Roth
"Hoffentlich erwischen sie den"

Tragischer Unfall einer jungen Ärztin geht Rother Bürgern nahe – Todesfahrer weiter auf der Flucht

20.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:11 Uhr

Du fehlst: Nur noch Kerzen erinnern an den tragischen Tod der schwangeren jungen Frau. - Foto: Pelke

Roth (HK) Spuren sind keine mehr zu sehen. Nur die Kerzen am Straßenrand erinnern noch an den tragischen Verkehrsunfall, bei dem eine schwangere Frau vor einer Woche mitten im Stadtgebiet von Roth von einem betrunkenen Autofahrer auf dem Gehsteig erfasst und getötet wurde.

Nicht nur der Himmel weint. Auch die Menschen sind immer noch traurig und fassungslos über das, was sich vor einer Woche ereignet hat. „Hoffentlich erwischen sie den“, sagt eine Frau und bleibt kurz vor den Kerzen an der Unfallstelle stehen. Hier hatte ein 31-jähriger Fahrer am Samstagabend vor acht Tagen gegen 21 Uhr die Kontrolle über seinen Wagen verloren und anschließend eine 34-jährige Ärztin auf dem Gehweg regelrecht „über den Haufen“ gefahren. Die Frau, die im dritten Monat schwanger war, wurde meterweit durch die Luft geschleudert und erlag kurze Zeit später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.

Der Unfallverursacher war nach Polizeiangaben vermutlich nicht nur zu schnell unterwegs. Der Fahrer hatte definitiv auch zu viel „getankt“. Eine Blutprobe ergab einen Wert von 1,62 Promille. Der Führerschein und das Auto des Unfallverursachers wurden sichergestellt. Der Mann wurde allerdings nicht festgenommen. „Als der Unfall passiert war, gab es keinerlei Haftgründe. Bei dem Mann bestand weder Flucht- noch Verdunkelungsgefahr“, erklärt die Pressesprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth.

Nun ist der Unfallverursacher auf der Flucht vor der Polizei. „Wir versuchen ihn zu finden“, bestätigt eine Polizeisprecherin am Montag. An einen schnellen Fahndungserfolg glauben in Roth allerdings nur wenige. „Der ist bestimmt schon über alle Berge“, vermutet eine Frau, die durch den Regen spaziert. Der Unfallverursacher mit deutschem Pass kommt ursprünglich aus Kasachstan. „Dort kann man leicht untertauchen, hat mir eine Frau erzählt, die aus Russland stammt“, erzählt die Frau weiter.

Angeblich befindet sich der Mann am Unfalltag auf dem Rückweg von einer Tankstelle. Dort hat er sich vermutlich mit Nachschub für die Nacht eingedeckt, ehe er wieder ins Auto steigt und in Richtung Freibad fährt. „Wenn Sie den ’Badberg’ hoch wollen, dann müssen Sie schon ganz schön Gas geben“, sagt ein Mann und zeigt auf die Straße, die relativ steil am Freibad vorbei führt. „Rund acht Prozent“, schätzt der Mann die Steigung.

An besagtem Abend sitzt das spätere Opfer beim Abendessen in einem mexikanischen Restaurant, erzählt man sich beim Bäcker um die Ecke. Vom „El Bandito“ bis zum Unfallort ist es nur ein Katzensprung. Die Frau verlässt das Lokal wohl in Begleitung ihres Lebensgefährten. Es ist kurz vor neun. Die Bürgersteige werden in der Kreisstadt schon bald hochgeklappt. Auf der Höhe des Stadtbauamtes, das vis-à-vis vom Restaurant residiert, erfasst der betrunkene Fahrer mit seinem Wagen die schwangere Frau.

„Das ist eine doofe Kurve“, sagt eine Passantin und zeigt auf eine kleine Fußgängerinsel mitten in der Kurve. „Durch die Querungshilfe dort kann man die Kurve jetzt noch blöder fahren“, sagt sie, während die vorbeifahrenden Autos an der improvisierten Gedenkstätte auf die Bremse treten und einige Fahrer aus dem Fenster auf die vielen Kerzen zeigen. Ein Unfallschwerpunkt sei die Kurve nicht, erzählt ein Mitarbeiter des Stadtbauamtes. In den letzten zehn Jahren sei hier nichts passiert.

„Was willst du dieser Familie sagen“, fragt sich Bürgermeister Ralph Edelhäußer immer noch. Eine Frage von Sekunden. Eine Verkettung von unglücklichen Umständen. „Die Frau ist nicht mehr lebendig zu machen. Aber der Verursacher muss zur Rechenschaft gezogen werden“, sagt Edelhäußer, während die Dämmerung einsetzt und immer mehr Autos an den Lichtern in der Allee vorbeifahren. Den Weg an der Unglücksstelle vorbei hat vielleicht auch der Mann genommen, nachdem die Polizei jetzt so fieberhaft fahndet. Weit bis zur Bundesstraße hatte er es jedenfalls nicht.