Offenbau
Diskussion über Flüchtlingsunterkunft

Georg Küttinger stellt bei Bürgerversammlung in Offenbau mögliches Szenario vor – Kaum Einwände

09.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Etwa 20 unbegleitete Jugendliche könnten im ehemaligen Gasthaus der Familie Bernreuther in Offenbau Platz finden. Für eine solche Variante wirbt Bürgermeister Georg Küttinger (rechts). - Foto: Leykamm

Offenbau (HK) Durchaus offen stehen die Bürger von Offenbau Überlegungen gegenüber, in der ehemaligen Wirtschaft der Familie Bernreuther in Offenbau Flüchtlinge unterzubringen. Das ist in der Bürgerversammlung am Donnerstagabend deutlich geworden.

Vergleichsweise offen sprachen die rund 80 Anwesenden über die Thematik, benannten auch Sorgen und Ängste – etwa beim gemeinsamen Schulweg mit den einheimischen Mädchen, wenn junge männliche Flüchtlinge untergebracht werden sollten. Das ist nämlich eine Variante, die Bürgermeister Georg Küttinger ins Spiel brachte. Die jungen Flüchtlinge setzten doch alles daran, hier bleiben zu dürfen und einen Beruf erlernen zu können, lautete ein Gegenargument. Deshalb wollten sie auf gar keinen Fall negativ auffallen.

Insgesamt kam es schon einmal sehr gut an, dass überhaupt relativ frühzeitig über eine mögliche Unterbringung von Asylbewerbern gesprochen wurde. Damit wurde nämlich ein mögliches Ärgernis umschifft: Ein ähnliches Projekt wurde 2012 letztlich zu Fall gebracht, weil die Dorfbewohner vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden drohten. Damals regte sich großer Protest.

Auch sonst hätten sich die Zeiten stark geändert, machte Küttinger anhand weniger Zahlen deutlich. Vor drei Jahren noch gab es keine 100 Asylbewerber im Landkreis Roth – derzeit sind 931 dezentral untergebracht, hinzukommen jene 1500, die in der Rother Kaserne als Außenstelle der Zirndorfer Erstaufnahmeeinrichtung untergebracht sind. Im Gebiet der Marktgemeinde Thalmässing leben derzeit 40 Asylbewerber – vier von ihnen in Eysölden, alle anderen im Kernort. Dort sei eine Unterbringung auch nach wie vor sehr sinnvoll, wie Küttinger betonte. Allerdings gingen die Kapazitäten langsam zur Neige.

Hier wie anderswo; der bevorstehende Winter könnte den Landkreis zu drastischen Maßnahmen zwingen, befürchtete der Gemeindechef. So sei nicht auszuschließen, dass Turnhallen für den Unterricht gesperrt würden, um Platz für Flüchtlingen zu schaffen. Es sei besser, jetzt grünes Licht für eine Unterbringung in dem leerstehenden Gebäude in Offenbau zu geben als im Januar vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.

Diese Sichtweise bildete auch den allgemeinen Tenor bei der Bürgerversammlung. Jetzt gebe es noch Steuerungsmöglichkeiten, die es zu nutzen gelte. Und so stieß der Vorschlag Küttingers, sich um unbegleitete Minderjährige zu bemühen, auf die größte Sympathie. Hier sei eine Betreuung in größtmöglichem Umfang gewährleistet, sagte der Bürgermeister, auch in Greding habe man diesbezüglich sehr gute Erfahrungen gemacht, gab Küttinger Erfahrungen seines Amtskollegen Manfred Preischl weiter.

Küttinger geht derzeit von zwei Gruppen zu je zehn jungen Männern aus, die in Offenbau untergebracht werden könnten. Hoffnung auf eine befristete Lösung konnte er freilich aufgrund der aktuellen Weltlage nicht machen. Und auch nicht ausschließen, dass letztlich doch mehr Jugendliche untergebracht werden müssten. 20 Personen entsprächen immerhin schon einem Anteil von fünf Prozent der Bevölkerung in Offenbau, gab ein Mann aus dem Publikum zu bedenken. Das seien zu viele, um sie etwa in Vereinsangebote sinnvoll integrieren zu können, so ein anderer. Vielleicht gebe es die Möglichkeit, erst einmal nur zehn Jugendliche in dem Haus unterzubringen – wenn die Gemeinde gleichzeitig den Vermietern im Gegenzug finanziell unter die Arme greife, so eine Anregung.

Prinzipiell aber stand man dem neuerlichen Vorstoß, dass wieder Leben in das Gebäude einzieht, positiv gegenüber. Gerne werde man das Angebot von Landrat Herbert Eckstein zu einer Informationsveranstaltung zu dem Thema annehmen, kam man schließlich überein.