Hilpoltstein
Dreckspatzen vor dem Amtsgericht

Lochbachlerchen sehen beim Rathaussturm die Harmonie in Gefahr

05.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Foto: Robert Kofer

Hilpoltstein (HK) Die Harmonie in Hilpoltstein ist in Gefahr. Das haben zumindest die Lohbachlerchen bei ihrem Rathaussturm festgestellt. Deswegen berufen sie auf dem Marktplatz das fürstliche Amtsgericht ein, um den Streitfall zwischen rotem Gimpel, schwarzer Amsel und dem Dreckspatz zu klären.

Auch wenn Oberlerche Elisabeth Dietz auf dem Marktplatz lautstark verkündet: "Umgehungsstraße machen wir heute nicht", das Versprechen kann sie doch nicht halten. Weil die Harmonie in der Stadt in Gefahr ist, schlüpft Dietz flugs in die schwarze Robe, Reiner von den Hundsgrübbln wird zum Wachtmeister ernannt und die Anklagebank des fürstlichen Amtsgerichts wird kurzerhand für die drei Vögel geräumt. Das sind zwar Lohbachlerchen, doch sie spielen nun den roten Gimpel, die schwarze Amsel und den streitsüchtigen Spatz, der angeblich auch noch mit Dreck geworfen haben soll.

Ihr aller Vergehen: "eigensinniges und kindisches Verhalten". Jetzt sollen sie sich erklären. Der Gimpel fängt an. Man habe friedlich mit den schwarzen Amseln auf der Försterwiese im Sandkasten gespielt. Eine schöne Straße habe man gebaut, viele Häuser und sogar eine Burg. Die Amseln haben viele Autos mitgebracht und man habe "so schön gespielt". Doch dann seien die frechen Spatzen gekommen und hätten eine Riesenstraße außenrum bauen wollen. "Einen Bagger hatten sie gleich dabei", schimpft die Amsel. "Die haben meinen Bagger kaputt gemacht", beklagt sich der Spatz und ist beleidigt. "Und überhaupt: Seit wann sind Rote und Schwarze denn Freunde", bringt der Spatz am Richtertisch vor.

Ein schwieriger Fall für Richterin Dietz. Der Schreiberling wird als Zeuge aufgerufen. "Die Spatzen grenzen sich immer mehr aus", berichtet er. Meinungen seien nicht gefragt, unterbricht die Richterin barsch und verkündet das Urteil: "Das Verfahren wird eingestellt. Die Kosten zahlt die Stadt, indem sie die Lohbachlerchen zur Brotzeit einlädt." Die Streithähne müssen sich auf richterliche Anweisung die Hände reichen und sich umarmen. Die singen "piep, piep, piep, wir ham uns alle lieb". Dietz gibt ihnen noch eine Mahnung mit auf die Umgehungsstraße: "Und dass mir jetzt keiner in der Ecke schmollt!"

Das Publikum lacht schallend. Auch die spärlich besetzte Politikerbank amüsiert sich prächtig, was wohl daran liegt, dass "die Freien Wähler schon wieder vergessen haben, beim Rathaussturm dabei zu sein", wie Elisabeth Dietz vermutet. Deswegen muss Josef Lerzer einspringen, als die Stadträte die Gerichtsverhandlung nachspielen dürfen. Der SPD-Mann wird einfach zum Freien Wähler und bekommt einen Stoffspatzen. Bürgermeister Markus Mahl wird zum Gimpel, Jürgen Moosmann (CSU) zur Amsel. Sie dürfen sich allerdings nur lautmalerisch mit "lalala" oder "mamama" verteidigen - sehr zum Vergnügen des Publikums. Lauthals beklagen Mahl und Moosmann das Verhalten des Spatzen, der gleich von ihnen abrückt. Die Verhandlung stockt, weil selbst die strenge Richterin lachen muss. Das Urteil bleibt das gleiche, nur die Versöhnung fällt aus, weil Spatz Lerzer nur den kleinen Finger reichen will.