Hilpoltstein
Tipps zum altersgerechten Umbau

"Agentur für Wohnberatung" will sich um Einrichtungen wie den Rother Pflegestützpunkt kümmern

23.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Vom Treppenaufzug bis hin zur Badsanierung: Neue Beratungsstellen sollen den älteren Menschen beim seniorengerechten Umbau ihrer Wohnung zur Seite stehen. - Foto: Pflegestützpunkt Roth

Hilpoltstein/Roth (HK) Wie man im Alter wohnen möchte, hat die Menschen schon immer beschäftigt. Mit steigender Lebenserwartung wird ein seniorengerechtes häusliches Umfeld zunehmend bedeutender. Die Einsicht, dass es dafür Beratung geben sollte, hat den Freistaat Bayern veranlasst, eine "Agentur für Wohnberatung" zu schaffen. Jetzt gab es dazu im Landratsamt Roth einen Informationstag.

Die neue Agentur soll demnach zum Aufbau von Wohnberatungsstellen in Bayern beitragen. Denn ein barrierefreies Umfeld ist für ältere Menschen die beste Voraussetzung, um möglichst lange in den eigenen vier Wänden bleiben zu können. Agenturchefin Sabine Wenng konnte mit einem interessanten Angebot locken. "Für modellhafte Projekte zahlt der Freistaat eine Anschubfinanzierung von 40 000 Euro innerhalb von zwei Jahren."

In Bayern gibt es bereits 70 anerkannte Beratungsstellen, unter anderem in Roth und Schwabach. Seit September 2015 arbeitet die Agentur nun daran, dass diese flächendeckend entstehen.

Zu dem Informationstag im Landratsamt waren immerhin rund 50 Vertreter von Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Seniorenorganisationen und Beratungsstellen aus dem gesamten Bezirk gekommen, um sich von den Experten der Agentur aufklären und motivieren zu lassen. Die weißen Flecken Mittelfrankens in Sachen Wohnberatung liegen, wie sich herausgestellt hat, im Südwesten und im Osten an den Außengrenzen des Bezirks.

Der Landkreis Roth und die Stadt Schwabach sind indes Vorbilder für hauptamtliche Wohnberatung. Bereits 2007 hat die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Schwabachs (GewoBau) eine Beratungsstelle mit 14 Wochenstunden für die eigenen Mieter geschaffen. Seit Gründung des städtischen Pflegestützpunkts vor einem Jahr finden vier dieser GewoBau-Arbeitsstunden dort statt. Damit steht die Wohnberatung mittlerweile allen Senioren Schwabachs zur Verfügung.

Ebenso ist es in Roth. Der Pflegestützpunkt des Landkreises ist 2011 ins Leben gerufen worden. Seither gab es die Beratung zumindest informell. Wenig später ist sie systematisiert und immer weiter verbesser worden. "Seit 2013 machen wir eine intensive Wohnberatung", erklärte Gerhard Kunz, der Leiter des Pflegestützpunkts im Gesundheitszentrum am Rother Klinikum.

In allen Beratungsstellen in den Städten und Landkreisen des Bezirks existiert ein kostenloses Angebot. Persönlicher Kontakt und eine Analyse vor Ort, die Vermittlung von Firmen sowie die Planung und Umsetzung, ja sogar Tipps zur Finanzierung kommen aus einer Hand. Zuschüsse der Pflege- oder der Krankenkasse und des Freistaats erleichtern die Entscheidung Betroffener. Präventive Umbaumaßnahmen werden unter Umständen von der Kreditanstalt für Wiederaufbau gefördert. Laut Auskunft des Schwabacher GewoBau-Geschäftsführers Harald Bergmann haben die Mieter bei den bisher neun Badumbauten in seinem Bestand keine eigenen Mittel einsetzen müssen.

Gerhard Kunz betonte zunächst, dass der größte Teil der Ratsuchenden aus dem Landkreis Roth über Wohneigentum verfüge. Meist kämen die Angehörigen zu einer allgemeinen Beratung über die Pflegesituation ihrer Eltern oder Großeltern, in deren Verlauf dann relativ schnell das Wohnumfeld zur Sprache komme. 2014 erfolgten so für den Landkreis Roth 241 Wohnberatungen. 2015 waren es 574. Im laufenden Jahr haben sich laut Kunz bereits 241 Frauen und Männer nach einer Wohnraumanpassung erkundigt. "Für jede ambulante häusliche Versorgung sind gewisse Bedingungen unerlässlich", so Kunz. Zunächst gehe es dabei um den Erhalt der Selbstständigkeit, bei zunehmendem Pflegebedarf könne in diesem Rahmen dann auch eine häusliche pflegerische Versorgung sichergestellt werden. Wie wichtig selbst für rüstige Senioren gewisse Veränderungen sind, machte Tobias Konrad von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung deutlich. "30 Prozent der über 65-jährigen und 40 Prozent der über 80-jährigen stürzen meist in der eigenen Wohnung", so Konrad.

Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wird die Wohnberatung bald kommen. Dort setzt man auf ein dezentrales Konzept: "18 eigens geschulte Ehrenamtliche, die als Ansprechpartner in den Gemeinden arbeiten und einen großen Teil des Landkreises abdecken werden", sollen es laut Dorothee Bucka von der "Freiwilligenagentur Altmühlfranken" werden.

Zentral für ganz Mittelfranken existiert in Nürnberg eine "Beratungsstelle Barrierefreiheit" der Bayerischen Architektenkammer, die ebenfalls kostenlos berät.