Hilpoltstein
Flüchtlingszahlen: Landkreis im Stand-by-Modus

Weit weniger neue Asylbewerber als im Vorjahr Anerkannte bekommen Grundsicherung und Wohnzuschüsse

29.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:59 Uhr

Hilpoltstein (mes) Die Zeiten, als täglich hunderte von Flüchtlingen kamen, sind zwar vorbei, aber Asyl ist auch im jüngsten Sozialausschuss des Landkreises das bestimmende Thema gewesen. Wobei Landrat Herbert Eckstein (SPD) eindringlich davor warnte, sich zurückzulehnen. "Die weiteren Entwicklungen sind nicht absehbar, wir sind auf Stand-by."

Blickt man auf die zentrale Aufnahmeeinrichtung (ZAE) der Staatsregierung in der Rother Kaserne, lässt sich allerdings der aktuelle Trend deutlich ablesen. Waren es vor genau einem Jahr fast 1100 Menschen, die dort untergebracht waren, sind es zurzeit gerade einmal 364. Wobei es im Vergleich zum Juli eine leichte Steigerung um rund 15 Prozent gab.

Ein anderes Bild zeigt sich bei der dezentralen Unterbringung. Da waren es vor Jahresfrist 946 Menschen in 99 Unterkünften, im Moment sind es 123 Unterkünfte mit knapp 1100 Bewohnern. Dazu kommen noch die drei Gemeinschaftsunterkünfte in Roth mit etwas weniger als 200 Bewohnern. Wer zurzeit neu im Landkreis ankommt, bleibt rund ein halbes Jahr in der ZAE und wird dann in einer Gemeinschaftsunterkunft der Regierung untergebracht.

Die Leistungen für Asylbewerber übernimmt der Staat zu rund 100 Prozent, 2016 sind dafür 11,2 Millionen Euro angesetzt. Laut den Zahlen von Kreiskämmerer Jürgen Lafère leben derzeit 1000 nicht anerkannte Asylbewerber im Landkreis. Da deren Zahl abnimmt, sind für das kommende Jahr nur noch knapp neun Millionen Euro vorgesehen. Lafère verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass trotz der Erstattung der Asylbewerberleistungen, der Landkreis auf rund einer halben Million Euro für Integrationsmaßnahmen, Hausmeisterdienste, Auszahlung, Betreuung etc. sitzen bleibt.

Die große Aufgabe der nächsten Monate wird die Unterbringung von anerkannten Asylbewerbern sein. 2016 sind es im Schnitt rund 300 Anerkannte, die im Landkreis leben, für 2017 geht man von einer Verdopplung aus. Ist ein Asylbewerber anerkannt, kommt das Geld nicht mehr aus dem Asylbewerberleistungsgesetz, sondern als Grundsicherung für Arbeitssuchende - rund eine Million ist es heuer, doppelt so viel im kommenden Jahr. Für Unterkunft und Heizung ist dann - wie auch bei allen anderen Arbeitsuchenden in der Grundsicherung - der Landkreis zuständig. Damit erhöht sich der Gesamtansatz für Unterkunft und Heizung um rund eine Million auf sieben Millionen Euro. Wohl auch wegen der Asylbewerber wird der Staat künftig statt 34,7 nun 44,6 Prozent übernehmen, was ungefähr den Mehrkosten für die 2017 dazukommenden anerkannten Asylbewerber entspricht.

Inklusive der Asylbewerber gibt es aktuell im Landkreis Roth 827 Bedarfsgemeinschaften. Betroffen sind auch Kinder, wobei die Hilfsquote im Landkreis mit 3,4 Prozent niedrig ist und rund zwei Prozent unter dem bayrischen Landesdurchschnitt. Zum Vergleich in Berlin ist die Quote 31,3 Prozent, was bedeutet, dass dort jedes dritte Kind hilfsbedürftig ist.

Laut eines Sprechers der Agentur für Arbeit beziehen derzeit 373 Asylbewerber im Landkreis Roth Grundsicherung. Ziel sei es, diese mit Deutschkursen und Qualifizierungsmaßnahmen in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen. Bisher ist das 34 Mal gelungen. Zudem sind unter den Anerkannten derzeit zehn Akademiker, die auf ihre Anerkennung warten, was entscheidend von den Deutschkenntnissen abhängt.

Im Ausschuss für Seniorenarbeit, soziale Angelegenheiten und Inklusion, der 2017 einen Gesamtetat von 24 Millionen Euro hat, tangiert das Thema Asyl nahezu jeden Bereich. Man werde die Asylanerkennungsquoten in den nächsten Monaten genau beobachten müssen, sagte abschließend Kämmerer Lafère. "Je mehr Asylbewerber anerkannt werden oder eine Bleibeberechtigung bekommen, um so mehr Ressourcen wird der Landkreis bereitstellen müssen."