Landersdorf
Kelten trotzen dem Wetter

Fest in Landersdorf trotz eines kurzen Hagelschauers gut besucht – Gäste sieden Salz

21.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr
Keltenfest in Landersdorf 2017 −Foto: Schultheiß, Eva, Heideck

Landersdorf (HK) Mit einem blauen Auge davongekommen ist das Keltenfest in Landersdorf. Während es im vergangenen Jahr wegen schlechten Wetters hatte ausfallen müssen, störten diesmal sogar Hagel- und Regenschauer das Treiben nicht übermäßig.

Das schlechte Wetter am Vormittag und noch einmal in einer kurzen Phase in der Mittagszeit beeinflusste das Geschehen kaum. Nachdem die Sonne wieder zum Vorschein gekommen war, kamen viele Besucher ins Geschichtsdorf zum Keltenfest, das die Naturhistorische Gesellschaft (NHG) Nürnberg alljährlich dort veranstaltet.

Zum Teil gewandete NHG-Mitglieder verkauften Literatur zum Thema „Kelten“, informierten beispielsweise über deren Schmuck und Waffen und verkauften sogenannte Keltenplätzchen, die sie aus Zutaten bereitet hatten, die schon die Kelten kannten: Hafer und Honig, Butter und Eier.

Verschiedene gewandete Gruppen unterstützten die NHG. So besuchte heuer erstmals die Keltensippe Touta Nanto En vom Inn das Keltenfest. Diese hat sich Wissen über das Salzsieden in keltischer Zeit angeeignet. In einem großen Tontopf haben sie Sole aus dem Bergwerk Bad Reichenhall mitgebracht – die gleiche, aus der das gleichnamige Speisesalz hergestellt wird. Aufgrund von Grabungsfunden und -befunden bauten sie ihre Anlage, eine von aufrecht stehenden Flachziegeln begrenzte Feuerstelle. Da hinein stellten sie Tonrohre und auf diese unten abgerundete Tongefäße. Da hinein schöpften sie immer wieder Sole, wenn Wasser verdampft war. So lange, bis sich in den Gefäßen nur noch zusammengebackene Salzkristalle befanden.

Waren diese abgekühlt und entnommen, mussten sie auf einem Holzteller mit einem Holzstößel zerstoßen werden. Während ihrer Arbeit erklärten sie gerne nicht nur die Herstellung, sondern auch den Handel mit dem Salz, das den Kelten beispielsweise vom Dürnberg Reichtum bescherte. Auch die Kelten, die im Raum Thalmässing siedelten, bezogen ihr Salz wohl aus dieser Gebirgsregion, denn es gibt keine näheren Salzvorkommen. Die vorgeschichtlichen Salzsieder ließen Interessierte dieses Salz, das alle Mineralstoffe des Natursalzes enthält, verkosten. Wer mochte, konnte gegen eine Spende für ein Kinderheim ein Spanschächtelchen voll mit diesem Salz mitnehmen.

Die Herstellung bunter Bänder mit Hilfe von geschlitzten Brettchen war ebenso zu bestaunen.Verwendet wurden die Bänder zum Verzieren der Kleidung, denn in der Vorgeschichte kleidete man sich farbenfroh. Daher gab es auch bunt gefärbte Wolle und bei den Akteuren daraus hergestellte Kleidung zu sehen.

Herbert Lehmeyer von den Freunden der Vor- und Frühgeschichte Landersdorf zeigte, wie man einst gülden glänzende Bronzegegenstände goss. In einem Tiegel schmolzen auf einer Herdstelle mit Hilfe von Holzkohle Kupfer und Zinn. Diese flüssige Legierung goss Lehmeyer in die Sandform beispielsweise eines Messers. Nach dem Abkühlen trennte er die beiden Hälften der Form und konnte es entnehmen. Wie Gold glänzte es. „Denn neu ist es nicht so dunkel, wie man es bei Ausgrabungen findet“, erläuterte Lehmeyer, der auch all seine Arbeitsschritte bereitwillig erklärt. Gerne erwarben die Besucher die attraktiv glänzenden Gegenstände wie Anhänger, Fibeln oder Ringe.

Anderswo gab es Schalen, die in Form und Verzierung der bei archäologischen Ausgrabungen belegten Keramik entsprechen. Ebenfalls im Angebot: bunte Armreife und Ringe aus Glas, wie sie beispielsweise die Kelten trugen.

Hungrig musste niemand bleiben beim Keltenfest. Es gab gegrillte Keltenbratwürste mit Gewürzen, die es zur Zeit der Kelten gab, beispielsweise Kräuter, die um das Dorf wuchsen. Ganz neuzeitlich gab es aber auch Kaffee und Kuchen der Dorffrauen.