Hilpoltstein
Vom Projekt zur Herzensangelegenheit

Veranstaltungsreihe mit Migrantinnen hat sich zum gelungenen Kooperationsmodell gemausert

22.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:07 Uhr

Gemeinsam etwas unternehmen, um Hemmschwellen und Sprachbarrieren für Asylbewerberinnen zu durchbrechen – das ist das Prinzip des Projekts „Frauen integrieren Frauen“. - Foto: Landratsamt

Hilpoltstein (HK) Eigentlich hätte das Projekt „Frauen integrieren Frauen“ längst beendet sein sollen: Nur fünf Treffen unter der Leitung der Sozialpädagoginnen Maria Jörg und Karin Hausmann-Andrews vom Rother Gesundheitsamt waren geplant. Das Ziel: Asylbewerberinnen den Einstieg in ihre neue Heimat erleichtern.

Aber es geht weiter – mindestens bis Ende des Jahres. Denn aus der Arbeit ist eine Herzensangelegenheit geworden.

In kurzer Zeit sei auf beiden Seiten viel Vertrauen gewachsen und Freundschaft entstanden – über die Sprachbarrieren hinweg. Die Frauen, die Teil des Projekts sind, betonen, dass sie jetzt nicht einfach aufhören können. Die einen sind ursprünglich von Berufs wegen aktiv geworden. Die anderen aus dem Frauenclub „Zonta“ waren ohnehin auf der Suche nach einem sozialen Projekt. Die Hauptpersonen sind jedoch die Asylbewerberinnen. Sie nutzten in den vergangenen Wochen mit wachsender Begeisterung die Chance, Farbe in ihren Alltag zu bringen.

Alles hatte im Winter damit angefangen, dass Maria Jörg und Karin Hausmann-Andrews nach dem Vorbild eines Erlangener Projekts mit Migranten im Landkreis Roth arbeiten wollten. Über Annegret Thümmler vom Rother Landratsamts, die auch die Koordinatorin der Kontaktstelle für bürgerschaftliches Engagement ist, knüpften die Sozialpädagoginnen Kontakte zu Asylbewerber-Helferkreisen, die sich in vielen Gemeinden organisiert und etabliert hatten.

Zum ersten offiziellen Treffen Anfang März gab es einen regen Andrang: Rund ein Dutzend Asylbewerberinnen kam. Eine bunte Mischung aus Nationalitäten und Sprachen, unter anderem aus Tschetschenien, Iran, Kasachstan oder Irak. Weil die Teilnehmerinnen noch keine gemeinsame Sprache haben, habe sie sich stattdessen das gemeinsame Handeln auf die Fahnen geschrieben. Unterstützung bekommen Jörg und Hausmann-Andrews vom sozial engagierten Zonta-Frauenclub „Fränkisches Seenland“. So leistete das Zonta-Mitglied Annegret Thümmler Überzeugungsarbeit, damit Zontas die Fahrdienste übernahmen. Dank ihr können auch Asylbewerberinnen aus entfernteren Gemeinden des Landkreises teilnehmen. Treffpunkt wurde das Büro der Nachbarschaftshilfe Roth. Zum Programm gehörten gemeinsame Kreistänze, eine Kochstunde im Amt für Landwirtschaft, eine Entdeckertour durch Roth, eine Gymnastikstunde und zum Abschluss ein Rundgang auf Burg Abenberg.

Rund zwei Monate nach dem ersten Treffen ist nichts mehr wie es war. Statt vorsichtigen Abtastens gibt es herzliche Umarmungen – und man spricht Deutsch. Denn die Frauen wollen unbedingt miteinander reden, sowohl untereinander als auch mit ihren deutschen Mentorinnen. Selbst wenn die Heimatsprache Farsi oder ein nordkaukasischer Dialekt ist – Deutsch ist mittlerweile der gemeinsame Sprachnenner.

Diese Schnelligkeit überrascht die Zontas und die Sozialpädagoginnen. Doch sie freuen sich über die große Motivation ihrer Schützlinge, Deutsch zu lernen. „Weil über Sprache die Integration gelingt“, betont Maria Jörg. Die gemeinsamen Aktionen seien eigentlich nichts anderes als ein Transportmittel für diese Botschaft. „Und wir sehen und spüren: Es funktioniert. Das ist für alle Frauen, egal ob Asylbewerberin oder Betreuerin, ein tolles Gefühl.“ Und Lucia Ermisch, Präsidentin des regionalen Zonta-Klubs erklärt: „Mit unserem vergleichsweise überschaubaren Einsatz bekommen wir von den Frauen so viel zurück, dass wir gar nicht anders können, als weiter zu machen.“