Neumarkt (HK) Franz Ehrnsperger ist ein Pionier der ökologischen Braukunst. Vor über 30 Jahren haben viele Berufskollegen den Inhaber des Neumarkter Lammsbräu belächelt, als er die Idee hatte, Bier nach streng ökologischen Maßstäben zu produzieren.
Heute kann der inzwischen 70-Jährige gelassen auf sein Werk schauen. Der Erfolg hat ihm nämlich recht gegeben. Die Neumarkter Lammsbrauerei ist inzwischen zur deutschlandweit größten Öko-Braustätte aufgestiegen. 21 Sorten werden inzwischen gebraut, vom traditionellen Hellen "Urstoff" bis zum "Zisch", dem "Weißen" in Hell und Dunkel, Dinkel - und glutenfreiem Bier bis zu den verschiedenen Alkoholfreien, deren Anteil kräftig zugenommen hat.
Die Lammsbrauerei - eine Familienbrauerei, deren Historie sich bis zum Jahr 1628 zurückverfolgen lässt - hat sich auf die Fahnen geschrieben, im Einklang mit der Umwelt Bier herzustellen. 130 Landwirte aus der Region, die zu einer Erzeugergemeinschaft zusammengeschlossen sind, liefern die gentechnik- und pestizidfreie Braugerste, die in der hauseigenen Mälzerei verarbeitet wird. Gleich nach der Ernte liefern die Bauern das Getreide an. Sie erhalten sofort ihr Geld, etwas mehr als sonst üblich, weil die Anstrengungen auch belohnt werden sollen. Durch langfristige Verträge haben die Öko-Landwirte Planungssicherheit. Auf Augenhöhe mit den Lieferanten zu arbeiten, gehört zu den Prämissen der Brauerei.
Den hohen Qualitätsanspruch sichert die Verwendung von Aromadoldenhopfen, den Bio-Hopfenbauern aus der Region um Erlangen liefern und die zum Spalter Siegelbezirk gehören. "Dort wurde schon länger als in der Hallertau Hopfen angebaut", erläutert Susanne Horn, die Generalbevollmächtigte von Lammsbräu. Viele andere Brauereien verwenden Hopfenpellets oder Extrakte. "Die Aromahopfen-Dolden haben deutlich mehr Vitamine", betont Horn. Die dritte Zutat für ein wohlschmeckendes, süffiges Bier ist natürlich das Wasser. Die Lammsbrauerei verfügt über einen eigenen, biozertifizierten Brunnen. Wer "nur" Wasser allein trinken will, der wird seit dem Jahr 2009 mit dem Bio-Mineralwasser "BioKristall" bedient. Die Bio-Limonade "now" gibt es in zahlreichen Sorten und für jeden Geschmack ist etwas dabei von "Tropical Summer" bis zu "Pink Rhabarber".
Zur Unternehmensphilosophie der Lammsbrauerei gehört es, die Produktionsabläufe im Hinblick auf Ressourcen- und Energieeffizienz sowie Umwelt- und Wasserschutz zu optimieren. Selbstverständlich ist es, dass nur wiederverwertbare Glasflaschen verwendet werden. Geplant sind kompostierbare Etiketten, die man mit veganem Klebstoff an den Flaschen anbringen kann. Die Heizkessel werden bald von Gas auf Hackschnitzel aus der Region umgestellt und eine Biogasanlage soll mit Biokleegras betrieben werden. "Für die Herstellung der Bio-Limonaden möchten wir gerne Bio-Rübenzucker aus der näheren Umgebung verwenden, den es aber noch nicht gibt", blickt Horn in die Zukunft. Bauern werden deshalb ermuntert, auf Zuckerrüben umzusteigen. Die Umsatzsteigerung hat zur Folge, dass jetzt ein neuer Gärkeller und eine Lagerhalle errichtet werden. "Dann ist Schluss, weil wir keinen weiteren Platz mehr haben", meint Horn.
124 Beschäftigte arbeiten derzeit bei der Lammsbrauerei und sie sorgen dafür, dass im Jahr derzeit über 193 000 Hektoliter Getränke (Stand: 2015) an den Mann oder die Frau gebracht werden.
Lammsbräu-Getränke gibt es in ganz Deutschland und vielen europäischen Ländern. Wer glaubt, die Brauerei würde sie über weite Wegstrecken dorthin mit dem Lkw transportieren, täuscht sich. Das würde auch ganz und gar nicht der Unternehmensidee von den kurzen Wegen entsprechen. Zu zwei Dritteln sind die Abnehmer der Naturkost- und Getränkefachhandel, die über eine Zentrale ihre Abnehmer beliefern. Das Brauwesen ist noch immer eine Männerdomäne, auch wenn die Generalbevollmächtigte Susanne Horn eine Frau ist. "Wir möchten gerne mehr Frauen in unserem Betrieb. Mit unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen richten wir uns auch nach den Bedürfnissen unseren Mitarbeiter", versichert Horn.
Eine reine Männerdomäne ist allerdings die Schäfflergruppe und wird sie wohl auch bleiben. Vor einem Vierteljahrhundert wurde sie ins Leben gerufen und bei Volksfesten und Jubiläen - so auch beim 500. Geburtstag des Reinheitsgebots - treten die früheren Fassmacher in ihren bunten Kostümen mit einem streng reglementierten Tanz regelmäßig auf. Seit dem Jahr 2002 verleiht die Lammsbrauerei jährlich einen Nachhaltigkeitspreis an Menschen, die sich als Vordenker hervorgetan haben.
Und Brauereiinhaber Ehrnsperger ist dabei mit gutem Beispiel vorangegangen. Als er 2001 den Deutschen Umweltpreis erhalten hat, investierte der Unternehmer das Preisgeld in eine neue Flaschenwaschanlage, die weniger Energie und Wasser verbraucht. Das dadurch eingesparte Geld - stattliche 10 000 Euro - kommt den Preisträgern zugute. Viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Ökoverbänden steuert die Lammsbrauerei an, zuletzt kam Cem Özdemir, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Grüne nach Neumarkt.
Um die Nachfolge muss sich die Familienbrauerei im Übrigen nicht sorgen: Sohn Johannes studiert in Weihenstephan Brauwesen.
