Obermässing
Hotels für selten gewordene Gäste

Grundschüler in Obermässing basteln mit dem Obst- und Gartenbauverein Nistplätze für Wildbienen

16.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

Mit vereinten Kräften: Die Jungs aus der vierten Klasse haben die Muster vorgezeichnet, anschließend werden die Löcher für die Brutgänge ins Holz gebohrt. - Foto: Steimle

Obermässing (HK) Die jungen Hoteliers wünschen sich, dass es bald summt und brummt. Die Schüler der Grundschule Obermässing haben mit dem Obst- und Gartenbauverein (OGV) zwei Hotels für Wildbienen gebaut. Gemeinsam sägten und bohrten die Kinder mit vielen freiwilligen Helfern.

Schilf, Holz, Konservendosen und Klopapierrollen: Jedes Zimmer soll möglichst behaglich für die krabbelnden und schwirrenden Gäste eingerichtet werden. Dabei gibt es aber einiges zu beachten, wie OGV-Vorsitzende Marion Metzger und Birgit Helbig vom Landesbund vom Vogelschutz den Helfern erklären.

Dosen wie auch Klorollen sollen mit den geschnittenen Stängeln befüllt werden. "Dabei muss man darauf achten, dass die Knoten des Schilfs hinten liegen, damit sie einen natürlichen Verschluss bilden", sagt Metzger. Dicht an dicht müssen dann die Schilfhalme in die Dosen gepresst werden, damit sie richtig fest sitzen, auch die Dosen selbst werden im Insektenhäuschen mit Gips befestigt. "Das ist wichtig, denn wenn die Brut darin abgelegt ist, sollte sich das Häuschen nicht mehr bewegen, sonst stirbt sie ab", fügt Helbig beim Bau hinzu.

Die Kinder wissen das schon alles, denn Helbig hat vor der Bastelaktion einen Vortrag gehalten. Deshalb wollen sie lieber loslegen. Während in den ersten drei Klassen die Stängel zugeschnitten werden, sind die Viertklässler fürs Bohren der Brutröhren zuständig. Doch die Holzscheite sollen nicht nur unterschiedlich große Gänge bieten, sondern auch schön aussehen. Jede Gruppe darf darum auf Papier ein Muster entwerfen. "Ich male eine Sahnetorte", erklärt Max sein Bild, daneben gesellen sich ein Smiley und ein Stern. Währenddessen packen einige Großväter, die zum Helfen gekommen sind, ihre Bohrmaschinen aus und erkundigen sich bei Helbig, wie tief und breit die Löcher werden sollen. Etwa sieben Zentimeter, vor allem dürfe nicht durchgebohrt werden, erklärt die freie Naturgartenplanerin. "Die Brutgänge müssen sauber und glatt gearbeitet sein." Denn nirgends dürfen Spieße hervorstehen, an denen sich die Tiere die Flügel verletzen können. Das kam auch im Vortrag zur Sprache: Damit die Kinder wissen, was künftig im Inneren der Hotels geschieht, hat Helbig ihnen Querschnitte mitgebracht und ihnen erklärt, was vom Ei bis zur Biene passiert. "Sie hat es geschafft, die Erstklässler wie auch die Älteren ins Boot zu holen, damit der Vortrag für alle interessant war", sagt Schulleiter Christian Hobauer, "das ist bei der Altersspanne gar nicht so einfach."

In den anderen Zimmern wird derweil schon geschnitten und gesägt. Florian hat bereits eine ganze Klorolle mit Schilf gefüllt, er findet, dass das Zuschneiden mit der Schere ganz gut klappt. Seine Banknachbarn haben mehr Probleme, mit der Hilfe von Lehrer Gerhard Netter greifen sie zur kleinen Säge, um die Stängel auf die passende Größe zu stutzen. Nebenan erledigt man das in einem Rutsch. Die beiden Schülerinnen haben ihre Dose gefüllt und versuchen nun, die überstehenden Halme alle auf einmal abzusägen. Die Kinder sind so konzentriert bei der Arbeit, dass niemand auf die Pausenglocke reagiert.

Egal welches Muster, ob Sahnetorte, sanfte S-Kurve oder Zahlen - im Werkraum wird konzentriert gebohrt. Die Großväter machen es vor und dann dürfen die Schüler ran - bei Max etwa sieht man, dass er das Werkzeug nicht zum ersten Mal in der Hand hat. "Ich mache gerne handwerkliche Sachen", sagt er, dann wendet er sich wieder dem Holzstück zu, in das unterschiedlich große Löcher gebohrt werden. "Die Wildbienen sind unterschiedlich groß und suchen sich die Öffnungen nach ihrer Körpergröße aus", sagt Helbig. Nicht nur was ihr Hotelzimmer angeht, haben die Insekten unterschiedliche Vorlieben, auch ihr Büfett muss verschiedene Geschmäcker bedienen. Viele tragen ihr Lieblingsessen schon im Namen: die Natternkopf-Mauerbiene oder die Glockenblumen-Sägehornbiene etwa. "Gerade sie brauchen am meisten Unterstützung", erklärt Helbig.

Deshalb werden sich die Kinder bald Gedanken über die Bepflanzung rund um das Hotel machen. Eines soll an der Schule, ein anderes auf einer Streuobstwiese, die der OGV gemeinsam mit den Schülern pflegen will, aufgestellt werden. "Nun wissen wir auch, warum unser bisheriges Bienenhotel nicht angenommen wurde", sagt Hobauer. Es fehlen die entsprechenden Pflanzen in der Nähe, "außerdem steht es im Schatten." Den Touristen kann es keiner verdenken - wie ihre menschlichen Gegenstücke lieben sie die Sonne.

Für das ganze Vegetationsjahr hat sich der OGV verschiedene Aktionen ausgedacht. "Wir nehmen am bayernweiten Wettbewerb Streuobstwiese teil und wollen etwas gegen das Insektensterben tun und die Kinder für die Natur begeistern", sagt Metzger. Im Ferienprogramm sollen Nisthilfen gebaut und Blühstreifen angelegt werden, außerdem sollen Bäume gepflanzt werden. Dazu kommen eine Mostaktion und eine Apfelverkostung.