Roth
Wenig Platz für Bauernhofromantik

Frauen-Union Mittelfranken besucht Landwirtschaftliche Lehranstalten in Triesdorf

23.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Triesdorf ist das Ziel der Frauen-Union gewesen. - Foto: Schobert

Roth/Triesdorf (HK) Gesund satt werden, fair und regional - Traum oder Wirklichkeit? Um das herauszufinden, kann man in Zeitschriften blättern, auf Wochenmärkten einkaufen - oder aber direkt zur Quelle gehen.

Für Letzteres entschied sich die Frauen-Union Mittelfranken mit ihrer Bezirksvorsitzenden Cornelia Griesbeck und informierte sich bei den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf.

Auch konventionell gewachsene Lebensmittel sind gesund und Tiere in großen Ställen nicht zwangsläufig unglücklich, so die Erkenntnis der Unionsfrauen. "Gewußt wie" sei des Rätsels Lösung. Und: Die Zahl der hungernden Menschen weltweit habe in den letzten Jahrzehnten trotz drastisch steigender Weltbevölkerungszahl deutlich abgenommen - ohne moderne Landwirtschaft wäre dies nicht möglich gewesen. Landwirtschaft, wie sie in den meisten Büchern unserer Kinder gezeigt wird, könne die Welt nicht retten, ja nicht einmal satt machen.

Das Bildungszentrum Triesdorf hat es sich zur Aufgabe gemacht, neue Entwicklungen in der Landwirtschaft zu finden, zu erproben, zu bewerten und die daraus gewonnenen Erkenntnisse an landwirtschaftliche Betriebe jeglicher Art zur Fortentwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft weiter zu geben. Für Herbert Lindörfer, Beauftragter für Kultur- und Heimatpflege im mittelfränkischen Bezirkstag, ist Triesdorf mit seinen zehn Schulen das Aushängeschild Mittelfrankens: "Jeder Cent aus öffentlichen Mitteln ist hier gut angelegt und kommt allen Bürgern in Mittelfranken zugute."

Der Direktor der Landwirtschaftlichen Forschungsanstalten Triesdorf, Otto Körner, führte die Gruppe zurück in die Zeit des Sonnenkönigs, als Triesdorf Sitz eine der größten Falknereien Europas war und der internationale Hochadel durch die immer noch schattenspendenden Alleen flanierte. Heutzutage beherbergt die kleine Gemeinde wieder die ganze Welt: Kein Wunder, denn nirgendwo anders als in Triesdorf - Deutschlands größter landwirtschaftlicher Fakultät - ist die Verbindung von Theorie und Praxis so intensiv. "Die Praxis kann man in den Klassenzimmern riechen, die Tiere nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch kennenlernen", sagte Körner.

Eines seiner Hauptanliegen ist mehr Akzeptanz der modernen landwirtschaftlichen Produktion in der Öffentlichkeit. Sein Wunsch an Politik und Gesellschaft: "Bitte befreit euer Bild von Landwirtschaft von all den überholten, romantischen Vorstellungen." Kühe auf der Weide schauen zufrieden aus, doch sind sie es auch? Ihre Bedürfnisse in Sachen Fütterung, Haltung, Melken, Gesundheit müssten so gut wie möglich erfüllt werden, wenn sie nicht nur herumstehen, sondern auch Milch geben sollen. "Sie brauchen Schutz vor Hitzestress, mehrmals am Tag Futter, nicht nur Gras, möchten gemolken werden - das hat bei Milchkühen mit einfach auf die Wiese stellen nicht viel zu tun."