Obermässing
Start in die Ferien ohne Ende

Grundschule Obermässing verabschiedet Rektor Wolfram Osgyan in den Ruhestand

30.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:50 Uhr

Auf zur Elchjagd: Die Viertklässer haben einen Vorschlag, wie Wolfram Osgyan die Zeit des Ruhestandes nutzen kann.

Obermässing (HK) Der Lehrer aus Leidenschaft nimmt seine Versetzung in den Ruhestand mit einem Strahlen auf. Meistens zumindest. Denn an der einen oder anderen Stelle des Programmablaufs werden die Augen von Wolfram Osgyan feucht. Der Obermässinger Rektor hat seinen letzten Schultag.

Ein bisschen muss sich Christian Hobauer, der die Nachfolge von Wolfram Osgyan antritt und dessen Abschiedsfeier still verfolgt, vorkommen wie Bayern-Trainer Pep Guardiola: Wie kann er die Erfolge des Vorgängers noch toppen? Ein schwieriges, wenn nicht gar unmögliches Unterfangen, nimmt man die Lobeshymnen zum Maßstab, die sämtliche Redner auf den scheidenden Rektor halten. Denn am letzten Schultag vor den Sommerferien in Bayern bekommt auch der Mann an der Spitze der kleinen Grundschule sein Zeugnis. Es ist eine Eins – mit dickem, fettem Stern.

Das denkbar größte Kompliment bekommt der 64-Jährige von den Grundschülern, noch bevor sie zur Tat schreiten und ihre vielen sorgsam und liebevoll einstudierten Beiträge zum Besten geben: Denn nach der Zeugnisausgabe rennen sie nicht auf und davon in die Ferien, sondern bleiben brav, um den Abschied des Rektors zu gestalten. Ein letztes Mal führt der weißhaarige Mann mit dem Kinnbart Regie, die Kinder sollen sich setzen, die Ehrengäste heranrücken: „Kommen Sie näher, treten Sie heran!“ Als jederzeit nahbar und umgänglich wird Osgyan später von seinem Lehrerkollegen Alois Gerngroß beschrieben werden.

Er habe ihn erst ab 2008 erlebt, sagt Bürgermeister Manfred Preischl, seit jenem Jahr im Amt. Osgyan hatte da schon die Hälfte seiner Zeit in Obermässing hinter sich. Er habe sehr gut und in angenehmer Atmosphäre mit ihm arbeiten können, so Preischl, obwohl sich der Rektor sehr für seine Schule und seine Schüler eingesetzt habe – was die Kommune auch manchmal Geld kostete. „Alles, was wie ein Problem aussah, haben wir gelöst.“ Zudem sei ihm das gute Miteinander der Schule mit den örtlichen Vereinen aufgefallen, sagte der Bürgermeister. „Jetzt geht der Kapitän von Bord.“

Mit ihm gehe eine Ära in Obermässing zu Ende, bescheinigte die Schulamtsdirektorin Ingrid Dröse Osgyan, nach Stationen in Allersberg, Meckenhausen und Heideck in seiner insgesamt 42-jährigen Dienstzeit hat er 2003 die Verantwortung für die Schule in Obermässing übernommen. „Sie können mit Stolz, Dankbarkeit und Zufriedenheit zurückblicken“, sagte sie. Mehr als 1000 Kinder habe er ein Stück weit begleitet, „mit Geduld und Konsequenz“. Dabei sei ihm die werteorientierte Erziehungsarbeit immer ein Anliegen gewesen, so habe er es geschafft, aus der Obermässinger Grundschule „ein pädagogisches Kleinod zu machen und es zu bewahren“.

Auch die Elternbeiratsvorsitzende Martina Mödl attestierte dem Rektor, bei ihm habe die Herzensbildung der Kinder immer an oberster Stelle gestanden – und nicht immer der Lehrplan. Sie danke ihm, „dass unsere Kinder ihnen immer am wichtigsten waren“.

Ein wenig aus dem Nähkästchen plauderte Gerngroß, der über Osgyan sagte, dass er nie den Chef herausgekehrt habe, sondern mit Tatkraft vorangeschritten sei. Als Lehrer habe man „eine wohldosierte Leinenlänge“ gespürt, der Schulleiter habe Vertrauen in sein Kollegium gesetzt: „Ja, unser Chef hat uns gelobt.“ Nicht nur: Jedes Jahr vor Weihnachten spendierte der passionierte Jäger dem Kollegium ein vorzügliches Essen mit selbst erlebtem Wild – „das macht ihm so schnell keiner nach“.

Das Hobby – Osgyan schreibt auch Lehrbücher über die Jagd – greifen auch die Kinder bei ihren vielen Beiträgen gerne auf. Er könne jetzt einen Jägerstand erbauen oder in Amerika auf Bärenjagd gehen, schlagen die Zweitklässer als Beschäftigungen im Ruhestand vor. Von den Viertklässern bekommt er einen gebastelten Elch, schließlich warten auch in Skandinavien interessante Jagdgebiete.

Beschenkt mit beschrifteten Herzen, einer Stadtansicht des ehemaligen Stadtbaumeisters und Malers Josef Marschall, einer Tasse mit der Aufschrift „Ich habe fertig“ und einigen Dingen mehr, schreitet schließlich Wolfram Osgyan selbst zum Rednerpult. „Ich bin das letzte Hindernis auf dem Weg in die Ferien“, sagt er scherzhaft. Wird aber dann noch emotional und dankt all denjenigen, die ihn auf seinem langen Weg begleitet haben. „Ich war gerne an dieser Schule“, sagt er über seine letzte Station, „ich bin bis zum letzten Tag mit Freude hier reingegangen.“ Bereits im Alter von acht Jahren habe er beschlossen, Lehrer zu werden. Und es nicht bereut: „Ich habe die Kinder geliebt und den Beruf geliebt.“ Obermässing habe ihm ein Maximum an Lebensqualität beschert, „dafür bin ich unendlich dankbar“.