Hilpoltstein
Beim Centipede packen alle an

Sonne am Sonntag und laue Lüftchen für das Hilpoltsteiner Drachenfest

27.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Foto: Tobias Tschapka

Hilpoltstein (HK) Da soll noch mal jemand behaupten, beim Hilpoltsteiner Drachenfest rege sich kein Lüftchen. Gab es doch in den vergangenen Jahren zwar Sonne satt bei dem beliebten Familienfest auf der großen Wiese unweit von Heuberg, nur mit Wind sah es meistens schlecht aus.

Zwar zogen auch bei der 24. Auflage keine Sturmböen über das weitläufige Gelände, aber man konnte zumindest im Gesicht deutlich den einen oder anderen Windhauch spüren – und das freute natürlich die unzähligen Drachen, die sich an diesem Wochenende in die Lüfte erhoben.

Am Samstagnachmittag eröffnete Hilpoltsteins stellvertretende Bürgermeisterin Ulla Dietzel das Fest. Sie begann mit einem großen Dank an die Freiwillige Feuerwehr Heuberg, deren Mitglieder die Hauptorganisatoren des Festes sind und die sich um die Bewirtung der vielen Gäste kümmern. Mit dem Hilpoltsteiner Amt für Kultur und Tourismus und den Kiteflyers, einem Zusammenschluss von Drachenbegeisterten aus ganz Mittelfranken, wurde auch heuer wieder ein buntes Programm für die ganze Familie geboten. Sie könne sich noch gut erinnern an die Anfänge des Drachenfests, als sie ihre Kinder noch im Kinderwagen über die Wiese geschoben habe, sagte Dietzel. Seitdem sei die Entwicklung der Drachen nicht stehengeblieben. „Die werden immer perfekter.“

Die eine oder andere Kostprobe würden die Kiteflyers im Verlauf des Wochenendes bieten, das bestätigte auch Sigi Elsner von den Kiteflyers, der Moderator des Drachenfests. „Ich wünsche allen viel Spaß, Sonne und einen stetigen Wind“, sagte Dietzel, die sich schon auf das kommende Jahr freut, wenn ein Vierteljahrhundert Drachenfest gefeiert werde.

Die Sonne allerdings kam erst am Sonntag in Form. Am Samstag war der Himmel meist grau in grau, dafür brachten die Drachen wegen des leichten Winds jede Menge hinein. Wohin man auch blickte, überall fetzten Kinder und Erwachsene über die Wiese, immer mit einer langen Schnur in der Hand, an deren Ende ein Drachen zappelte. Diese präsentierten sich einmal mehr in allen möglichen Erscheinungsformen. So zog ein schwarzer Hai ebenso seine Bahnen am Himmelszelt wie die derzeit unvermeidlichen Minions, die gelb und breit herabgrinsten auf die große Wiese.

Einer der Höhepunkte war der rund 50 Meter lange „Centipede“ (Tausendfüßler), ein Drache, der diesen Namen mehr als verdiente. Der „Drachenmichel“ alias Michael Zähler, ein immer gern gesehener Gast auf dem Drachenfest, legte dieses endlos lange Fantasiegeschöpf aus Holz, Papier und Schnur auf der Wiese aus, und lud alle Kinder dazu ein, ihm bei dieser Arbeit zu helfen. Engelbert Simon von den Kiteflyers übernahm dann schließlich die Aufgabe des Drachenbändigers und stürmte mit dem Centipede im Schlepptau über die Wiese, der sich daraufhin, wenn auch nur kurz, in die Luft erhob.

„Eigentlich nennen wir das, was heute herrscht, nicht gerade Wind“, so ein Mitglied der Drachenvereinigung nach dem kurzen Flug. Die Kinder waren trotzdem begeistert von dem prächtigen Drachen mit dem furchterregenden Kopf am Anfang. „Dabei sind die Drachen keine bösen Geschöpfe. Die Chinesen sagen, diese tauchen nur deshalb aus ihrer Sphäre auf, um zu sehen, ob es den Menschen gutgeht“, sagte der Drachenmichel, der hinzufügte, dass man in China vor allem bei Kinderwunsch so einen Drachen steigen lasse. „Je länger der Centipede ist, desto länger soll das Kind leben, heißt es“.

Am Samstagabend durfte wie immer auch eine faszinierende Feuerschau samt Feuerwerk nicht fehlen und am Sonntag ging das Drachenfest bereits am Vormittag los – dann auch mit Sonnenschein. Bestimmt ein gutes Zeichen, geschickt aus der Sphäre der Drachen für das Jubiläumsfest im kommenden Jahr.