Hilpoltstein
Hitzefrei gibt’s nur noch am Gymnasium

Mehr als 32 Grad: Unterricht gestern abgesagt – Gesundheitsamt warnt vor Gefahren der Sonnenstrahlung

17.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:01 Uhr

Die schönste Seite des Sommers: Nicht nur am Wochenende, sondern auch gestern haben viele Menschen das schöne Wetter am Rothsee genossen. Entweder gemütlich in der Sonne sitzend oder im Wasser spielend oder schwimmend. - Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Der Winter war zu dunkel, das Frühjahr zu kalt, der Mai zu verregnet. Und jetzt, da es endlich schön geworden ist, macht das Wetter den Menschen gleich wieder zu schaffen. Bis auf 32,4 Grad kletterte gestern das Thermometer der Wetterstation am Rother Fliegerhorst.

Am Hilpoltsteiner Gymnasium gab es schon hitzefrei.

 

Aber was heißt schon hitzefrei. „Das bedeutet doch nur, dass bei uns der Nachmittagsunterricht ausfällt“, sagt Schulleiter Karlheinz Thoma. Die Zeiten, in denen der Unterricht wegen zu hoher Temperaturen manchmal schon nach der vierten Schulstunde zu Ende ging, seien lange vorbei. Und selbst gestern, als es die erste Hitzefrei-Meldung dieses Jahres am Hilpoltsteiner Gymnasium gab, wurde in dem Schulhaus trotzdem noch am Nachmittag gelernt. „Für diejenigen Klassen, die dringend ihren Stoff durchbringen müssen, finden wir schon noch ein halbwegs kühles Zimmer“, sagt Thoma, der gerade von den älteren Jahrgängen etwas mehr Wärmeverträglichkeit einfordert. „Wer 18 ist und schon arbeitet, der hat an solchen Tagen ja auch nicht hitzefrei.“

Zumal das Gymnasium die einzige Schule in Hilpoltstein ist, an der es überhaupt noch hitzefrei gibt. „Bei uns geht das ja gar nicht mehr wegen der Ganztagesklassen“, sagt Willibald Schaffer, Schulleiter der Mittelschule. „Da können wir ja die Kinder nicht einfach heimschicken.“ Erstens würden die Schulbusse nicht früher fahren, wenn der Unterricht plötzlich eher zu Ende sei. Und zweitens hätten sich ja die Eltern genau deshalb für den Ganztagesunterricht entschieden, damit ihre Kinder den ganzen Tag lang gut aufgehoben sind. Auch für Karin Kachelrieß, Rektorin der Hilpoltsteiner Grundschule hat sich die Hitzefrei-Frage längst erledigt. „Das machen wir generell nicht mehr und das hat sich auch als die bessere Lösung erwiesen – auch wenn wir alle schwitzen und es im Schulhaus teils unerträglich ist.“

Doch für die Grundschüler ist die große Hitze gar kein so großes Problem mehr, wie Dr. Fritz Oberparleiter, der Chef des Rother Gesundheitsamtes, erklärt. „Besonders gefährlich sind die hohen Temperaturen einerseits für Säuglinge und Kinder bis vier Jahre und andererseits für Senioren.“ An alle Seniorenheime im Landkreis leitet Oberparleiter deshalb die Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes und auch die dazugehörigen Empfehlungen des bayerischen Gesundheitsamtes weiter. Gerade pflegebedürftige und ältere Menschen hätten oft ein mangelndes Durstgefühl, heißt es darin. Doch nicht nur Senioren, sondern alle Menschen sollten bei so hohen Temperaturen wie in dieser Woche ein bis zwei Liter mehr Wasser, Tee oder Fruchtsaftschorlen trinken als die sonst empfohlenen zwei Liter.

Damit allein sind die Gefahren der großen Hitze aber noch lange nicht gebannt, warnt Oberparleiter. „Nach dem kalten und nassen Frühjahr, das die Leute fast schon depressiv werden ließ, haben jetzt die meisten noch nicht realisiert, dass die Sonne auch ihre negativen Seiten hat.“ Vor allem die Haut sei bei vielen Menschen noch nicht an die starke Strahlung gewöhnt. „Wichtig ist eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor“, sagt Apotheker Rudolf Tratz, der gestern schon die ersten Kunden mit starkem Sonnenbrand versorgte. „Und es ist auch wichtig, dass die Creme ungefähr schon eine halbe Stunde vor dem Rausgehen aufgetragen wird, damit der Wirkstoff einziehen kann.“ Der beste Hautschutz sei trotzdem die richtige Kleidung, ergänzt Oberparleiter. Die wirkt besser als jede Sonnencreme.“ Nicht von ungefähr seien die Landwirte schon früher mit langer Hose und Sonnenhut zum Heumachen gegangen. – und nicht etwa in Badehose.