Roth
Miteinander statt gegeneinander

Bei der Erntedankfeier der Evangelischen Landjugend geht es um Stadt-Land-Klischees

17.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

Bei einer fiktiven Busfahrt geht es von Jahrsdorf über Roth nach Hersbruck, Nürnberg, Schwabach bis nach Kammerstein. - Foto: Schmitt

Roth (rsc) „Stadt – Land – Erntedank“ ist die diesjährige Feier der Evangelischen Landjugend (ELJ) im Landkreis Roth und in der Stadt Schwabach zur Würdigung des Feldertrags und der Landwirtschaft überschrieben gewesen.

Dabei gelang es der ELJ und ihren Kreisvorsitzenden Leni Meermann und Jan Illini, mit Spielszenen, Interview-Grußworten und einer Andacht klar zu machen, dass das eine ohne das andere nicht auskommt. Die Stadtbewohner brauchen die Landeier und umgekehrt.

Bei einer fiktiven Busfahrt von Jahrsdorf über Roth nach Hersbruck, Nürnberg, Schwabach bis nach Kammerstein prallten die Gegensätze der Passagiere hart aufeinander. Die vom Land stinken, sind dumm und leben hinter dem Mond, hatten die Besucher des Erntedanks auf kleine Zettel geschrieben, auf denen die Klischees festgehalten werden sollten. Andersherum gab es nicht weniger Vorurteile. In der Stadt stinkt es ebenfalls, ihre Bewohner sind oberflächlich und sie halten Kühe für lila. Man pflegt aber auch Gutes übereinander zu sagen. Auf dem Land gebe es gute Luft, der Zusammenhalt sei prima und man wohne dort ruhig. In der Stadt brauche man kein Auto und habe kurze Wege.

„Was ist dran an den Klischees“, wollte Jan Illini im Interview mit Walter Schnell wissen. Der stellvertretende Landrat meinte, es habe früher noch heftigere Missverständnisse zwischen Stadt und Land gegeben. Heute müsse man es sehr differenziert betrachten. In der Metropolregion Nürnberg arbeiteten Stadt und Land zum gemeinsamen Wohl mittlerweile hervorragend zusammen.

Werner Wolf, Leiter der Landwirtschaftsämter in Roth und Hersbruck, wurde vor einem Korb frischer Feldfrüchte befragt. „Wenn man sich diesen bunten und prächtigen Ertrag ansieht, muss man dankbar sein“, meinte Wolf und griff sich eine Kartoffel, um damit zu verdeutlichen, dass die Arbeit der Landwirte heutzutage nichts mehr wert zu sein scheint. „Fünf bis sieben Euro kostet ein Doppelzentner davon“, erklärte er ein wenig resigniert und hielt der Kulturfabrik die Knolle entgegen. „Deutlich weniger als eine Maß Bier auf der Wies'n“, fügte er hinzu, „obwohl so ein Doppelzentner eine Familie lange satt macht.“

Dekan Klaus Stiegler sagte, Stadt und Land müssen unbedingt zusammenstehen, um gemeinsam für Wohlergehen und ein gutes Leben der Menschen auf dieser Welt zu sorgen. Entscheidend sei, Verantwortung dafür zu übernehmen, egal wo man wohne. Sowohl das Land als auch die Stadt böten die Kultur für ein solches Leben. Ohne Kompromisse komme man aber nirgends aus.