Roth
Ein Netz aus Wissen und Können geknüpft

30 Absolventen der Landwirtschaftsschule Roth nehmen ihre Schlusszeugnisse entgegen Starker Jahrgang folgt

24.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Geschafft: Die Absolventinnen des Studiengangs der Hauswirtschaft dürfen sich nun "Fachkräfte für Ernährung und Haushaltsführung" nennen. Zusätzlich erhielten sie die Bescheinigung zur Ausbildereignung. - Foto: Leykamm

Roth (HK) Premiere im Landwirtschaftszentrum Roth: Dort wurde der erste Jahrgang des einsemestrigen Studiengangs der Hauswirtschaft verabschiedet, dessen 16 Absolventinnen nun "Fachkräfte für Ernährung und Haushaltsführung" heißen. Zudem bekamen sie die Ausbildereignung bescheinigt.

Ebenso nahmen 14 Landwirtschaftsschüler nach drei schweren Semestern ihre Urkunden in Empfang. Sie sind wie ihre Vorgänger "Staatlich geprüfte Wirtschafter für den Landbau". Die Dritten im Bunde bildeten zugleich die stärkste Gruppe: jene 24, die nach dem ersten Landwirtschaftssemester ebenso Zeugnisse erhielten.

In den Reihen der 54 scheidenden und bleibenden Schüler gebe es "eine unglaubliche Vielfalt" zu erblicken, so Schulleiter Werner Wolf. Sowohl, was die betrieblichen und persönlichen Hintergründe anbelangt, als auch, was die Wohnorte betrifft. Sie erstrecken sich über sieben Landkreise und drei Regierungsbezirke (Mittel- und Oberfranken sowie die Oberpfalz). Um die Domizile aller betreffenden 23 Frauen und 31 Männer einzukreisen, müsste man ein Gebiet mit einem Radius von 100 Kilometern um die Rother Landwirtschaftsschule markieren. Trotz der Mannigfaltigkeit verbinde die Vertreter aller drei Gruppen ihre "tolle Gemeinschaft", würdigte der Schulchef. Sowohl die Haus- als auch die Landwirtschaft seien zudem für eine Gesellschaft "unverzichtbare Berufe". Umso schöner, dass diese nun so guten Nachwuchs bekämen. Die Absolventen dürften sich aber nicht allzu lange auf dem Erreichten auszuruhen, sondern müssten in Bewegung bleiben, sei das Leben doch "wie ein Fahrrad", zitierte er frei nach Einstein. Das eine Spiel sei nun ab-, das nächste bereits angepfiffen, demonstrierte Wolf mit Ball und Trillerpfeife.

Das jeweilige Berufsbild solle man sich auch nicht schlechtreden lassen, forderte Landrat Herbert Eckstein auf. In der Vergangenheit sei dies bei der Hauswirtschaft passiert, in diesen Zeiten wiederum gibt es bekanntermaßen Gegenwind für die Landwirtschaft. Gerade deswegen gelte es auch, jeden Tag weiter dazuzulernen, denn das "fordert die Gesellschaft von uns auch ein", bekräftigte die stellvertretende Kreisbäuerin Barbara Stürmer.

Die Absolventen hätten nun das nötige Rüstzeug, um sich den Herausforderungen zu stellen, betonte Günther Felßner, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes. Und das nicht nur bezüglich der Theorie, sondern auch der Praxis, da die Ausbildung auf das konkrete Erarbeiten von Lösungen bei verschiedenen Problemstellungen setzt: "Das ist Kompetenz - das ist Können." Nun beginne ein neuer Lebensabschnitt und damit eine Zeit vermehrter Freiheit, die es verantwortlich zu nutzen gelte: "Die goldene Käfigtür geht auf . . ."

Im Vorfeld des nun verabschiedeten Jahrgangs der Wirtschafter für den Landbau war indes lange nicht klar, ob das Semester überhaupt zustande kommt. Denn die Untergrenze für die Teilnehmerzahl liegt hier bei 16. Doch schließlich gelang es zu erwirken, dass auch einmal eine Klasse mit 14 Schülern an den Start gehen konnte, so Semesterleiter Wolfgang Jank.

Der Absolventenjahrgang sei aber nicht nur deswegen außergewöhnlicher Art gewesen. Sondern unter anderem auch wegen des hohen Frauenanteils. Es sei ein Semester gewesen, "mit dem und in dem viel gesprochen wurde". Und in dem es "keinerlei schulische Probleme gab", lobte Jank. Man habe es aber wohl geschafft, "jeden Lehrer einmal an seine Grenze zu bringen" erklärte daraufhin die Semestersprecherin Magdalena Eitel. Sie ließ stichpunktartig die Schulzeit Revue passieren und erinnerte an die Seminare in Pappenheim und Triesdorf, Betriebsbesichtigungen und den Besuch der Grünen Woche in Berlin. Nach der Meisterhausarbeit hätten sich dann "Erschöpfung und Erleichterung" breitgemacht.

Für diejenigen Schüler, die erst ein Semester Landwirtschaft hinter sich haben, sprach Christian Tröster, der das gute Miteinander von Lehrkräften und Schülern lobte. Probleme hätten stets offen besprochen werden können. Gerade für die gesellschaftlichen Diskussionen habe sich der Rhetorikunterricht bezahlt gemacht. Der Jahrgang selbst habe das Zwischenziel komplett erreicht.

Für die Hauswirtschaft richtete deren Schul- und Semesterleiterin Ingrid Bär das Wort an die Anwesenden. Ihre Absolventinnen hätten selbst mit der Dekoration zur Schulschlussfeier für einen würdigen Rahmen gesorgt, wie sie betonte. Mit 21 Teilnehmerinnen sei der Jahrgang gestartet, 16 hielten bis zum Ende durch. Hinter ihnen liegen satte 660 Unterrichtsstunden. Alle hätten "bemerkenswerte Leistungen" erbracht und so "ein Fischernetz mit vielen Wissensknoten geknüpft, mit dem sie nun jeden noch so kleinen Fisch fangen können". Dank der persönlichen und beruflichen Reife könnten die Absolventinnen nun guten Gewissens entlassen werden. Zum Abschied gab es für jeden eine Pflanze namens "Zaubernuss", mit der Bär die Erstsemester verglich. Blütezeit sei im März und der Wuchs stark, straff und aufrecht - so treffe es auch auf den nun verabschiedeten Hauswirtschaftsjahrgang zu. Nun gelte es, analog zu dem Gewächs langsam, aber beharrlich zu wachsen und "sich nicht so einfach zurückschneiden zu lassen".

Barbara Borzner, Anette Sippel und Tamara Wagner blickten als scheidende Studierende auf ihr Semester zurück, das "viele Aha-Effekte" geboten und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit geschärft habe. Wie der Silberlöffel wieder silbern wird und wie man eine im Heu gedämpfte Rehkeule zubereitet, gab es unter anderem zu lernen. Am Ende oblag es Jochen Röthenbacher, einem der vier Vorsitzenden des VLF (Verband für landwirtschaftliche Fachbildung) Gunzenhausen-Weißenburg, die Damen und Herren in den jeweils zuständigen Verband aufzunehmen. Umrahmt wurde die Feierstunde vom Akkordeonduo "Der Fritz und i".