Hilpoltstein (HK) Eine etwas andere Sportstunde bietet die Tischtennisabteilung des TV Hilpoltstein. Fünft- und Sechstklässer aus allen Hilpoltsteiner Schulen dürfen in der Stadthalle an die Tische und das Spiel mit dem kleinen Ball ausprobieren. Spätere Karriere nicht ausgeschlossen.
Uli Eckert hat sich extra freigenommen. Der Abteilungsleiter Tischtennis steht im Trainingsanzug in der Stadthalle und weist seine acht Betreuer in die verschiedenen Stationen ein. Tischtennis ist zwar die Hauptüberschrift, aber geübt wird alles Mögliche. Einmal müssen die Kinder den Ball über die Platte blasen, zum Gegenüber ins Tor, einmal müssen sie ihn auf dem Schläger durch einen Hindernisparcours balancieren. Ein Spiel ist der klassische Rundlauf, andere ähneln eher Squash oder Tennis. "Die Kinder sollen ein Gefühl für den Ball kriegen", sagt Eckert, früher selbst Spitzenspieler. Und merken, dass man Tischtennis überall spielen kann, auf dem Küchentisch oder der Schulbank. Zwei Bücher als Netz - fertig.
Die Grundzüge sind einfach, aber die Zeit ist knapp. Nur eine gute halbe Stunde haben die Kinder diesmal. Es ist eine reguläre Sportstunde abzüglich des Fußwegs vom Gymnasium in die Stadthalle. Am Donnerstagvormittag dauert es nicht lange, bis die Bälle klackern und die Fünftklässer durch die Halle flitzen, lachen und albern. "Super, dass ihr so was macht", lobt Sportlehrerin Katharina Benz die Aktion.
Ganz uneigennützig ist der Aufwand natürlich nicht. Die Tischtennisabteilung sucht Nachwuchs. "Wir haben das Thema etwas vernachlässigt", räumt Uli Eckert ein. Die vielen Mannschaften und Spieltermine würden alle in Anspruch nehmen, da sei oft keine Zeit mehr für gezielte Aktionen wie diese.
Dabei ist Tischtennis in Hilpoltstein äußerst populär. Zu den Heimspielen des Zweitligateams strömen regelmäßig Hunderte von Zuschauern. Aber der Schein trügt. "Wir haben bloß gute Spieler", sagt Tischtennismanager Bernd Beringer, "aber dahinter kommt nichts." Bei den Jungen gebe es nur noch drei Mannschaften, die Mädchen spielen bei den Damen mit, weil es nicht für ein eigenes Team reicht.
"Man liest zwar immer in der Zeitung über Tischtennis, aber die meisten Eltern bringen diesen Sport nicht mit ihren Kindern in Verbindung", sagt Elke Stöhr, hauptamtliche Vorsitzende des TV. Das muss sich ändern, findet Beringer. Doch Tischtennis ist nur eine Sportart unter vielen. Und die Kinder haben nicht unbegrenzt Freizeit. "Eigentlich würde ich schon gerne ins Tischtennistraining gehen, aber ich muss noch mal mit meinen Eltern reden", sagt Fünftklässerin Melina, die im roten Clubtrikot hochkonzentriert den Ball auf dem Schläger durch den Parcours jongliert. Sie spielt schon Fußball in einer Mädchenmannschaft des TV Hilpoltstein. Und das ist das Problem. Das Fußball- findet am gleichen Tag statt wie das Tischtennistraining. Aber Spaß machen würde ihr der Sport schon, sagt Melina.
Maximilian schmettert die Bälle schon präzise übers Netz. Zu Hause spielt er immer mit seinem Vater im Garten. Bei den Sportfreunden Hofstetten ist er im Tennisverein. Bernd Beringer ist Maximilian sofort aufgefallen. Er versucht ihn für die Mini-Meisterschaften am 11. Februar in der Stadthalle zu gewinnen und für den TV. "Schau halt mal vorbei", rät er. Maximilian ist noch unentschlossen: "Das muss ich mir noch überlegen."
Uli Eckert rechnet jedenfalls mit einem enormen Ansturm bei den Mini-Meisterschaften, zu der nur Kinder zugelassen sind, die nicht in einer Mannschaft spielen. Denn einige Schulen haben versprochen, Flyer auszulegen und Plakate aufzuhängen. Auch Eckert wirbt zum Abschied von den Fünftklässern für dieses Turnier.
Am Nachmittag sind dann die Sechstklässer an der Reihe. Am Montag wird die Aktion des TV mit der Mittelschule fortgesetzt. Da haben die Kinder mehr Zeit. Sie dürfen Tischtennis von 9.30 Uhr bis 13 Uhr ausprobieren. Dienstag und Donnerstag ist dann die der Realschule dran, jeweils von 7.45 Uhr bis 8.45 Uhr.
Der nächste Hilpoltsteiner Mini-Meister könnte dabei sein. So wie einst Felix Bindhammer oder Hannes Hörmann, der frischgebackene Sportler des Jahres im Landkreis Roth. Aber das sei nicht das Ziel dieser Aktion, beteuert Bernd Beringer. "Nein", einen zweiten Hannes Hörmann suche man hier nicht. "Wir wären froh, wenn wenigstens ein paar Kinder ins Training kämen."
