Hilpoltstein
Fusion unter Gleichen

Raiffeisenbanken "am Rothsee" und "Berching-Freystadt-Mühlhausen" wollen sich zusammenschließen

28.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr
Das Vorstandsteam: Klaus Majehrke, Georg Peter, Christian Kraus und Udo Wehrmann (von links). −Foto: Messingschlager

Hilpoltstein (HK) In die Bankenlandschaft der Region ist Bewegung geraten. Es steht die Fusion der Raiffeisenbanken "am Rothsee" und "Berching-Freystadt-Mühlhausen" ins Haus. Und das bereits zum 1. Januar, verkündeten gestern die Vorstände der Geldhäuser bei einem Gespräch in Freystadt.

"Wir wollen unsere Kräfte bündeln", sagt Klaus Majehrke, Vorstandsvorsitzender der Oberpfälzer Bank. Man wolle die Weichen für eine gemeinsame und erfolgreiche Zukunft als eine starke genossenschaftliche Regionalbank stellen. "Kleine Häuser können sich nicht mehr halten." Es gebe gravierende dynamische Veränderungen im Finanzdienstleistungssektor, die die Zusammenschlüsse nötig machten, so Majehrkes Hilpoltsteiner Pendant, Georg Peter. Beispielsweise zunehmende Regulatorik, veränderte Anforderungen der Kunden, die mehr qualifizierte Beratung verlangten, oder Mehrbelastungen durch die Niedrigzinspolitik.

Das Internet bringe es auch mit sich, dass die Kunden viel mehr vergleichen, so Udo Wehrmann, neben Peter im Vorstand der Raiffeisenbank am Rothsee. Vor allem bei Baufinanzierungen werde es immer schwieriger, ebenso im Wertpapierbereich. Dazu komme die Konkurrenz der Onlinebanken. Gemeinsam werde es leichter fallen, das zu bewahren, was beide Kreditinstitute schon heute auszeichnet, es mit noch individuelleren Angeboten und Beratungsleistungen weiterzuentwickeln und technische Innovationen zügig umzusetzen. Aber: "Der Markt ist agil, da wird es trotzdem nicht einfacher."

Zwischen den zwei Banken bestehen laut Majehrke seit vielen Jahren enge Kontakte. "Ich kenne Georg Peter seit 30 Jahren und wir haben auch gemeinsame Kunden." Auch hätten beide Bankhäuser die gleiche Philosophie, das Herz schlage an derselben Stelle. Beide Banken stünden auf festen Fundamenten und seien gesund. "Es ist keine Notfusion." Zudem sei es eine partnerschaftliche Fusion auf Augenhöhe, bei der die Größe kleine Rolle spiele. So sollen auch die Namen beider Banken verschwinden und es künftig die "Raiffeisenbank - Meine Bank e.G." geben. Allerdings ist dieser Name rechtlich noch nicht ganz wasserdicht.

2016 hatte das Freystädter Haus mit 377 Millionen Euro eine um 90 Millionen Euro größer Bilanzsumme, auch haben die Oberpfälzer mit 51 Millionen Euro rund 20 Millionen mehr an Eigenmitteln. Aktuell käme das gemeinsame Institut auf eine Bilanzsumme von mehr als 680 Millionen Euro. Bei den Mitarbeitern ist man ungefähr auf Augenhöhe, zusammen werden es künftig 115 sein. "Wir müssen niemanden entlassen", sagt Majehrke. Im Gegenteil, man suche Leute. "Wir brauchen Spezialisten und die haben Ansprüche. Die gehen nicht zu einer kleinen Bank." Für die Mitarbeiter soll durch das größere Haus ein noch attraktiverer Arbeitgeber, der interessante berufliche Entwicklungsperspektiven bietet, entstehen. Die wirtschaftliche Kraft der Bank ermögliche langfristig sichere Arbeitsplätze, und junge Menschen profitierten von einem starken Ausbilder.

An Bankstellen haben beide jeweils vier. Diese sollen erhalten bleiben. Die vorhandenen Gebäude erlauben laut Christian Kraus, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen, eine dezentrale Struktur und sichern die Präsenz genossenschaftlicher Finanzdienstleistung in der Region. So würden auch in Zukunft persönlicher Service, qualifizierte Beratung und schnelle Entscheidungen vor Ort gewährleistet sein. Ebenso würden die Kunden weiter ihren gewohnten Ansprechpartner haben. Erhalten bleibt auch das Warengeschäft, das im Landkreis Roth in einer eignen GmbH organisiert ist.

Alle vier Vorstandsmitglieder betonen neben der gemeinsamen Philosophie der Banken auch die gute Chemie zwischen den Vorstandsmitgliedern. Aus ihrer Sicht ein wichtiger Faktor für das Gelingen. So sei so manche in jüngster Zeit angekündigte Fusion gerade an der fehlenden Chemie gescheitert. Eine gescheiterte Fusion stand nebenbei Pate bei der jetzigen. Denn als im Vorjahr die Raiffeisenbanken Roth-Schwabach und Altdorf-Feucht intensiv sondierten, "haben wir die Köpfe etwas enger zusammengesteckt", sagt Peter. "Denn wenn man am Ende alleine bleibt, hat man verloren."

ZUSAMMENSCHLUSS

Rein rechtlich wird die größere die kleinere Bank übernehmen, der rechtliche Sitz wird allerdings in Hilpoltstein sein. Im Vorstand werden Georg Peter und Udo Wehrmann (Raiffeisenbank am Rothsee) sowie Klaus Majehrke und Christian Kraus (Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen) sitzen. Den Vorsitz wird Georg Peter innehaben. Finanziell wird sich nach Aussage der Vorstandsmitglieder für sie selbst nichts ändern, trotz des größeren Bankhauses: "Unsere Gehälter bleiben gleich."

Nachdem in diesen Tagen die Aufsichtsräte beider Banken in getrennten Sitzungen jeweils einstimmig ihr Plazet für weitere Gespräche gegeben haben, werden die Vorstände auch die nächsten Schritte partnerschaftlich und konstruktiv einleiten. Die Mitarbeiter wurden am Freitag vor Weihnachten und Mitglieder jetzt schriftlich benachrichtigt, weitere Informationen folgen in zahlreichen regionalen Ortsversammlungen im Februar und April.

Über ein Zusammengehen entscheiden endgültig die jeweiligen Generalversammlungen voraussichtlich im Mai 2018. Entstehen soll die Genossenschaftsbank allerdings bereits zum 1. Januar. Möglich ist das, weil die Möglichkeit genutzt wird, die Fusion rückwirkend erfolgen zu lassen. | mes