Roth
Großer Bahnhof vor dem endgültigen Aus

Tag der offenen Tür des Kampfhubschrauberregiments 26 "Franken"

28.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:51 Uhr

Der Kampfhubschrauber »Tiger« zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Allerdings können ihm die Besucher nicht allzu nahe kommen - daran hindert sie ein Absperrband. - Fotos: Tschapka

Roth (HK) Obwohl dieses Mal keine Flugschau abgehalten wurde, herrschte gestern beim „Tag der offenen Tür“ des Kampfhubschrauberregiments 26 „Franken“ in der Otto-Lilienthal-Kaserne in Roth trotzdem reger Betrieb mit tausenden von Gästen.

An gestrigen Sonntag hatten sich die Luftfahrzeughallen und Hallenvorfelder in riesige Ausstellungsflächen von militärischem Gerät verwandelt. Allerdings war der Anlass für die Schau alles andere als erfreulich – denn nach fast 35 Jahren in Roth wird das Regiment zum 30. Juni 2014 aufgelöst.

Mit diesem Tag für die Öffentlichkeit wollten sich die Rother Heeresflieger von der Bevölkerung verabschieden und zum letzten Mal einen Einblick in ihren Fliegerhorst gewähren, was auch in der Vergangenheit schon immer Seltenheitswert hatte.



Bereits zu Beginn des Tags der offenen Tür wurde klar, dass auch diesmal wieder das Interesse in der Bevölkerung riesengroß sein würde. Ein langer Stau bildete sich an den Zufahrten der Parkplätze, und die Shuttlebusse, die alle halbe Stunde vom Bahnhof zur Kaserne fuhren, waren gut gefüllt. Auf Leibesvisitationen wurde zwar verzichtet, dennoch spielte die Sicherheit eine große Rolle – zumal erst vor ein paar Tagen ein Brandanschlag, der zweistellige Millionenschäden zur Folge hatte, auf einen Bundeswehrstandort in Sachsen Anhalt verübt worden war.

„Unsere Soldaten haben die Anweisung, besondere Aufmerksamkeit walten zu lassen“, erklärte der Kommandant des Kampfhubschrauberregiments, Oberst Bodo Schütte. Auf eine „Extraverschärfung“ der Sicherheitsvorkehrungen habe man jedoch verzichtet.

Nach und nach füllte sich das Rollfeld mit den Besuchern, die sich vor allem für den Kampfhubschrauber „Tiger“ interessierten, der dort zu sehen war. Eben jener hoch spezialisierte Hubschrauber, für den extra zwei Wartungshallen mit gigantischem Millionenaufwand in Roth gebaut worden waren, der dann allerdings nicht in Roth stationiert werden sollte.

Im Gegensatz zu vielen anderen Hubschraubern, in denen man auch Probesitzen konnte, war beim „Tiger“ nur Anschauen erlaubt. Ein Absperrband hinderte die Besucher vor allzu engem Kontakt mit dem Zweisitzer. Dafür konnte man in den ebenfalls extra für den „Tag der offenen Tür“ ausgestellten Transporthubschrauber der Zehntonnen-Klasse „NH-90“ hineinklettern. Dieses Angebot hatte lange Schlangen zur Folge, denn die meisten Zivilisten haben sonst kaum eine Gelegenheit, das Innenleben eines solchen Fluggeräts zu erforschen.

„Selten habe ich so eine große Beerdigung besucht“, seufzte Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer, der sich unter die Besucher mischte. Denn im Grunde sei der Tag der offenen Tür nur die Begleitmusik für den endgültigen Abschied der jahrzehntelangen Heeresfliegertradition in Roth.

Edelhäußer nahm auch an dem Festakt teil, bei dem unter anderen das Straßenschild „Straße der Heeresflieger“ enthüllt wurde. Es soll in Zukunft die auf diesen Namen umgetaufte Straße zwischen dem West- und Osttor der Kaserne zieren.

Trotz allem spielten die am Rahmenprogramm beteiligten Kapellen, das Stadtorchester Roth, die Stadtkapelle Hilpoltstein, das Heeresmusikkorps 12 und sogar die Staufer Burgbläser störrisch gegen die Tatsache an. Die Soldaten versuchten währenddessen, Haltung zu bewahren und ihren Gästen einen besonderen Tag auf dem weitläufigen Gelände zu bereiten, mit Erbseneintopf und Gulasch aus der Feldküche, mit Filmvorführungen in der Tiger-Halle, mit jeder Menge Informationen an den unzähligen Ständen – von Militärseelsorge bis Wehrtechnikfirmen – und auch an die Kinder hatte man gedacht: Für sie wurde vom Kreisjugendring Roth ein ganzes „Kinderland“ aufgebaut, welches von Tarnnetzen überspannt war. Außerdem gab es mehrere Vorführungen des militärischen Brandschutzes und der zivilen Flugplatzfeuerwehr, die unter anderem das Löschen von Fettbränden und die Rettung von eingeklemmten Personen bei Unfällen demonstrierte.

Trotz der Kurzweiligkeit des Programms, welches die Rother Heeresflieger auf die Beine gestellt hatten, waren bei allen Beteiligten deutlich Trauer und Unverständnis zu spüren. Schließlich liegt bei vielen die berufliche und private Zukunft aufgrund der politischen Entscheidung, das Rother Kampfhubschrauberregiment aufzulösen, nach wie vor im Ungewissen.