Hilpoltstein
Der Kniefall vom Hilpoltsteiner Burganger

Geste von Konrad Kerschenlohr kann aber das Ende des Grenzenlos-Ensembles nicht verhindern

10.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:03 Uhr

Bei der Sommerserenade am Hilpoltsteiner Burganger hat der Chor Grenzenlos seinen vorletzten Auftritt - Foto: Leykamm

Hilpoltstein (lkm) Der Kniefall von Willy Brandt in Warschau hatte einst seinen gehörigen Teil dazu beigetragen, dass die Grenzen in Europa aufzuweichen begannen. Ebenfalls einen Kniefall gab es am Sonntagabend bei der Sommerserenade am Hilpoltsteiner Burganger.

Allerdings hatte die große Geste von Moderator Konrad Kerschenlohr vor der Chorleiterin des Ensembles Grenzenlos nicht den insgeheim vielleicht erwünschten Effekt: Die Gruppe wird sich trotzdem bald auflösen.

Freilich sind die beiden Kniefälle nicht wirklich miteinander zu vergleichen. Und im Falle Kerschenlohrs zielte sie auch nicht direkt darauf ab, mit letzten Mitteln das Fortbestehen jenes Chores doch noch zu sichern. Es war vor allem der aufkommende Wind, der den Moderator in die Knie zwang. Weil er so die Notenblätter am E-Piano besser festhalten konnte, während Petra Lehner-Völkl als Grenzenlos-Leiterin mit ihrem Klavierspiel den vorletzten Auftritt ihrer Gruppe musikalisch bereicherte. „Sie wird Hilpoltstein fehlen“, stellte Kerschenlohr allerdings klar.

Zum Abschied zeigte das Ensemble noch einmal seine verschiedene Facetten. Einer „Hym to freedom“ folgte die muntere mexikanische Weise „Tum, tum Pisca tunga“, bevor der Chor mit der Spider Murphy Gang bekannte: „’s Lebm iss wia a Traum!“ Am Ende des Auftritts gab es dann den Grenzenlos-Hit schlechthin: das Liebeslied auf die eigene Stadt. „Hey Hilpoltstein, Du bist zwar klein, doch trotzdem schnuckelig und fein“, heißt es in dem Stück, das im Original Köln besingt. Umgedichtet wurde es von eben jener Petra Lehner-Völkl, die nun den Taktstock beim Grenzenlos-Ensemble aus persönlichen Gründen ruhen lassen will.

Neben ihrer Gruppe kamen an der Serenade noch weitere Musiker und Sänger zu Gehör. Zweimal gleich betrat der veranstaltende Gesangverein Hilpoltstein die Bühne. Unter der Leitung von Vladimir Kowalenko, der auch mal begleitend zum Akkordeon griff, erklang zunächst die „Amboss-Polka“, bevor dann just zu „Lauf, Jäger, lauf!“ die Vögel begannen zu zwitschern. Doch nicht nur die Tiere rührten sich am Himmel. Auch einige Wolken ließen sich blicken und der Wind begann für wehende Haare der Akteure und einen purzelnden Notenständer zu sorgen.

Die Musikprofis vom Blechbläserquartett der Stadtkapelle Hilpoltsteiner unter der Leitung von Siegfried Czieharz konnte das aber nicht aus der Ruhe bringen. Sie sorgten mit Reminiszenzen an Glenn Miller und das „Dixieland“ für Begeisterungsstürme. Im Anschluss durfte Konrad Kerschenlohr dann nicht nur moderieren, sondern auch dirigieren. Denn er ist zugleich Chorleiter des Hofstettener Singkreises, der mit dem berühmten „Muss i denn“ seinen Konzertteil eröffnete und zwei Volksweisen hinterherschob.

Dann war der Gesangsverein Hilpoltstein wieder an der Reihe und ließ zur Freude der rund 200 Besucher unter Gitarrenbegleitung von Anette Ehrenfried und Harry Rödig gleich drei Klassiker in Folge erklingen: „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“, „Country roads“ und „Heimweh (so schön, schön war die Zeit)“. Zum Abschiedslied von Hubert von Goisern formierten sich dann alle Mitwirkenden noch einmal zu einem gemeinsamen großen Chor auf der Bühne. Ohne eine Zugabe wurden sie von dieser dann nicht heruntergelassen, ehe zum Ende der Serenade wieder die Sonne über der Burg lachte.