Roth
Innenhof-Watcherin als Gefahr für nackten Nachbarn

Kabarettist Stephan Zinner erheitert sein Publikum in der Rother Kulturfabrik mit lustigen Geschichten

17.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr

Stefan Zinner legt sich für seinen Auftritt in Roth richtig ins Zeug. - Foto: Klier

Roth (mkl) "Söööder! - Ja, Chef!", diesen Dialog kennt man vom alljährlichen Nockherberg-Singspiel, wenn der bayerische Ministerpräsident seinen Noch-Finanzminister herbeizitiert, der in Gestalt von Stephan Zinner auftritt.

Derselbe hatte am Samstag in der Kulturfabrik in Roth seinen Auftritt mit "relativ simpel".

"Grüß Gott, beieinand!", begann er. Gerne sei er heute nach Roth gekommen, denn daheim hätten seine drei Kinder ebenso viele Übernachtungsgäste. In München sei vieles nicht einfach, etwa das Radfahren. Das hatte er am eigenen Leib verspürt, als er von einem Bürscherl im weißen Range Rover über den Haufen gefahren wurde. Als die herbeigerufene Polizei das Bürscherl in die Mangel nahm, schrieb Zinner mit den immer mitgeführten Signierstiften aus Rache "Volldepp" auf das Heck des Autos.

Ein Song aus der Jugend lockerte jetzt die Szene auf: "S'war der letzte Tag im Sommer." Unterstützt von Andy Kaufmann am Schlagzeug interpretierte Zinner an der Gitarre mit grooviger Stimme die Originalfassung von "Dolomiti-Eis". Überhaupt gaben die beiden ein bestens aufeinander eingespieltes Duo für die musikalische Gestaltung des Abends ab.

Viel Klamauk und Anzüglichkeiten gab's zwischendurch für die Dauerlacher, aber das Gros der Zuhörer erfreute er durch geschickte Wortspielereien. Seine Nachbarin Emma ist eine "Innenhof-Watcherin", die alles mitbekommt. Das wurde ihm fast zum Verhängnis, als er unter der Dusche stand und an der Tür ein Paketbote klingelte, den er erst mal abwimmeln wollte. Dabei fiel leider die Tür zu und er, Zinner, stand mit einem winzigen Winnie-Puuh-Handtuch draußen. Da musste er gleich die nächste Gefahr abwenden, nämlich die herbeigeeilte Nachbarin. Mit einem Blues ging es nach der Pause weiter, denn der Blues passe genau zum Programm: "Simpel", wie Zinner sagte.

Jetzt kamen Zinner und Kaufmann so richtig in Fahrt. Papa sei daheim immer der "Vorkoster", nicht nur beim Essen, sondern auch beim Testen der vereisten Schlittenbahn oder beim Impfen, etwa gegen die Schweinegrippe. Da habe er schlechte Erfahrungen mit der "rustikalen Ostblock-Medizinalfachkraft" gemacht, die ihm die Spritze in den Arm rammte.

Ein elegischer Abgesang stand am Schluss des Programms, mit der Frage: "Was bleibt, denn 's ist alles nicht leicht." "Wer gehen will, kann gehen", verkündete Zinner vor dem "Zugabeblock". Doch alle blieben. Nach einem Bob-Dylan-Anklang mit "Blowing in the wind" auf Deutsch, legten sich die beiden Akteure noch einmal voll ins Zeug. Ein fetziger Rock €˜n' Roll war schließlich der Rausschmeißer.