtschaft und -forschung die beiden Anhänger, welche der nunmehr ehemalige Spalter Hopfenfachwart Josef Zeiner mit seinem Schlepper entlang der immer wieder leicht variierenden Doldenroute durch die Gärten zieht.

Seit vergangenem Jahr ist Zeiner kein Fachwart mehr, weil es diese Position schlicht nicht mehr gibt. Das wiederum ist der hohen Zahl der bisherigen Warte geschuldet, die eine nurmehr unwesentlich höhere Gesamtzahl an Pflanzern im Spalter Anbaugebiet vertreten sollte. Nun werden stattdessen alle in die Entscheidungsprozesse des hiesigen Hopfenpflanzerverbandes eingebunden. Allerdings wird befürchtet, dass damit auch die Fahrten mit dem zeinerschen Gespann bald beendet sein könnten. Doch die sollten erhalten bleiben, forderte Johann Pichlmaier auf, seines Zeichens Präsident des Deutschen Hopfenpflanzerverbands. Sie seien eine zu gute Gelegenheit zum Gedankenaustausch.

Er selbst erwarte für dieses Jahr in Spalt eine "mindestens durchschnittliche Ernte - der Hopfen hat Rückenwind". Das bestätigte auch Wolf, der auf die reichlichen Niederschläge in diesem Jahr in Spalt verwies. Bisher liege man 2016 jeden Monat über dem langjährigen Mittel, lediglich der März bilde eine Ausnahme. Die gesamte Situation habe sich seit der vergangenen Ernte verbessert: Die 55 Pflanzer des Spalter Anbaugebiets hätten die Gesamtanbaufläche um 13 Hektar auf 362 vergrößern können. Für die Doldenernte entscheidend aber seien die nächsten Wochen, in denen es noch mehr Wasser von oben brauche.

Wolf wusste aus den Erzählungen seines Großvaters von einem großen Trauma der Hopfenpflanzer zu berichten: In den 1920er-Jahren machte sich der Pilz Peronospora (falscher Mehltau) über die Gärten her. Dem Schädling fiel fast eine komplette Jahresernte zum Opfer. Als Reaktion darauf wurde das Hopfenforschungszentrum in Hüll bei Wolnzach gegründet - die heute weltweit bedeutendste Forschungseinrichtung ihrer Art.

In diesem Jahr ist es vor allem die rote Spinnmilbe, die den Bauern zu schaffen macht. Deren Bekämpfung "könnte teuer werden", wie Johann Portner von eben jenem Zentrum in Hüll einräumte. Auch das viele Nass von oben habe einen kleinen Nachteil: Der Boden wurde beim Befahren der Gärten teils arg verdichtet, so dass einige Blätter eher gelb denn grün leuchten. Eine Hitze wie im vergangenen Jahr, so war man sich einig, wäre viel schlimmer gewesen. Der Reichtum an Niederschlägen sei aber wohl nur eine Atempause, langfristig gelte es, sich auf die Klimaveränderungen einzustellen. Doch dieses Jahr sei alles bestens.

Die Hopfenbegehung sei "eine der besten gewesen, die ich in meiner Amtszeit erlebt habe", zeigte sich Wolf zufrieden. "Jetzt muss es bloß noch Dolden regnen."