Schwabach (HK) Charme ist etwas anderes. Die Räumlichkeiten bei Radio Z in der Nürnberger Südstadt (95,8 MHz) sind in die Jahre gekommen, erfüllen aber ihren Zweck, Sendungen zu produzieren. Beispielsweise zweimal im Monat eine Stunde lang "Corazon de Tango".
Jeden zweiten und vierten Dienstag von 19 bis 20 Uhr läuft diese Sendung über argentinische Musik, über Künstler, Fans in Buenos Aires oder im Frankenland. Das machen Cristina, gebürtige Argentinierin, und Ehemann Jürgen Ramspeck. Seit 2010 bringen sie Musik, Geschichten, Lebensgefühl den Franken näher. Im eher kargen Senderaum fühlt sich Ramspeck dabei wohl, da kann er sich von seinem eigentlichen Job entspannen, sein Hobby ausleben. Seit fünf Jahren ist der 39-Jährige nämlich hauptberuflich als Pressechef bei der Stadt Schwabach tätig.
"Ich fühle mich total wohl. Das Schöne daran ist ja, dass man Musik und Stimmen zu hören bekommt, die man sonst selten zu hören bekommt", genießt Ramspeck die Abwechslung am Mikrofon. "Es bekommen bei Radio Z auch Bands eine Plattform, die sonst eigentlich in der Region keine Chancen hätte." Multi-Kulti ist angesagt. Ramspeck war zwei Jahre lang im Radio-Z-Vorstand. Sendungen aus Brasilien, Afrika, Rumänien gehen über den Äther, Flüchtlingssendungen über Syrier sind im Programm. "Wir haben eine Radiosendung für Sehbehinderte, ein ganz spannendes Projekt - und natürlich Musik aus Argentinien", sagt Ramspeck, der weiter als Stellvertretender im Vorstand des Senders mitmischt.
Ramspeck hatte in Buenos Aires eine Zeit Betriebswirtschaft studiert, seine Frau dort kennengelernt und fleißig Spanisch gelernt. Der gebürtige Schwabacher spricht es fließend, wenn er seine Ansagen am Mikro macht, gibt es den doppelten Ramspeck. Auf Deutsch klingt das wie ein ruhig dahinfließender Bach, wenn seine Infos auf Spanisch kommen, rudert DJ Jürgen mit seinen Händen wie einst Herbert von Karajan mit dem Taktstock dirigierte. Da ist der Pressechef in seinem Element, da tänzelt die Zunge.
Zum Radio kamen die Ramspecks, "weil Cristina Heimweh hatte und wir fanden, dass in Franken alles Internationale an Musik gespielt wird, nur kaum Sachen aus Argentinien". Beide waren damals schon ehrenamtlich in der Radio-Z-Redaktion für Lateinamerika tätig. "Da wurde im Prinzip nie etwas gespielt und das wollten wir ändern. Da haben wir beschlossen, selbst eine Sendung über Tango und Musik aus Buenos Aires zu machen, Künstler vorstellen, die Musik populärer machen", sagt Ramspeck.
Die erste Sendung lief im Juni 2010. In der jüngsten Ausgabe stellte der Feierabend-DJ Rock statt Tango vor, für diese Sendung befragte er argentinische Freunde via Internet nach den populären, aktuellen Songs, nach den Klassikern der Szene: Charly Garcia oder Luis Alberto Spinetta liefen über den Äther. Job und Berufung ließen sich prima trennen, findet DJ Jürgen: "Wenn mal eine Ausschusssitzung am gleichen Tag ist wie die Sendung, produziere ich die Sendung vor, dies wird dann gespeichert und auf den Server gelegt."
Die deutsche Rockband, die Toten Hosen, sind in Buenos Aires im Übrigen äußerst populär und fast daheim, sie haben dort regelmäßige Auftritte. Besucht DJ Jürgen Buenos Aires, "muss ich immer sehr viel über die Jungs erzählen, sie sind ja bereits Ehrenbürger dieser Stadt." Das erfüllt den Franken in der Fremde auch ein bisschen mit Stolz.
Den fühlt er auch im Studio von Radio Z. Ramspeck: "Oft kriegen wir auch während der Sendung ein Feedback über Facebook von Künstlern, die uns grad irgendwo auf der Welt hören." Das nächste Mal am 28. November um 19 Uhr.
