Hilpoltstein
Vier-Sterne-Hotel statt HT-Filiale

Hospitaltechnikfirma erweitert lieber Stammsitz in Heideck

15.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr

Im ersten und zweiten Stock der ehemaligen Sparkassenzentrale soll ein Hotel entstehen. Die entsprechende Nutzungsänderung hat der Stadtrat abgesegnet. - Foto: Bader

Hilpoltstein (HK) Beim Umbau des Hilpoltsteiner Sparkassengebäudes gibt es eine überraschende Wende: Die Heidecker HT-Group, die den Komplex der Sparkasse abgekauft hat, wird entgegen der ursprünglichen Pläne nicht mit ihrer Exportabteilung dort einziehen. Stattdessen entsteht ein Vier-Sterne-Hotel.

Büros für bis zu 40 Mitarbeiter, dazu zwei oder drei Arztpraxen und vielleicht sogar ein ambulantes OP-Zentrum: Das Vorhaben, das die beiden Geschäftsführer des Heidecker Hospitaltechnik-Unternehmens HT Group, Franz Hofbeck und Thomas Fritsch, vor eineinhalb Jahren präsentierten, ließen damals den Hilpoltsteiner Bürgermeister Markus Mahl strahlen.

Doch die Freude über die vielen hochwertigen Arbeitsplätze, die in Hilpoltstein entstehen sollten, ist jetzt verflogen. Die Heidecker Unternehmer haben nämlich bei der Stadtverwaltung eine Nutzungsänderung eingereicht. Demnach soll im ersten und zweiten Stock der einstigen Sparkassenzentrale keine HT-Filiale, sondern ein Hotel entstehen.

Unverändert bleiben dagegen die Pläne, dass es drei Wohnungen im dritten Stock geben soll. Ebenfalls wie geplant mietet sich die Sparkasse mit ihrer Filiale auf rund 500 Quadratmetern im Erdgeschoss ein (die Neueröffnung ist Ende November geplant). Und es bleibt auch dabei, dass auf der restlichen Fläche im Erdgeschoss ein Bistro eröffnet wird.

Warum aber die Heidecker HT-Group das Interesse an einer Hilpoltsteiner Filiale verloren hat, erläuterte Geschäftsführer Thomas Fritsch in der ersten Stadtratssitzung nach der Sommerpause am Donnerstagabend: Er habe sich nur Absagen bei der Suche nach Ärzten eingehandelt, die in den geplanten Praxen hätten einziehen sollen. Als Hauptgrund nannte er die schwierige Parkplatzsituation. Diese hätte die Heidecker Unternehmer letztlich auch davon abgebracht, eine Abteilung der HT-Group nach Hilpoltstein zu verlegen. Den Mitarbeitern seien auf Dauer die weiten Wege vom Parkplatz zum Büro nicht zuzumuten, sagte Fritsch.

Bei den ursprünglichen Plänen hätte die "Sturmtor GmbH & Co. KG" - so haben Franz Hofbeck und Thomas Fritsch ihr Bauprojekt in der Hilpoltsteiner Innenstadt in Anlehnung an die Christoph-Sturm-Straße genannt - nicht weniger als 92 Stellplätze nachweisen müssen. Auf dem alten Sparkassengelände gibt es allerdings nur 21 Stellplätze (11 davon in der Tiefgarage). 40 weitere Parkplätze gibt es auf der Fläche am Altstadtring, auf der aktuell ein Grüngutcontainer steht. Dieses Grundstück gehörte früher ebenfalls der Sparkasse und jetzt den "Sturmtor"-Investoren. Angesichts der fehlenden Parkplätze seien die geplanten Büros nicht zu realisieren, sagte Fritsch.

Die HT-Group hat sich stattdessen einen An- und Neubau am Stammsitz in Heideck vorgenommen, wie Franz Hofbeck auf Nachfrage unserer Zeitung verriet. Details konnte er noch nicht nennen. "Das haben wir erst in groben Zügen geplant", sagte Hofbeck. Sobald die Pläne konkreter seien, würden sie aber im Heidecker Stadtrat ausführlich vorgestellt.

