Obermässing
Dem Messegerät entgehen weder Mauern noch Löcher

02.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:08 Uhr

Lena Kühne vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege untersucht mit Hilfe der magnetischen Prospektion die Fläche, auf der einst eine frühmittelalterliche Burganlage stand, im Hintergrund der Ort Häusern. Die Steine im Vordergrund gehören zum 2003 ergrabenen Kammertor. - Foto: Schultheiß

Obermässing (HK) Die Wasserburg Greuth nördlich von Obermässing wird derzeit im Rahmen des Forschungsprojekts des Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz "Reiterkrieger, Burgenbauer, die frühen Ungarn und das Deutsche Reich vom 9. bis zum 11. Jahrhundert" genauer untersucht.

Stipendiat Lukas Werther erforscht dafür unter der Projektleitung von Professor Peter Ettel von der Universität Jena viele frühmittelalterliche Burganlagen in Bayern. Weil die Siedlungslandschaft um Höbing bei den Grabungen im Rahmen des Baus der ICE-Trasse sehr gut erforscht ist, fiel Werthers Wahl auch auf Greuth.

Die Anlage wurde vor mehr als zehn Jahren entdeckt, als Johann Heindl aus Obermässing auffiel, dass er beim Pflügen eines Feldes in der Schwarzachaue Unmengen großer und kleiner Kalksteine herausackert. Da es solche Steine nur auf den umliegenden Jurahöhen, aber nicht im Schwarzachtal gibt, erzählte Heindl dies dem damaligen Kreisheimatpfleger Ernst Wurdak nach einer Führung auf der Burg Hofberg.

Die auf der Fläche aufgelesenen Keramikscherben deuten auf eine frühmittelalterliche Anlage hin, die 1998 in die bayerische Denkmalliste eingetragen wurde. 2002 erforschte der Mittelalter-Archäologe Volker Herrmann aus Hilpoltstein zwei Wochen durch eine Sondierungsgrabung den Mauerbereich. 2003 fand er bei einer Lehrgrabung mit Studenten der Universität Bamberg ein Kammertor aus Mörtelmauerwerk, was belegt, dass es sich bei der Niederungsburg um ein Denkmal aus karolingisch-ottonischer Zeit handelt. Beide Grabungen unterstützte Johann Heindl nach Kräften, es macht ihn stolz, dass er Besitzer des Ackers mit solch einem bedeutenden Bodendenkmal ist. Er wandelte den Acker in Grünland um, das von Schafen abgeweidet wird. Dadurch zerstört der Pflug das Denkmal nicht mehr. Belohnt wurde Heindl dafür vor zweieinhalb Jahren mit der Bayerischen Denkmalschutz-Medaille.

Zusammen mit einem Forschungsteam vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter der Leitung des Geophysikers Jörg Fassbinder wurde vor wenigen Tagen die Fläche mit einem Gerät begangen, das einen provisorischen Eindruck macht, aber hochprofessionell ist.

Weil jedes Metallstück die Messungen verfälschen würde, dürfen weder Gestell noch Verbindungsteile Metall enthalten. Also sind die Kabel und die Sensoren im Abstand von einem halben Meter mit Paketklebeband an einem Holzgestell befestigt. Lena Kühne vom Landesamt trug das Messgerät gleichmäßig über den Acker, jeweils in der Mitte von zwei im Meterabstand gespannten Schnüren. Das Gerät zeichnet Störungen im Bodenaufbau beispielsweise durch eine Mauer, einen aufgefüllten Graben oder Löcher auf. Ein Rechner setzt die Messpunkte zu einem Bild zusammen, auf dem noch im Boden steckende Strukturen wie Mauerzüge, Gräben oder die Innenbebauung sichtbar werden sollen. Bei dieser Art der Erforschung wird das Denkmal nicht zerstört wie bei Ausgrabungen – ein großer Vorteil.

Ergänzt wird das Verfahren durch Bohrsondagen, denen beispielsweise entnommen werden kann, ob das Gelände von der Schwarzach häufig überschwemmt war oder ob der Flusslauf früher anders verlief, erläutert Werther.

Für das Projekt untersuchte man auch das Umfeld der Anlage, Mitarbeiter schwärmten erfolgreich aus und begingen die Felder auf der Suche nach unglasierter Keramik. Auch die Lesefunde der ehrenamtlichen Sammler Johann Heindl, Paula Waffler und Albert Hofbeck begutachtete Werther und nahm besonders interessante Stücke mit, um sie wissenschaftlich zu bearbeiten.

Werther nahm auch Kontakt auf mit Ernst Wurdak und Kreisheimatpfleger Georg Schultheiß, um möglichst viele Informationen zu sammeln. Auf Anregung der Heimatkundler versprach Werther, über die neuen Erkenntnisse bei einem Vortrag und einer Führung vor Ort zu informieren. Dies kann aber nicht vor Herbst sein, da erst sowohl die Lesefunde als auch die magnetischen Messungen ausgewertet werden müssen. Die Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben.