Hilpoltstein
Naturschutz blüht auf

BN setzt sich für naturnahe Wiesen ein Wolf als Leitthema für die neueste Ausgabe der Distel

20.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Stellen die neue Distel vor: Die BN-Kreisvorsitzende Beate Grüner und der Geschäftsführer Richard Radle. - Foto: Meyer

Hilpoltstein (HK) Der Kreisverband des Bundes Naturschutz hat sein neues Halbjahresheft "Die Distel" vorgestellt. Dort finden sich nicht nur viele interessante Geschichten, die Ausgabe spiegelt bereits die Handschrift der neuen Vorsitzenden Beate Grüner wider.

Dort finden sich zwar nach wie vor viele Hinweise auf die Aktivitäten der einzelnen Ortsgruppen - allerdings unter dem Motto "Aktiv werden beim Bund Naturschutz". Auf einen Blick sieht man, welche Tätigkeiten - wie zum Beispiel Kindergruppen betreuen oder Obstbäume schneiden - der BN anbietet. Leicht ist dann auch abzulesen, an welche Ortsgruppe man sich wenden kann und wie viel Zeit das Ehrenamt in Anspruch nimmt.

"So wollen wir Nachwuchs gewinnen und die passiven Mitglieder wieder aktivieren", erklärt Grüner. Denn von den insgesamt 2700 Mitgliedern im Kreisverband seien vielleicht nur etwa zehn Prozent regelmäßig aktiv. Und für die Zukunft plant Beate Grüner sogar eine eigene Kinderseite.

Vor eineinhalb Jahren hat die Hilpoltsteiner Förderschullehrerin ihr Amt als Vorsitzende angetreten. "Und ich fühle mich sehr wohl dabei", betont sie. "Wir erreichen auch wirklich etwas", zeigt sie sich überzeugt. Aber das gelinge nur im Team, "ich gebe gerne ab und spanne andere mit ein." Denn alleine könne sie diese Arbeit nicht stemmen.

In der Distel finden nun etliche Themen Eingang, die die Öffentlichkeit genauso bewegen wie den Bund Naturschutz. Der Wolf und sein mögliches Auftauchen lässt die Emotionen hochkochen - auch im Landkreis Roth. Hier gab es bereits etliche Diskussions- und Infoveranstaltungen, die nach Ansicht des BN nicht immer frei von Polemik waren.

Deshalb will der Naturschutzbund einen sachlichen Kontrapunkt setzen: "Mit einem Steckbrief möchten wir Ihnen ein faszinierendes Tier näherbringen, das zu Bayerns Natur gehört", heißt es in der Distel. Der Wolf kann außergewöhnliche Fähigkeiten vorweisen, er sieht und riecht nicht nur hervorragend, er ist zudem sehr anpassungsfähig, ein ausgezeichneter Schwimmer und Ausdauerläufer.

"Im Landkreis Roth gab es allerdings noch keine Wolfssichtung und damit auch kein Wolfsproblem", betont Beate Grüner. Dennoch wolle man auf die aktuelle Situation eingehen und Ängste von Landwirten, Schäfern und der Bevölkerung ernst nehmen. Einen Teil dazu soll ein Vortrag mit dem Wolfsexperten Ulrich Wotschikowsky am Donnerstag, 1. März, um 19.30 Uhr im Amt für Landwirtschaft in Roth beitragen, der "das Thema objektiv beleuchten kann", wie BN-Geschäftsführer Richard Radle glaubt. Eine anschließende rege Diskussion sei ausdrücklich erwünscht.

Ein gehöriger Beitrag zum Naturschutz soll mit dem Schauacker am archäologischen Wanderweg in Landersdorf geleistet werden. Früher teilten die Bauern ihre Äcker in drei Felder ein. Auf dem ersten Feld wurde Wintergetreide ausgesät, auf dem zweiten wuchs Sommergetreide. Das dritte Feld ließen die Bauern brachliegen, damit sich der Boden erholen konnte.

Dank dieser naturnahen Dreifelderwirtschaft, die der Landwirt Friedrich Loy junior übernommen hat, wachsen wieder seltene Ackerwildkräuter wie Klatschmohn, der Frauenspiegel, eine Art Miniglockenblume, sowie das Ackerstiefmütterchen. Der Biotopbeauftragte des BN, Karlheinz Donth, sei ganz begeistert von deren "Massenvermehrung", wie Richard Radle berichtet. "Und das ist wirklich ein großer Erfolg." Sogar viele Perlmutterfalter würden da herumflattern, die im Raupenstadium "auf solche Äcker und auf Pflanzen wie das Ackerstiefmütterchen angewiesen" seien. Zur offiziellen Eröffnung am 8. Juni sollen auch entsprechende Schautafeln aufgestellt sein.

"Damit schließt sich der Kreis zu unserem Projekt Blühflächen, das uns seit Jahren beschäftigt", erklärte Beate Grüner. Natürliche Wiesen bieten blütensuchenden Insekten reichlich Nahrung, aber leider werden sie immer weniger - weil sie zu oft gemäht oder totgespritzt werden. Deshalb soll ein Ausgleich geschaffen werden. "Hilpoltstein ist hier vorbildlich und legt viele Blühstreifen an, beispielsweise bei der evangelischen Kirche", lobte Beate Grüner. Sie freut sich auch darüber, dass in der Lindenallee der Grünstreifen nur noch einmal im Jahr von der Stadt gemäht wird. Den Anliegern hingegen sei manchmal nicht klar, dass dies ganz bewusst geschehe - ganz im Sinne pollen- und nektarsuchender Insekten. Und wo die Insekten gedeihen, finden auch Vögel ihre Nahrung.

Gefragt seien hier aber nicht nur die Kommunen, sondern auch die Landwirte und Gartenbesitzer. In jedem Garten, zeigt sich Beate Grüner überzeugt, könne man eine Ecke mit hohem Gras stehen lassen. Die immer mehr in Mode kommenden Schotterwiesen seien hingegen ein "Insektengrab".

Stolz zeigt sich die Kreisvorsitzende auch auf den Arbeitskreis Müllvermeidung. "Da muss noch viel mehr passieren", sagt Grüner angesichts der anschwellenden Plastikflut. Jeder einzelne könne mit einfachen Mitteln Großes bewirken. Beispielsweise allein dadurch, Glas anstelle Plastikflaschen zu benutzen. Ein Dorn im Auge sind den Naturschützern auch die Einwegbecher für den Coffee to go. Nun sei eine Umfrage geplant, um das Kaufverhalten von Landkreisbürgern zu eruieren, um so nächste Schritte zu überlegen. "Wir könnten den Ladeninhabern dann vielleicht konkret sagen, welche Wünsche die Verbraucher haben." Einer davon könnte lauten, auf Plastikverpackungen für Gemüse zu verzichten.

Richard Radle und Beate Grüner freuen sich außerdem auf den Umzug ihrer Geschäftsstelle, die 20 Jahre lang in der Sandgasse beheimatet war. Nun schlägt der BN ab März seine Zelte in der Rother Innenstadt, in einem leerstehenden Geschäftshaus in der Traubengasse 13, auf. "Das sind ganz tolle Räumlichkeiten mittendrin", sagt Grüner begeistert. Als Ansprechpartner werde wie gewohnt Richard Radle anzutreffen sein.

Die Distel ist in einer Auflage von 2800 Stück erschienen und wird den BN-Mitgliedern zugeschickt. Zudem liegt sie in der BN-Geschäftsstelle, im Landratsamt sowie einigen Rathäusern aus. Auf Wunsch, versichert Radle, werde das Heft auch Nicht-Mitgliedern zugesandt.