Nürnberg
Pfusch in der Lagune

Seit der Eröffnung scheinen die Schadensmeldungen im Nürnberger Zoo nicht abzureißen

31.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

The Show must go on: Keine Pause für die Delfine, auch wenn ihre teuere Lagune nun auch noch ein teures Leck hat - Foto: Pelke

Nürnberg (HK) Alt ist sie noch nicht, die Delfinlagune im Tiergarten Nürnberg. Trotzdem sind die Becken bereits so marode, dass die Stadt sie teuer sanieren muss. Freilich will man dabei die ausführenden Firmen in die Pflicht nehmen.

Während der Sanierungsarbeiten sollen die Delfin-Shows weitergehen. Einen Treppenwitz der Geschichte liefert der Tiergarten unfreiwillig derzeit mit seiner kaputten Delfinlagune. Weil die funkelnagelneuen Delfinbecken ein dickes Leck haben, muss das 45 Jahre alte und eigentlich stillgelegte Delfinarium für über eine Million wieder reanimiert werden. Nach diesem Salto rückwärts muss freilich auch noch die Lagune aufwendig saniert werden. Wer dafür aufkommen muss, das steht noch in den Sternen.

Erst vor vier Jahren wurde die „Lagune“ mit großem Tamtam eingeweiht. Nun muss die alte Anlage wiederbelebt werden, damit die neue repariert werden kann. Wenn es nicht so teuer wäre, könnte man fast darüber lachen. Aber die schöne neue Flipper-Welt ließ sich die Stadt freilich jede Menge kosten. 31 Millionen Euro blätterte der städtische Zoo am Ende für die „naturnahe Freianlage“, die sich harmonisch in das Landschaftsbild des Tiergartens einfügen sollte, auf den Tisch. In Nürnberg sollten die Großen Tümmler das erste Außenbecken Deutschlands bekommen.

Pfusch am Bau hat es trotz der hochtrabenden Ambitionen offensichtlich reichlich gegeben. Besonders bizarr mutet ein Konstruktionsfehler der Lagunenbecken an. Direkt unterhalb des Beckenrandes kann durch eine Spalte permanent Salzwasser austreten. Mittlerweile hat der Tiergarten einfach den Stöpsel gezogen und den Wasserspiegel gesenkt, damit das Meerwasser nicht mehr austreten kann. Das hat man freilich erst gemacht, als bereits viele Bäume in einem 1000 Quadratmeter großen Waldstück unterhalb der Lagune eingegangen waren.

Freilich schaut die Poollandschaft mit dem tiefen Wasserstand nicht mehr ganz so toll aus. Die Stadt will sich mit dieser Notlösung nicht zufrieden geben. „Die Absenkung des Wasserspiegels der Lagune stellt eine Zwischenlösung dar. Unser Ziel ist es aber, den Interimsstatus zu beenden und eine dauerhafte und sichere Lösung zu realisieren“, sagte der für den Tiergarten zuständige Bürgermeister Christian Vogel (SPD). Bei der Lagune liegt allerdings noch mehr im Argen. Seit der Eröffnung der Lagune scheinen die Schadensmeldungen niemals ganz abgerissen zu sein. Deshalb wird nicht nur die dauerhafte Abdichtung der Lagune geplant.

Parallel sollen andere Baumängel behoben werden. Kurioserweise rosten Teile der Becken durch das Salzwasser. Um die Korrosion der Bewehrung im Beton zu stoppen, soll ein „kathodischer Korrosionsschutz“ verlegt werden, kündigte Petra Waldmann, die technische Leiterin des städtischen Hochbauamtes an. Das seien Titandrähte, die unter elektrische Spannung gesetzt werden. So könne verhindert werden, dass Salz die Stahlteile zersetzt. Zum Schutz der Delfine würden die elektrischen Drähte in Rohren versteckt. Langfristig könne die Korrosion sogar die Standfestigkeit beeinträchtigen, so Waldmann.

Der Korrosionsschutz beeinträchtigt das Wohlbefinden der Tiere laut Tiergarten nicht. Der Elektronenfluss sei so niedrig angesetzt, dass er von den Meeressäugern nicht wahrgenommen werden könne.

Die Ertüchtigung des alten Delfinariums soll im Herbst starten. Die Arbeitens sollen ein halbes Jahr dauern. Anschließend soll Sanierung der Lagune Zug um Zug erfolgen. Nach heutigem Stand sollen fast alle Delfine während der Bauarbeiten in Nürnberg bleiben. Nur ein Männchen soll ausquartiert werden. Damit die edlen Meerestiere trotz Sanierung den Zuschauern gezeigt werden können, soll die Lagune schön der Reihe nach und Becken für Becken saniert werden.

Für die Umbauarbeiten muss das Salzwasser aus den einzelnen Becken freilich abgelassen werden. In die Lagune passen insgesamt rund 5500 Kubikmeter Salzwasser. Um zu verhindern, dass Staub und Dreck in die Lagune gelangen kann, sollen die Becken während der Bauarbeiten von einem Zelt überdacht werden. Im nächsten Jahr sollen zunächst zwei der fünf Lagunenbecken saniert werden. Wenn alles gut läuft, sollen anschließend die nächsten Becken an die Reihe kommen.

Wer die Kosten für die Sanierung übernimmt, ist freilich noch fraglich. Bürgermeister Christian Vogel hat kürzlich bei einer Pressekonferenz mit Tiergarten-Direktor Dag Encke angekündigt, dass die Stadt die Sanierungskosten bei den für die Schäden verantwortlichen Firmen und Planern geltend machen wolle. Sollten sich die Firmen oder deren Versicherungen weigern zu zahlen, wolle die Stadt vor Gericht ziehen, kündigte Vogel kämpferisch an. Im schlimmsten Fall könnten die Besucherzahlen des Tiergartens zurückgehen und die Stadt Nürnberg am Ende auf den happigen Sanierungskosten sitzen bleiben.