Rednitzhembach
Sven Erhardt triumphiert

SPD-Kandidat gewinnt nach Podiumsdiskussion Abstimmung im Publikum – Kratzer auf Platz zwei

19.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:22 Uhr

Abstimmungserfolg: SPD-Kandidat Sven Erhardt (rechts) gewinnt nach der Podiumsdiskussion bei Kolping die Wahl im Publikum vor Hermann Kratzer (links) und CSU-Kandidat Volker Bauer (2.v.r.) und Andreas Hofmann von den Grünen (2.v.l.). Geleitet wird die Diskussion von Frank Hauenstein und Theo Rauch (Mitte) - Foto: Schmitt

Rednitzhembach (HK) Ginge es nach den Zuhörern einer Podiumsdiskussion des Kolpingbezirksverbands Roth, würde der SPD-Kandidat Sven Ehrhardt in den Landtag einziehen. 34 von 91 Stimmen entfielen bei der Abstimmung nach einer zweistündigen Redeschlacht auf den 24-jährigen Rother.

Der Gredinger Hermann Kratzer von den Freien Wählern (FW) erhielt 29 Stimmen, auf Volker Bauer (CSU) aus Kammerstein entfielen 22 und auf Andreas Hofmann (Grüne) 3 Stimmen. Der Landkreiskandidat der FDP hatte wegen eines anderen Termins abgesagt. Die Linke war nicht angefragt worden.

Den Kolpingverband könnte man als die Arbeitnehmervertretung innerhalb der katholischen Kirche bezeichnen. Entsprechend nahmen die Themen Jugend und Familie den breitesten Raum ein.

Insgesamt waren die inhaltlichen Konflikte zwischen den vier Parteienvertretern äußerst überschaubar. Lediglich bei Studiengebühren und dem Staatshaushalt schlugen die Wellen etwas höher. Für Verbraucherfragen und Arbeitsmarkt blieb kaum noch Zeit.

„Die Finanzen des Freistaats sind keineswegs ausgeglichen“, kritisierte Hermann Kratzer eine Behauptung seines CSU-Wettbewerbers. „Die zehn Milliarden Verlust der Landesbank sind einfach ausgegliedert worden“, rechnete der FW-Kandidat vor. Als Volker Bauer erklärte, er sei schon immer gegen Studiengebühren gewesen, traf ihn die harte Kritik von Sven Ehrhardt. Es sei unredlich, so der SPD-Youngster, wenn die CSU heute nach erfolgreichem Volksbegehren behaupte, sie habe Studiengebühren schon immer abgelehnt.

Sven Ehrhardt forderte ferner eine bessere Ausstattung der Kinderbetreuung und bezeichnete Bayern als „Schlusslicht in Deutschland“ bei den Einrichtungen der frühkindlichen Bildung. Zugleich sah er in der Jugendpolitik ein wichtiges Feld für die Zukunft. „Oberstes Ziel muss die Integration in Ausbildung und Beruf sein, denn wir brauchen angesichts des Fachkräftemangels jeden“, sagte der SPD-Kreisvorsitzende Ehrhardt.

Am weitesten ging in Sachen Kinderbetreuung Andreas Hofmann. „Sie darf für Eltern nichts kosten“, meinte der Grünen-Politiker. „Im Koalitionsvertrag von FDP und CSU steht das schon“, führte Hermann Kratzer an. „Hier gibt es nur ein Umsetzungsdefizit.“

Bauer betonte, man könne sich nur über Sozialpolitik unterhalten, wenn man eine vernünftige Wirtschaftspolitik mache. Den Status Bayerns sah er als Ergebnis „eines Erfolgswegs der CSU“ an. Ein Drittel seines Haushalts oder 16 Milliarden Euro wende der Freistaat pro Jahr für Bildung auf. „Diese gute Politik muss weitergehen“, sagte Bauer und nannte als einen Grund dafür eine Jugendarbeitslosigkeit in Bayern von unter drei Prozent.

Zugleich verteidigte Bauer das Betreuungsgeld. „Wir sind sehr für die Wahlfreiheit der Familien“, so der CSU-Kreisvorsitzende. Für Sven Ehrhardt existiert sie nicht immer. „Hat die alleinerziehende Aldi-Verkäuferin wirklich eine Wahl“, fragte Erhardt.

In jedem Betrieb sollten mindestens zehn Prozent der Beschäftigten Auszubildende sein, forderte FW-Kreisvorsitzender Hermann Kratzer. Zugleich sprach er sich für den Erhalt von wohnortnahen Schulstandorten aus. „Ich will keinen Schüler-Tourismus.“

Andreas Hofmann sah explizit Handlungsbedarf für benachteiligte Jugendliche. Das Geld sei da, doch niemand wolle für sie Lehrgänge anbieten, sagte der aktive Gewerkschafter, der für die Arbeitnehmer als Vize im IHK-Präsidium sitzt.

Sven Ehrhardt lenkte den Blick auch auf die Entwicklung im Landkreis und verlangte „eine Aufwertung des ländlichen Raums, um ihn attraktiv für junge Menschen zu machen“. Er sehe insbesondere für den Süden „eine starke Abwanderung infolge schlechter Infrastruktur, geringer Arbeitsplätze und fehlender Kinderbetreuung“.

In der kurzen Diskussion mit dem Publikum ergriff Helmut Johach vom Kreisverband der „Linken“ das Wort. Er warf der SPD vor, „unsere Forderungen für eine wirklich soziale Politik übernommen zu haben“. Ferner sah er die Gesetzgebung in der Regierungszeit der Sozialdemokraten als Hauptursache für soziale Verwerfungen. „Altersarmut, geringe Löhne, Leiharbeit und Befristung sind alles Folgen der Hartz-Gesetze“, kritisierte Johach.

Dass SPD-Kandidat Sven Ehrhardt dennoch bei der nichtrepräsentativen Abstimmung triumphierte, verdankt er gewiss auch der guten Mobilisierung seiner Partei. Zahlreiche Genossinnen und Genossen aus dem nördlichen Landkreis wollten erleben, wie sich ihr Kandidat bei der zweiten Podiumsdiskussion des anlaufenden Landtagswahlkampfs schlägt. Den Reigen eröffnet hatte der Hilpoltsteiner Kurier bei seiner Diskussionsrunde zur Hilpoltsteiner Gewerbeschau bereits im Oktober 2012.