Hilpoltstein
Quadratur des Kreises

Bei Ortstermin in der Industriestraße sucht Bauausschuss verzweifelt nach Lösungen für Radfahrer

16.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:07 Uhr

Wohin mit dem Radweg in der Industriestraße? Dieses Problem versucht der Bauausschuss, bei einem Ortstermin zu lösen. Bisher ohne durchschlagenden Erfolg. - Foto: Kofer

Hilpoltstein (HK) Die Aufgabe ist ähnlich verzwickt wie die Quadratur des Kreises: Die Industriestraße ist gut 10,50 Meter breit und soll Radwege, Gehwege und Platz für Autos unterbringen. Aber wie? Diese Frage beschäftigte am Dienstag erneut den Bauausschuss. Ohne befriedigendes Ergebnis.

Die Zeit drängt. In der nächsten Sitzung des Stadtrats, Anfang Juni, muss eine Entscheidung fallen. Bereits am 4. Mai hatte sich der Stadtrat des Themas angenommen - ohne Ergebnis. Am Montagabend startete der Bauausschuss einen neuen Anlauf und nahm die Problemzone Industriestraße in Augenschein. Nach knapp eineinhalb Stunden blieb die Erkenntnis: Einen Königsweg gibt es nicht. Jetzt sucht Bürgermeister Markus Mahl (SPD) das Gespräch mit der Firma Klingele, deren Gelände an der Industriestraße liegt. Wenn möglich, würde die Stadt gerne einen knapp einen Meter breiten Streifen von Klingele kaufen. Josef Gaukler (Freie Wähler) schlug zudem vor, den Gehweg vor der Firma zu opfern, da er sowieso im Nirgendwo endet.

Doch selbst mit dem gewonnenen Platz bleibt es weiter eng. Für einen Radweg pro Straßenseite reicht es nicht. Und einen Radweg für beide Fahrtrichtungen hielt Mahl "für zu gefährlich". "Zu eng", sagte auch Gaukler. Möglich wäre ein kombinierter Fuß- und Radweg, der breit genug wäre, aber nur stadtauswärts auf der rechten Seite. Dort endet auch der Radweg von Hofstetten nach Hilpoltstein. Hier müssten Radfahrer dann die Straßenseite wechseln. "Ich wage einmal zu behaupten, dass viele Radfahrer das nicht tun werden", prophezeite Christine Rodarius (SPD) und warnte: "Schaffe ich damit nicht zwei neue Gefahrenstellen" Denn kurz vor dem Altstadtring müssten die Radler wieder auf die andere Straßenseite. Deshalb plädierte die Hofstettenerin für eine "optimale Lösung auf einer Seite". Der rechten stadtauswärts. Das sah auch Felix Erbe (SPD) so. Durch die vielen Ausfahrten sei die Lage schon unübersichtlich genug. Doch auch hier gab es Bedenken. Man habe das erhöhte Verkehrsaufkommen nicht einkalkuliert, das durch den neuen Verbrauchermarkt auf der Nordseite entstehen werde, warf Monika Stanzel (SPD) ein.

Die andere Idee: Ein kombinierter, drei Meter breiter Fuß- und Radweg auf der Nordseite und ein sogenannter Schutzstreifen für Radfahrer auf der Südseite mit Klingele und Netto. Der muss mindestens 50 Zentimeter breit sein und wird mit einer gestrichelten Linie am Rand von der Fahrbahn abgetrennt.

Gute Erfahrungen mit diesen Schutzstreifen hat Thomas Eckl von der Polizeiinspektion Hilpoltstein aber nicht gemacht. In seinem Wohnort Schwabach würden sie häufig zugeparkt. Rein rechtlich würde er ausreichen, da in der Industriestraße täglich weniger als 15 000 Autos fahren. Über dieser Grenze schreibt der Gesetzgeber einen eigenen Radweg vor. "Ich hätte kein Bauchweh, wenn man die Radler hier auf der Straße fahren lässt", sagte Eckl.

Bauchschmerzen hatte aber Jürgen Moosmann (CSU). Bei der abrupten Einmündung des Radwegs von Hofstetten in Höhe Klingele sah er unbedingten Handlungsbedarf. Hier müssten die Radfahrer sicher auf die andere Fahrbahnseite geleitet werden, forderte er in einem heftigen Plädoyer von Bürgermeister Mahl, der gar keine Einwände hatte. Josef Gaukler wünschte sich bereits vor dem Klingele-Areal eine Umleitung auf den nahen Gredl-Radweg, der nur 40 Meter weiter südlich verläuft und vor allem von Schulkindern genutzt wird. "Das können wir zusätzlich machen", versprach Mahl. Doch wer zum Einkaufen in die Stadt fahre, werde diese Umleitung nicht annehmen.

Einen völlig neuen und radikalen Ansatz brachte später im Rathaus Hans Meier (CSU) auf den Tisch: Eine Einbahnstraßenregelung für die Autos, die dann allerdings durchs Wohngebiet müssten. Dann wäre genug Platz für alle Fußgänger und Radfahrer. "Die Frage ist: Haben wir genug Arsch in der Hose, um das durchzusetzen" Falls nicht, sah Meier eher schwarz. "Alles andere wird ein Flickwerk bleiben."