Hilpoltstein
Uraufführung an der Realschule

Der Dreiakter "Die Braut, die keine Braut war" steht im Mittelpunkt beim "Abend der Kulturen"

07.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:59 Uhr

Foto: Jürgen Leykamm

Hilpoltstein (HK) Migration und Integration, Tanz und kulinarische Genüsse, lustige Theaterszenen und eine Kunstausstellung: All dies hat nun die Staatliche Realschule Hilpoltstein zu einem "Abend der Kulturen" zusammengefasst, der zwei Abende füllte.

Dabei fand, wie sich beim ersten Veranstaltungstermin herausstellte, sogar eine Deutschlandpremiere statt. Der in Aschaffenburg lebende Stückeschreiber Bodo Sonten war bei der ersten Aufführung seines Dreiakters "Die Braut, die keine Braut war" vor Ort - und absolut begeistert. Auch wenn er dies geschickt irreführend verpackte: Eigentlich sei er "recht enttäuscht", erklärte er in der Schulaula. Doch dann verriet er auch den Grund dafür: Weil die Schülerdarsteller das Stück auf der Bühne noch besser hätten werden lassen als die gedruckte Vorlage.

Das verführte Sonten auch zu einem großzügigen Angebot: Er wolle ein Theaterstück schreiben ganz nach den Wünschen der Schauspieler der Schule - als Dank für diese tolle Uraufführung. Das Werk sollen dann wiederum die Hilpoltsteiner Schüler aufführen. Derzeit stehen die Zeichen bei den jungen Darstellern ganz auf Krimikomödie, gaben die beiden Theatergruppenleiterinnen Eva Franz und Donatella Migliore die Stimmung wieder.

Beim nun aufgeführten Stück handelte sich um eine Verwechslungskomödie, die in zwei verschiedenen Besetzungen dargeboten wurde. Sie spielt auf einem Bauernhof zwischen Tradition und Moderne. Auf die junge und von vielen begehrte Bäuerin Anita hat es Nachbarbauer Sebastian abgesehen, benimmt sich aber aufdringlich und völlig daneben. Magd Lena knüpft derweil online zarte Liebesbande mit ihrem "Internet-Boy" Werner. Doch es fehlt an Selbstbewusstsein und so stellt sie als Profilbild Anita ein. Als Werner dann kurz darauf auf dem Hof auftaucht, ist das Chaos perfekt. Da kann bloß noch die Oma helfen, die hilfreiche Internettipps kennt, dafür aber beim guten alten Kreuzworträtseln ihre Probleme hat. Werner kommt erst mal als Knecht unter, damit der Schwindel nicht auffliegt. Doch auch Sebastian bekommt seine Lektion erteilt und am Ende finden sich beide Paare.

Auffällig bei der Aufführung, wie beim ganzen Abend: Ausgerechnet der interkulturelle Ansatz machte darauf aufmerksam, wie viel Arbeit es in der Völkerverständigung noch zu tun gibt. Wenn etwa Anita ihren Sebastian zurechtweist: "Meinen Bräutigam suche ich mir schon selber aus", dann dachte da so mancher an patriarchalisch bestimmte Weltregionen, wo das nicht der Fall ist.

Für die Einstimmung auf die Abende sorgte die Klasse 5c mit einem Stück aus Südafrika. Ein Land, das die Apartheid überstanden hat, in dem aber die Vertreter jener Gruppe, die einst darunter gelitten hatte, in die Fußstapfen der ehemaligen Herren getreten sind. Die Klassen 6a/e präsentierten Volkstänze aus England, der Türkei und Russland. Bei all diesen Ländern fielen dem erwachsenen Publikum einige Probleme ein, welche diese Staaten momentan mit Europa haben.

Beim multikulturellen Buffet mit französischem Flammkuchen, türkischem Gebäck, italienischer Pizza und bayerischem Leberkäs spielte dies dann aber keine Rolle mehr.

Mit Bravour meisterte dabei ein seit zwei Jahren hier lebender minderjähriger unbegleiteter Flüchtling aus Afghanistan die Aufgabe, seine Heimat vorzustellen. Das Land, in dem am Premiereabend ein Bombenanschlag seine Opfer forderte. Aber es gelang dem 17-Jährigen, auch mit einigen Vorurteilen aufzuräumen. An den Universitäten seines Heimatlandes etwa studierten junge Frauen und Männer gemeinsam. Außerdem kann es herrliche Landschaften vorweisen. "Aber Urlaub kann man da leider nicht machen - da ist Krieg."

In ferne Welten und Zeiten, aber auch zu wundersamen Phänomen um die Ecke entführte die Ausstellung der Fachschaft Kunst mit Exponaten wie die Hundertwassertürme, die Totenmaske von Tutenchamun oder ägyptische Krieger und Jäger.