Hilpoltstein
Kein Herausforderer für Herbert Eckstein in Sicht

CSU scheint Landratswahl schon verloren zu geben Kreisvorsitzender Volker Bauer hält Kandidatur für vergebliche Mühe

02.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr

Nach über 20 Jahren im Amt wird Herbert Eckstein in diesem Herbst wohl ohne Gegenkandidaten wiedergewählt. ‹ŒArch - foto: Messingschlager

Hilpoltstein (HK) 2017 ist da - und damit ein großes Wahljahr im Landkreis: Nach den drei Bürgermeisterwahlen in Roth, Allersberg und Georgensgmünd gibt es im Herbst auch noch die Landratswahl. Ein Herausforderer für Herbert Eckstein (SPD) ist allerdings nicht in Sicht. Stattdessen deutet alles darauf hin, dass die CSU erstmals auf einen Landratskandidaten verzichtet.

Nimmt man die absolute Mehrheit im Landtag und die daraus resultierenden Ansprüche zum Maßstab, steht die CSU im Landkreis Roth relativ bescheiden da: Schon seit mehr als zwei Jahrzehnten hat SPD-Mann Herbert Eckstein im Landratsamt das Sagen, und nur in vier der 16 Gemeinden sitzt aktuell ein Politiker der Christsozialen auf dem Chefsessel. Vor gut einem Jahrzehnt waren das noch doppelt so viele. Die kommunalpolitische Bedeutung der CSU im Landkreis Roth ist also kräftig gesunken.

Entsprechend wichtig werden für den CSU-Kreisvorsitzenden Volker Bauer die beiden Bürgermeisterwahlen in Roth und Allersberg, wo zwei der vier CSU-Posten auf dem Spiel stehen. In der Kreisstadt muss sich Amtsinhaber Ralph Edelhäußer am 19. Februar gegen den SPD-Kandidaten Andreas Buckreus behaupten. Und in Allersberg soll der Heidecker Christian Albrecht nach dem Wunsch der dortigen CSU die Nachfolge von Bernhard Böckeler antreten, der nach 24 Jahren sein Amt abgibt. Albrechts Gegenkandidaten am 2. Juli sind Andreas Odermann (SPD) und wohl Daniel Horndasch, der gemeinsam für die Freien Wähler und das Allersberger Bürger-Forum ins Rennen gehen soll.

Auf dem Wahlzettel für die Landratswahl steht dagegen wohl nur der Name eines einzigen Kandidaten, nämlich der von Amtsinhaber Herbert Eckstein. Denn in der CSU scheint sich die Überzeugung durchzusetzen, dass es angesichts von Ecksteins Popularität - die ihm bei der Wahl 2011 mehr als drei Viertel aller Stimmen sicherte - quasi sinnlos ist, einen Herausforderer aufzustellen. "Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass es nichts bringt", sagte der CSU-Kreisvorsitzende Volker Bauer in einem Gespräch kurz vor Weihnachten.

Die endgültige Entscheidung über eine Kandidatur sei zwar noch nicht gefallen. "Die Frage ist aber, ob wir es wirklich wissen wollen", sagt Bauer. Zumal so ein Wahlkampf auch kein günstiges Vergnügen ist. Die geschätzten Kosten von rund 50 000 Euro könne der CSU-Kreisverband auch an anderer Stelle gut gebrauchen.

Schon seit Langem laufen laut Bauer im CSU-Kreisverband die Überlegungen für die Landratswahl, die möglicherweise zusammen mit der Bundestagswahl im September stattfindet. Aus den Ortsverbänden hat der Kreisvorsitzende auch schon die Meinung gehört, dass es sich die CSU als mitgliederstärkste Partei im Landkreis einfach nicht erlauben könne, keinen Kandidaten aufzustellen. Bis zum heutigen Tag hat sich aus den Reihen der CSU aber noch niemand aus der Deckung gewagt, der als Herausforderer von Herbert Eckstein antreten will. "Wenn es was zu gewinnen gäbe, hätten wir bestimmt schon ein paar Kandidaten im Rennen", sagte Volker Bauer. Aber er sei realistisch genug, dass Eckstein bei dieser Wahl "nicht zu schlagen" ist.

Dazu sind auch die Ergebnisse der vorangegangenen Landratswahlen viel zu enttäuschend für die CSU ausgefallen. Seit sich Herbert Eckstein bei der Wahl 1993 - nach dem plötzlichen Tod von Helmut Hutzelmann (CSU) - knapp mit 51,4 Prozent gegen den CSU-Bewerber Hugo Mailinger aus Thalmässing durchsetzte, sitzt er fest im Sattel. Schon sechs Jahre später kam der CSU-Kandidat Otto Körner aus Meckenhausen nur noch auf rund 30 Prozent. Und das blieb bis heute das beste Ergebnis: Bei der Landratswahl 2005 holte CSU-Kandidat Stefan Kuchenmeister aus Wendelstein nur gut 28 Prozent. 2011 waren es nur noch knapp 24 Prozent für Robert Frank aus Rednitzhembach. Und das in einem Landkreis, der sonst bei Bundestags- oder Landtagswahlen stets die CSU mit großem Vorsprung an die Spitze wählt.

Doch an Landrat Herbert Eckstein beißt sich die CSU die Zähne aus. "Wir machen uns keine Illusionen, dass wir ihn vom Stuhl schubsen können", sagt Bauer. Der Landrat mache einen "guten Job für den Landkreis", sei fleißig unterwegs und zeige dabei einen geradezu "missionarischen Eifer bei seiner Präsenz". Auch wenn er nach mehr als 20 Dienstjahren inzwischen ein paar Verschleißerscheinungen zeige, wie Bauer findet.

Letzten Endes werde die Landratswahl für die CSU aber erst dann wieder interessant, wenn Herbert Eckstein sein Amt aus Altersgründen abgibt und der Kampf um die Nachfolge beginnt. Und an diesem "Tag X" werde von der Parteiführung in München auch erwartet, dass der Rother Landratssessel zurückerobert wird, sagt Bauer. Dass sich dann auch ein CSU-Kandidat finden lässt, bereitet dem Kreisvorsitzenden keine Sorgen. Er kenne mindestens zwei Parteikollegen, die sich auf lange Sicht für die Nachfolge von Herbert Eckstein interessieren. Die große Frage ist jedoch, wann sich der amtierende Landrat aus dem Amt verabschieden will.

"Eckstein macht's noch einmal, danach geht's um die Nachfolge", schätzt Bauer. Als eine andere Möglichkeit sieht der CSU-Kreischef, dass Eckstein nur noch eine halbe Amtszeit bis 2020 absolviert, damit die Landratswahl wieder parallel zur Kommunalwahl stattfinden kann. Womit Volker Bauer offenbar nicht rechnet: Da die Altersgrenze für Landräte inzwischen auf 67 Jahre angehoben wurde, könnte Herbert Eckstein, der am kommenden Samstag seinen 61. Geburtstag feiert, nach einer Wiederwahl in diesem Jahr auch 2023 nochmals antreten.

Und wie der Rother Landrat bei seinem Weihnachtsbesuch in der Redaktion unserer Zeitung zeigte, hält er diese Option nicht für ausgeschlossen. Eine Entscheidung will Eckstein aber erst in den nächsten Wochen treffen.