Hilpoltstein
"Eine echte Leistungsschau"

Blaulichttag der Rother Hilfsorganisationen feiert Premiere am Stadtgarten

31.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

 

Hilpoltstein/Roth (HK) Erdbeben, Armbruch, Diebstahl oder Autounfall: Selbst der Ängstlichste kann sich am ersten Blaulichttag im Rother Stadtgarten trotzdem rundum sicher fühlen. Denn die Hilfsorganisationen spielen beim ersten Rother Blaulichttag nur den Ernstfall. Und helfen mit großer Kompetenz.

Lediglich das Mikrofon streikt ein bisschen bei der Eröffnung. Doch helfende Hände beseitigen dieses Manko schnell. Die Begrüßung übernimmt gleich der Initiator der Veranstaltung, die bei bestem Spätsommerwetter Premiere feiern darf: Werner Weigel, Kommandant der Rother Feuerwehr. Mit der Idee zu einem gemeinsamen Blaulichttag hatte er nicht nur bei Bürgermeister Ralph Edelhäußer offene Türen eingerannt, sondern auch bei den Hilfsorganisationen.

Die Veranstaltung hat ihren ganz eigenen Charme, stellt sie doch die Verhältnisse auf den Kopf. „Normalerweise besuchen wir Sie“, stellt Weigel trocken fest. Nämlich dann, wenn auf irgendeine Weise „Gefahr im Verzug“ ist. Heute nun wolle man einmal „den Spieß im positiven Sinne umdrehe“ und die Gäste hinter die Kulissen blicken lassen.

„Eine echte Leistungsschau“, lobt Bürgermeister Ralph Edelhäußer das Ergebnis. Lob kommt auch aus berufenem Munde. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann ist angereist. „Ich bin stolz auf jede einzelne der Hilfsorganisationen“, betont er. Auch die technische Ausstattung, die am gleichen Tag demonstriert und ausgiebig von den Gästen begutachtet wird, sei hervorragend. Das Entscheidende aber sei das Engagement der ehrenamtlichen Kräfte, von denen es in Bayern 450 000 alleine in den Rettungsorganisationen gibt – mehr als in jedem anderen Bundesland. „Das ist gigantisch“, stellt Herrmann fest.

Er hoffe, dass die Veranstaltung dazu beitrage, starken Helfernachwuchs zu generieren, denn von dem „hängt Ihrer aller Sicherheit ab“, unterstreicht der Minister. Zudem sei die Tätigkeit in einer solchen Organisation auch „eine hervorragende Lebensschule“, wie Landrat Herbert Eckstein ergänzt. Viel zu oft werde es als selbstverständlich angesehen, dass einige Zeitgenossen rund um die Uhr bereit zur Hilfe seien.

Als der Minister einen Rundgang über das Gelände unternimmt, begleiten ihn zum persönlichen Schutz Polizisten in historischen Uniformen, deren Geschichte bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Bei der Stippvisite gibt es auch gleich einen echten Knalleffekt zu erleben: Die Gefährlichkeit eines Fettbrandes wird authentisch vor Augen geführt. Nach dieser Vorführung kommt hoffentlich niemand mehr auf die Idee, eine überhitzte und brennende Fritteuse mit Wasser löschen zu wollen.

Auf reges Interesse stößt eine Modenschau, bei der sich vor allem die diversen Schutzanzüge als Hingucker erweisen. Eine solche Montur kann bis zu 25 Kilogramm wiegen, wie Moderator Hans Raithel erläutert. Einigen ganz jungen Besuchern flößen die Herrschaften in ihren Sicherheitsbekleidungen gewaltigen Respekt ein. „Der tut nichts“, muss eine Mutter ihr Kind beruhigen.

Beim THW trifft man nicht nur auf den sechsjährigen Felix aus Roth, der später mal Ingenieur werden will und sich an der Rettungsschere versucht, sondern auch auf einen versierten Pädagogen. Der ehemalige Hilpoltsteiner Realschulrektor Walter Stromsky absolviert beim THW gerade seine Grundausbildung. Gemeinsam mit Zugführer Thomas Gruber greift er zu Demonstrationszwecken zum Spreizgerät. „Ich kann gut vom Lehrer zum Schüler wechseln“, sagt Stromsky lächelnd.

„Wir suchen Frauen und Männer jeden Alters“, sagt Thomas Gruber stellvertretend für alle Hilfsorganisationen. Der Blaulichttag rührt hierfür gekonnt die Werbetrommel. Es gebe eben „nicht nur Autos“ zu sehen, wie Felix’ Mutter Andrea Schlesinger begeistert feststellt. Sie schwärmt von der Offenheit der Helfer und deren Bereitschaft, Einblicke in ihren Alltag zu gewähren. Wie es etwa auch das BRK tut, das an den Defibrillator heranführt oder die Finessen des Krankentransports demonstriert.

Doch vor einem solchen steht bekanntlich die Bergung. Wie sie geschehen kann, wird bei diversen Vorführungen wie Eisrettung oder Autounfall demonstriert. Wie man sich am besten aus dem Auto befreien kann, wenn dieses kopfsteht, wird an einem Überschlagssimulator gezeigt. „Ziemlich beklemmend“ sei es dort drin gewesen, bekennt Jörg Katheder aus Roth.

Zu einem Blickfang wird auch der Hubschrauber der Polizei, der live einfliegt und danach begutachtet werden kann. Der zweijährige Olli aus Röttenbach und nach ihm auch der sechsjährige Elian aus Roth nehmen derweil schon mal am Fahrersitz eines Polizeiwagens Platz – Einschulungsberaterin Nadja Strauß hält die Tür auf. Geradezu symbolisch: Denn in unserer Region sind bei der Polizei zum September 2015 600 Ausbildungsplätze zu vergeben. Die Chancen stünden aufgrund des hohen Bedarfs sehr gut.