Anstelle der Hilpoltsteiner HT-Filiale soll nun ein Vier-Sterne-Hotel mit 30 Zimmern und 60 Betten in die umgebaute Sparkasse einziehen. Als Betreiber präsentierten die beiden HT-Geschäftsführer in der Stadtratssitzung den aus Lauf stammenden Stefan Völkel, der dort bereits ein Hotel in der Innenstadt betreibt. Er verwies darauf, dass es in Hilpoltstein bisher noch kein Vier-Sterne-Hotel gibt. Auf die Parksituation in der Innenstadt hätten seine künftigen Gäste seiner Ansicht nach wenig Einfluss, weil diese wohl zu 80 Prozent erst am Abend kämen und gleich am nächsten Morgen abreisten. Die Zahl der Arbeitsplätze, die in dem neuen Hotel entstehen sollen, bezifferte Völkel auf sechs - halb Vollzeitstellen, halb Aushilfsjobs.

Eröffnet werden soll das neue Hotel laut Völkel schon Mitte des ersten Quartals 2018, also im Februar. Noch unbekannt ist dagegen, wer das Bistro im Erdgeschoss betreibt. Die HT-Geschäftsführer sind zwar schon in Verhandlungen, die laut Hofbeck kurz vor dem Abschluss stehen. Doch den Namen des Betreibers wolle man erst in einigen Wochen veröffentlichen. Fest steht aber, dass dieser Betreiber das Frühstück für das darüber liegende Garni-Hotel anbieten soll. Betreiber Völkel kümmert sich demnach nur um die reine Unterkunft.

Im Gespräch mit unserer Zeitung zeigte sich der Laufer Hotelier begeistert von der Stadt Hilpoltstein. Die vielen tollen Veranstaltungen böten sehr gute Voraussetzungen für den Hotelbetrieb. Ein Vier-Sterne-Haus sieht Völkel als gute Ergänzung des bestehenden Angebots in der Stadt. "Der Bedarf ist sicher da."

Darüber hinaus erhofft sich der Laufer Hotelier mit seinem Hilpoltsteiner Projekt sogar bundesweite Aufmerksamkeit in der Gastronomiebranche. Ein Hotel in eine ehemalige Bankfiliale zu bauen, könne geradezu ein Musterbeispiel für die Umnutzung von nicht mehr benötigten Bankimmobilien sein, sagt Völkel.

Als "stolze Herausforderung" bezeichnete indes Bürgermeister Markus Mahl (SPD) am Freitag das Vorhaben, in Hilpoltstein ein Vier-Sterne-Hotel zu errichten. "Die Büros wären mir lieber gewesen", sagte der stellvertretende Bürgermeister Josef Lerzer (SPD) ganz offen in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend. Seiner Ansicht nach sei die Parksituation abends eher noch schlechter als tagsüber. "Das Hotel ist die eleganteste Lösung", entgegnete der Investor Fritsch. Und Hotelbetreiber Völkel verwies auf Nachfrage von Edeltraud Stadler (CSU) darauf, dass er bereits bei seinem Hotel in Lauf mit einer schwierigen Parkplatzsituation zurecht komme. Hier habe er einen Shuttleservice für seine Gäste, wenn diese ihr Auto ein Stück weiter weg abstellen.

Weil das alte Sparkassengebäude der Baugestaltungssatzung für die Hilpoltsteiner Innenstadt unterliegt, hat bei den neuen Plänen auch das Landesamt für Denkmalschutz ein Wörtchen mitzureden - obwohl der Komplex erst Anfang der 1980er-Jahre errichtet wurde. Für das geplante Hotel sind zusätzliche Dachfenster auf der Vorderseite und offene Dachausschnitte auf der Rückseite geplant. Nach der Zustimmung der Denkmalschützer erteilte nun auch der Stadtrat seine einhellige Zustimmung - sowohl zu den nötigen Befreiungen von der Innenstadtgestaltungssatzung als auch zur vorgestellten Nutzungsänderung.