Hilpoltstein
Große Ehre für Eva Schultheiß

Kreisheimatpflegerin erhält für ihre Verdienste die Bayerische Denkmalschutzmedaille

29.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Wie hier nahe dem Burgstall Altenheideck erklärt Eva Schultheiß (2.v. links) den Wanderern alles Wissenswerte über ihre Heimat. - Foto: Spörl

Hilpoltstein (HK) Eva Schultheiß, die Kreisheimatpflegerin des Landkreises Roth, erhält heute in München aus den Händen von Kultusminister Ludwig Spaenle "für besondere Verdienste um den Denkmalschutz und die Denkmalpflege in Bayern" die Bayerische Denkmalschutzmedaille.

Für welche der vielfältigen Verdienste man Eva Schultheiß in ihrem Amt als Kreisheimatpflegerin ehren will, hat man der Preisträgerin in der Einladung nach München allerdings nicht verraten. "Das werde ich wohl erst bei der Laudatio erfahren", sagt sie.

Und die Denkmalschutzmedaille genießt eine hohen Stellenwert und wird sparsam vergeben. Schultheiß fallen selbst nur vier ein, die im Landkreis diese hohe Auszeichnung bekommen haben: Der Verein, der sich um das Michael-Kirschner-Museum in Stauf kümmert, die Familie Peters, die das Ziegler-Anwesen nahe Euerwang liebevoll saniert hat, Johann Heindl aus Obermässing, der ein Bodendenkmal aus dem frühen Mittelkalter schützt und Ursula und Walter Mehl für die Sanierung des Anwesens Schwarzes Roß in Hilpoltstein.

Bei Eva Schultheiß ist es hingegen schwer, einen einzelnen Punkt herauszugreifen, um sie dafür zu ehren - zu umfassend ist ihr Engagement für den Denkmalschutz und die Heimatpflege.

Ihr Faible für die Heimat hat die 67-Jährige, die in Nürnberg aufgewachsen und mit ihrem späteren Mann Georg - ihrem Vorgänger im Amt des Kreisheimatpflegers - nach Heideck gezogen ist, schon während ihres Pädagogikstudiums entwickelt. Sie hat mit ihrem späteren Mann die Liebe für die Heimat bei vielen gemeinsamen Wanderungen entdeckt. "Und da interessiert man sich nicht nur für einen Ort oder ein Denkmal, das ist viel umfassender", sagt Schultheiß. "Wir wollten etwas über die Bodenschichten erfahren, wollten wissen, wo welche Pflanzen wachsen, und was die Ortschaften mit ihren Bauwerken auszeichnet."

Besonders erinnert sie sich noch an eine große Diaserie über den Rand der Frankenalb, die sie im Rahmen ihres Studiums gemacht hat. Es wurde eine mit sehr viel Detailwissen gespickte Arbeit, bei der sie auch stets viel Unterstützung von ihrem Mann Georg bekam. "Man hätte es mit viel weniger Arbeitsaufwand tun können", sagt Schultheiß und lächelt. "Aber es hat mich einfach interessiert, es hat mir einfach Spaß gemacht."

Die Zusammenarbeit mit ihrem Mann Georg sollte bis zu dessen Tod im Jahr 2010 immer eine wichtige Säule in ihrem Leben bleiben. Mit ihm hat sich auch die Liebe zum Heimatkundlichen Museum in Heideck entwickelt, in dem sie sich immer noch nach Kräften engagiert. "Zwar war er damals Gründungsmitglied, aber auch da haben wir beide daran gearbeitet", sagt sie. Was das Paar gemeinsam unternommen, erforscht, zutage gefördert und für die Nachwelt in Bild und Text zu Papier gebracht haben ist so umfangreich, dass es sich kaum aufzählen lässt. Dazu kamen zahlreichen Treffen mit dem Amt für Denkmalpflege, Führungen durch die heimatliche Flur, Beratung für Besitzer eines Baudenkmals und vieles mehr.

Wie breit gefächert ihr Wissen sein muss, wird erst klar, wenn sie von ihren Führungen wie beispielsweise auf dem Vorgeschichtsweg, einem Teil des archäologischen Wanderwegs Thalmässing, erzählt. Hier berichtet sie den Führungsteilnehmer zur Einstimmung schon einmal viel über den Ort Thalmässing und gibt auch gleich einen kurzen Einblick ins Museum. Dann geht die Wanderung in Richtung Waizenhofen zum Waizenhofener Espan. "Das zeige ich den Leuten dann, wo die Orchideen wachsen - auch wenn die meisten glauben, dass es bei uns gar keine Orchideen gibt", sagt sie. Weiter geht es über die vorgeschichtliche Besiedlung entlang des Weges "mit allen ihren interessanten Wällen und Gräben" und schließlich gibt sie sogar noch einen Einblick in die damaligen Bestattungsriten. Hinweise auf Boden- und Baudenkmäler kommen ihr auf dem Weg wie nebenbei über die Lippen. Eva Schultheiß' Führung ist damit also nicht nur eine kleine Wanderung nach Waizenhofen, es ist wie das Heft "Heimatkundliche Streifzüge", das sie redaktionell betreut, ein Weg zurück in die Geschichte, den Glauben und das Leben in unserer Heimat.

Nach dem Tod ihres Mannes Georg hat Eva Schultheiß sich erst einmal bereiterklärt, die neue Ausgabe der Heimatkundlichen Streifzüge fertigzustellen. "Sonst hätte es keine gegeben, und das wäre nicht in Jörgs Sinn gewesen", sagt sie. Und auch das gemeinsam begonnene Buch über Kriegerdenkmäler wollte sie nicht unvollendet lassen. Sie wäre jedoch nicht auf die Idee gekommen, das Amt des Kreisheimatpflegers fortzuführen. Diesen Gedankengang hat ihr Landrat Herbert Eckstein abgenommen. Er hat sich nach einem Treffen kurz zur Seite genommen und gefragt, ob nicht sie die neue Kreisheimatpflegerin werden möchte. "Und ich habe unüberlegt ja gesagt", so Schultheiß. Bereut hat sie diese Endscheidung nie. "Ich wusste, dass es unheimlich viel Arbeit ist, insbesondere wenn man es allein machen muss", sagt sie. "Aber die Zusammenarbeit mit den anderen Heimatpflegern ist so schön, es ist so ein gutes persönliches Verhältnis, das man die Aufgabe einfach gern macht."

Und es ist eine Aufgabe, die an sieben Tage der Woche geleistet werden will. Urlaub hat sie nur im Urlaub, also wenn sie ein paar wenige Tage wegfährt. So wie jetzt zur Verleihung der Denkmalschutzmedaille. "Da fahre ich dann gleich zu meiner Tochter in München und bleibe ein paar Tage dort. Zwei Wochen? Nein, gerade einmal vier Tage. Dann wartet schon der nächste Termin als Kreisheimatpflegerin auf sie.