Hilpoltstein
Wundersame Wahrnehmungen

Die Schülerinnen und Schüler eines P-Seminars am Gymnasium Hilpoltstein eröffnen ihr selbstgebautes Erfahrungsfeld der Sinne

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Foto: Manfred Klier

Hilpoltstein (HK) An ein paar nette Spielereien hatten manche gedacht, als sie zur Eröffnung des Erfahrungsfelds der Sinne vom Gymnasium Hilpoltstein eingeladen worden waren. Doch was die Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse in ihrem P-Seminar da erstellt haben, macht dem Namen "Feld" alle Ehre. Ein ganzer Hang neben dem Gymnasium wurde umgestaltet und lässt nun den Besucher erfahren, wie trügerisch unsere Sinne sein können.

Dascha Sawadski und Bastian Deyerler, die Sprecher der Gruppe, legen Wert auf die Feststellung: "Wir sind ein Team." Wie sie berichten, haben sie fast ein Dreivierteljahr an dem Projekt gearbeitet. Nur mit Hilfe zahlreicher Sponsoren konnten sie schließlich ihr Vorhaben verwirklichen. Auf massiven, wetterbeständigen Schautafeln, die fest im Boden verankert sind, werden die vielen Stationen ausführlich beschrieben. Dabei wird immer die gleiche Reihenfolge eingehalten: Was ist zu tun? Was passiert? Und warum?

Bei der Eröffnungsfeier blickte Daniela Strauß, die Leiterin des P-Seminars, auf ereignisreiche Wochen und Monate zurück. Sie stellte fest, dass sie lediglich die Mediatorin gewesen sei. Die Ideen und deren Ausführung seien allein Sache der Schülerinnen und Schüler gewesen. Oft habe aber bei ihr das Handy geklingelt, manchmal auch mitten in der Nacht, wenn ihr Rat gebraucht wurde. Das werde sie künftig vermissen, wie sie scherzhaft sagte.

Dascha Sawadski und Bastian Deyerler erinnerten an die viele Arbeit und an Tage, "die wir niemals vergessen werden." Eigentlich sei das Projekt gar nicht so groß geplant gewesen, habe sich aber durch das Engagement und die Mithilfe vieler motivierter Schülerinnen und Schüler zu seiner jetzigen Größe entwickelt. Es seien viele ungewohnte Arbeiten auf die Gruppe zugekommen, viel Neues habe man dazugelernt, aber auch viele Hilfen bekommen. Von etlichen Unternehmen hätten sie Maschinen ausleihen können und Baumaterialien erhalten. Zuletzt sei die Auhof-Schreinerei helfend eingesprungen. Aber auch vielen Eltern, die Schulleiterin und der Hausmeister hätten ihr Scherflein dazu beigetragen. Nun hoffe man auf viele Besucher, damit sich die Mühe gelohnt hat. Für Schulen oder Kindergärten könnte es zum Beispiel bei Wandertagen oder Exkursionen ein attraktives Ziel sein. Das Sekretariat des Gymnasiums nimmt Anmeldungen von Besuchergruppen entgegen.

Nach diesen Worten schritten die Schülerinnen und Schüler zur Tat und durchschnitten das rote Band vor dem Erfahrungsfeld der Sinne. Eine Tafel erinnert am Eingang an die zahlreichen Sponsoren. Auf Holztafeln sind dazu die Namen der Seminarteilnehmer aufgelistet. Auf einer weiteren Schautafel ist zu lesen: "Wollikmmen im Erfahrgunsefld der Snine am Gnmsuiyam Hpltoeistniln!" Der Erklärung ist zu entnehmen, dass unser Gehirn scheinbar sinnlose Buchstabenkombinationen richtig ordnet, wenn der erste und der letzte Buchstabe stimmen.

Gleich nach der Eröffnung ist ein Vater mit seinen Kindern auf dem bergab führenden Barfußpfad unterwegs. Beide haben die Augen fest geschlossen und jeder vorsichtig tastende Schritt vermittelt neue Sinneseindrücke. Kies, Aststücke, Kiefernzapfen, Autoreifen und vieles mehr sprechen den Tastsinn an. An einer anderen Station stellt sich die Frage, was sich in den kleinen Blechdosen befindet? Die Nase kann die verschiedenen Gerüche zuordnen. Die dreijährige Elisabeth balanciert ein paar Meter weiter geschickt auf Baumstämmen. Vorsichtshalber hält sie dabei die Hand ihrer Oma fest.

Ein Holz-Eisen-Vergleich gaukelt unseren Sinnen vor, dass ein kleiner Eisenklotz auf verblüffende Weise schwerer erscheint, wenn man ihn alleine, als wenn man ihn zusammen mit einem größeren Holzklotz hochhebt. Lukas Matern hat diese Sinnestäuschung gebaut. Dabei hat sich sein Berufswunsch gefestigt, nämlich nach dem Abitur eine Ausbildung zum Zimmerer mit anschließendem Studium. Ein durchaus erwünschter Nebeneffekt eines solchen Seminars.

Der "Beuchet-Stuhl" trickst unser Gehirn mit unterschiedlichen Wahrnehmungen der Größenverhältnisse aus. Und an einer anderen Station erscheint auf einer weißen Fläche eine Art Jesuskopf, wenn man zuvor vier Punkte fixiert hat. Und damit nicht genug: Eine Schwarz-Weiß-Wand lässt die Besucher geradezu ins Schwanken geraten, wenn diese Wand verschoben wird. Ist es das Bild einer alten Frau oder eines Mädchens? Sind es zwei Gesichter, oder ist eine Vase dargestellt? Darüber kann man nebenan bei den Kippfiguren rätseln. So lockt das neue Erfahrungsfeld der Sinne am Gymnasium Hilpoltstein garantiert mit vielen spannenden Erkenntnissen.