Hilpoltstein
Kein Interesse an "Mittelstufe Plus"

Gymnasien im Landkreis haben keinen Bedarf an Modellprojekt für längere Mittelstufe

04.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:35 Uhr

Hilpoltstein (rok) Unattraktiv, diffuse Rahmenbedingungen, zu wenig personelle Unterstützung: Das neueste Modellprojekt des Kultusministeriums stößt bei Gymnasiumsleitern im Landkreis auf wenig Gegenliebe. Alle drei Schulen werden sich nicht für die sogenannte Mittelstufe Plus bewerben.

Der Schulversuch an 40 staatlichen Gymnasien in Bayern soll schon im September starten und die dreijährige Mittelstufe auf vier Jahre strecken. Nachmittagsunterricht soll es dann nur noch in der zehnten Klasse geben. „Das Projekt wird von Eltern nicht für attraktiv gehalten“, sagt Rudolf Kleinöder, Leiter des Gymnasiums in Roth. Außerdem seien die Rahmenbedingungen unklar. Der Lehrplan soll von drei auf vier Jahre gestreckt werden. „Im Detail ist das schwierig“, sagt Kleinöder. Außerdem seien vom Kultusministerium weder zusätzliche Lehrerstunden noch zusätzliche Klassen vorgesehen. Die Idee, Kindern in einem „durchaus schwierigen Alter“, die mit dem Tempo des G 8 nicht zurechtkommen, mehr Zeit für die Mittelstufe einzuräumen, findet Kleinöder nicht abwegig. Auch der Wegfall des Nachmittagsunterrichts und damit von langen Fahrzeiten sei für ein ländliches Gymnasium durchaus von Vorteil. Rein theoretisch.

„Weder vom Elternbeirat noch von Seiten der Lehrer ist der Drang aufgekommen, sich zu beteiligen“, sagt Johannes Novotny, Leiter des Wendelsteiner Gymnasiums. Die Rahmenbedingungen seien „noch sehr diffus und nicht unbedingt hochattraktiv“. Vor allem die Frage, wie beide Modelle G 8 und neunjährige Mittelstufe Plus organisatorisch nebeneinander laufen sollen, ohne mehr Lehrerstunden zur Verfügung zu haben, hält Novotny nicht für beantwortet. „Die Vorgabe war: Es darf nichts kosten. Das ist immer heikel.“

Novotny hat zudem grundsätzliche Bedenken. „Es ist ein Pilotprojekt der etwas ungewöhnlichen Art.“ Denn schon in zwei Jahren soll die Mittelstufe Plus zum Regelbetrieb werden, obwohl erste Ergebnisse über den gesamten Zeitraum frühestens in vier Jahren zu erwarten sind, wenn die ersten Zehntklässer der G 9-Gruppe in die Oberstufe vorrücken. „Eine Testphase, die nicht den vollen Zeitraum umfasst, wirft natürlich Fragen auf“, sagt Novotny. Das Wort Schnellschuss nimmt er nicht in den Mund. Dass seinem Gymnasium einen Nachteil durch diese Entscheidung entsteht, glaubt er nicht. Von der Mittelstufe Plus würden je nur die jetzigen Sechst- und Siebtklässer profitieren. Sollte das Modell zum Regelbetrieb werden, hätten alle jetzigen Fünftklässer die Chance, in den Genuss der verlängerten Mittelstufe zu kommen, so der Schulleiter. „Stand jetzt.“ Und dann würde sich schon das nächste Problem auftun: Wer bestimmt nach welchen Kriterien, welcher Schüler in den G 9-Zweig darf. Die Eltern müssen einen Antrag stellen, die Schule entscheidet. „Eine Wahlfreiheit gibt es nicht“, sagt Novotny.

Für Karlheinz Thoma, Leiter des Gymnasiums Hilpoltstein, hat sich die Frage nach einer Bewerbung für den Modellversuch erst gar nicht gestellt. „Das hätten wir guten Gewissens eigentlich nicht ordentlich machen können.“ Man sei mit Umzug, Baumaßnahmen und der Gestaltung der neuen Lernlandschaften ausgelastet. „Und von Elternseite kam keine große Nachfrage“, sagt Thoma. „Auch beim Flexijahr war die Nachfrage nicht sonderlich groß.“ Nur zwei Schüler von der freiwilligen Wiederholung in der Mittelstufe Gebrauch machen. Ob die Mittelstufe Plus grundsätzlich sinnvoll sei, will Thoma nicht beurteilen. „Das kann man erst sagen, wenn der Versuch gelaufen ist“.