Hilpoltstein
Drei Meter fehlen zum Ärztehaus

Stadtrat lehnt in nicht-öffentlicher Sitzung den Verkauf eines Grundstücksstreifen ab

24.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Anstelle des bereits fensterlosen Hauses und der Gebäude dahinter soll ein Ärztehaus entstehen. Um es näher an den Altstadtring zu rücken, soll die Stadt nach dem Plan des Investors rund drei Meter ihrer Flächen vor dem Haus verkaufen, was der Stadtrat jetzt ablehnte. - Foto: J. Münch

Hilpoltstein (HK) Bekommt Hilpoltstein ein Ärztehaus am Altstadtring? So könnte man verkürzt die Sachlage bezeichnen, mit der sich der Stadtrat am Donnerstagabend in nicht-öffentlicher Sitzung auseinandersetzte. Knackpunkt ist eine Fläche, die der Stadt gehört.

Es ist noch kein konkreter Bauplan, nicht einmal eine Voranfrage, die derzeit der Stadtverwaltung vorliegt. "Es ist eine Diskussionsgrundlage", sagt Herbert Walter, der geschäftsleitende Beamte, in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Demnach will ein Investor - es sind der Hilpoltsteiner Bauunternehmer Hans Gruber und sein Sohn Dominik - auf einem Grundstück, das am Altstadtring an der Einmündung zur Talstraße liegt, ein mehrgeschossiges Haus bauen. Dort sollen laut dem Konzept, das der Stadt vorliegt, fünf Arztpraxen, ein Physiotherapeut eine Apotheke und eine Tiefgarage Platz finden.

Ein Projekt, das zunächst einmal auf fruchtbaren Boden fällt. "Wir erachten den Bau eines Ärztehauses für sinnvoll und unterstützen das", sagt Bürgermeister Markus Mahl. Allerdings gehe es für Stadtrat und Verwaltung auch darum, festzustellen, was sinnvoll ist und was beachtet werden muss. Aber: "Wir begleiten das positiv." Auch wenn Mahl zugibt, dass er den Standort nicht unbedingt für ideal hält.

Beispielsweise wegen der Zufahrt. Denn bereits im Vorfeld wurde festgestellt, dass - sollte das Haus realisiert werden - die Hauptzufahrt für Patienten nicht über den Altstadtring erfolgen kann. Bei der Ausfahrt würde es laut Stadt und Staatlichem Bauamt zu massiven Problemen mit der Linksabbiegerspur zur Rother Straße kommen. Die Zufahrt würde nun über die Zwingerstraße und einen kleinen Umweg über den bisherigen Parkplatz der Metzgerei Krotter erfolgen. Dort würden auch rund zehn Stellplätze für das Ärztehaus entstehen.

Das Ärztehaus ist laut Plan ein mehr als 30 Meter langes und gut elf Meter breites, mehrgeschossiges Haus. An der kurzen Seite am Altstadtring ist für das Erdgeschoss die Apotheke vorgesehen. Die Überlegung des Investors sieht vor, das Haus über die Grenze des Grundstücks so weit wie möglich an den Altstadtring zu ziehen - dazu würde allerdings ein Streifen von rund drei Metern Breite und 20 Metern Länge benötigt, der der Stadt gehört. Die Stadt will diesen Grundstücksabschnitt aber nicht hergeben.

Warum man dies nicht will, begründet Mahl mit der engen Situation am Altstadtring. Das sei eine Stelle, an der es relativ komfortabel sei. Komfortabel, um es dort im Zuge des Verkehrskonzeptes für "Radler und Fußgänger entspannter" als bisher zu machen. Es werde künftig mehr Radfahrer geben, glaubt er. Der Ziel- und Quellverkehr soll verringert werden und dazu müsse man der einheimischen Bevölkerung die Chance geben, vom Auto aufs Rad umzusteigen, so Mahl. Das ließe sich mit dem Verkauf der Fläche nicht vereinbaren.

Auch eine Variante des Investors, das Erdgeschoss mit der Apotheke drei Meter nach hinten zu versetzen und die Geschosse dann überragen zu lassen, fand keine Zustimmung. Mehrheitlich lehnte der Stadtrat am Donnerstag den Verkauf des Streifens ab.

Aus Mahls Sicht muss das nicht das Ende des Projekts bedeuten. "Wenn ich das wirklich will, dann lasse ich mich doch von den drei Metern nicht abschrecken." Zumal es durchaus die Möglichkeit gebe, den Baukörper entweder nach hinten zu verschieben oder an andere Stelle breiter zu machen. Bei einer Verschiebung nach hinten müsste allerdings mit dem Grundstücksnachbarn über die Abtretung von Abstandsflächen verhandelt werden.

In den Gesprächen hat der Investor laut Mahl vor allem zwei Gründe angeführt, warum das Gebäude in dieser Größe genau an dieser Stelle stehen soll. Zum einen brauche man die Länge, um auf den beiden Obergeschossen, jeweils zwei "gut vermietbare" Praxen zu bauen. Ohne den Streifen fehlten in der Fläche rund 33 Quadratmeter pro Geschoss. Zum anderen wolle man Rechtssicherheit für die Zufahrt zum Altstadtring - nicht für Patienten und Kunden, sondern für Rettungswagen und Lieferanten. Nicht nachvollziehbar für Mahl, denn selbst wenn man diese Streifen hätte, bliebe immer noch der Gehweg, der ja auch der Stadt gehöre. "Außerdem kann man einem Grundstück nicht einfach die Zufahrt nehmen."

Wie es weiter gehen soll mit dem Konzept, ist offen. Für eine Stellungnahme war der Investor am Freitag nicht zu erreichen.