Rother vermietet jubelnde Fans

10.07.2007 | Stand 03.12.2020, 6:38 Uhr

Applaus auf Bestellung garantieren Klaus Bernhard (Mitte), seine Frau Monika Bernhard-Brendel und deren Sohn Kay-Dominik. - Foto: Frömter

Roth (HK) Jubel, Trubel, Heiterkeit auf Bestellung: Klaus Bernhard aus Roth vermittelt Publikum für Veranstaltungen aller Art. Gegen Honorar toben auf sein Geheiß Fans bei B-Promis oder trauern bei Beerdigungen.

"Die dümmsten Ideen habe ich in der Badewanne", sagt Klaus Bernhard. Auch beim Autofahren hatte er schon die eine oder andere "Eingebung". So geschehen, als er vor fünf Jahren über die fast leeren Stadien bei der Fußballweltmeisterschaft in Südkorea und Japan sinnierte. Es müsse doch einen Weg geben, diese leeren Plätze zu füllen, dachte er sich. Auf dem Weg nach Nürnberg hatte er schließlich die zündende Idee: Publikum auf Bestellung.

Der nächste Weg führte sofort in ein Internet-Café, wo er sich eine Domainadresse sicherte. "Rent a fan" sollte die Seite heißen – auf gut Deutsch: Miete einen Anhänger.

Die Geschäftsidee ist einfach. Für Interessierte schuf er die Möglichkeit, sich per E-Mail in eine Fan-Kartei einzutragen, die er von zu Hause aus verwaltet. Geburtstagsfeiern ohne Gäste und leere Festhallen sollten fortan der Vergangenheit angehören. So der Plan. Die harte Realität sah allerdings etwas anders aus. Gut drei Jahre "dümpelte die Internetpräsenz vor sich hin", erinnert sich seine Frau, Monika Bernhard-Brendel. Obwohl die Kartei stetig wuchs, ließen Aufträge auf sich warten. "Dann ging es aber so richtig los."

Der Wendepunkt: In Köln wurde Publikum gesucht. Die Bernhards griffen zum Telefon und aktivierten ihre Fans. Vor Ort galt es, die komplette Gruppe für den Auftrag zu motivieren. "Das Problem ist dabei, dass sich die Leute noch nie zuvor gesehen haben und auch nicht wissen, für was sie gebucht wurden", erklärt Bernhard.

Beim so genannten Warm-up der Fans bleibe nichts anderes übrig, als sich regelrecht zum Affen und Clown zu machen. Nur so könne ordentlich motiviert werden. Es dauere nicht lange, bis alle von der guten Laune angesteckt seien, sagte er weiter. Danach gebe es Jubel, Trubel, Heiterkeit auf Kommando. "Der Auftraggeber war vom Auftritt so begeistert, dass es neben dem Honorar noch eine Danksagung gab", erinnert sich Bernhard.

Mittlerweile jubeln und kreischen bundesweit rund 5000 Fans für den Rother. Selbst namhafte Unternehmen haben schon auf seinen Service zurückgegriffen. Wer diese sind, verrät er nicht: "Diskretion muss gewahrt werden." Ein großer Betrieb habe kürzlich eine Gruppe Fans zur Mitarbeitermotivation engagiert. Verdiente Mitarbeiter wurden mit Limousinen vorgefahren und durften über einen roten Teppich schreiten. "Wir standen aufgereiht da und jubelten den Leuten laut zu." Dem Arbeitgeber gefiel es so gut, dass er sich selbst eine Runde mit der Limousine um den Block fahren ließ, um dann bejubelt zu werden.

Im richtigen Leben ist das Ehepaar Bernhard-Brendel in der Computerbranche tätig. Leben könne man vom Applaus noch nicht, aber es sei eine schöne Abwechslung zum Alltag. "Wir kommen überall hin. Egal, ob zur Modenschau oder Beerdigung", sagt Klaus Bernhard. "Ganz billig ist ein solcher Auftrag nicht, aber man kann es sich schon leisten. Es kommt ganz auf den Umfang an." Hinter den Kulissen gehe es ziemlich stressig zu und allerhand logistisches Geschick sei nötig. Die Suche nach Fans geht übrigens noch weiter. Bewerbungen können über das Internet getätigt werden. "Wir casten aber auch beim Arbeitsamt oder vor Schulen."

In anderen Bereichen sind die beiden auch noch tätig. Einen der ersten "Sorgen-Chats" im Internet mussten sie bereits abgeben, da sie mit den Beratungen überfordert waren. Die Plattform hat mittlerweile die Universität Tübingen übernommen. Kay-Dominik Brendel eifert im Familienbetrieb als Eventmanager mit und betreibt eine virtuelle Pokerseite. "Wir machen Spaß und Fun. Bei uns wird es nie langweilig", sagt der 24-Jährige lachend.