Heideck
Auf den Spuren des großen Stadtbrandes

Nachtwächterführung mit Markus Steib dreht sich um das verheerende Feuer im Jahr 1898

28.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr

Ab dem Gasthaus "Zur Post" (gelbes Haus) fielen die Häuser südlich der Hauptstraße dem Stadtbrand zum Opfer. Mit Ausnahme des Fachwerkhauses, das Kaminkehrer Johann Fenn bewohnte. - Foto: Schultheiß

Heideck (evs) Mehr als 100 Gäste hat der Heidecker Nachtwächter Markus Steib zu seiner jüngsten Führung an der östlichen Stadteinfahrt begrüßt. Dabei waren auch Werner Wildner als Stadtschreiber und der Trommlerhaufen, der die Gruppe begleitete und auf städtische Besonderheiten aufmerksam machte.

Der Nachtwächter erläuterte am Ausgangspunkt der Führung, dass hier an dieser Stelle das Zollhäuschen stand, dessen Bewohner den Pflasterzoll für die Straße durch die Stadt erhoben.

Im Mittelalter war der Eingang zur Stadt durch ein mächtiges Haus geschützt, durch dessen Tor im Erdgeschoss die Straße führte. In der Hauptstraße erinnerte Steib - ebenfalls anhand zweier historischer Fotos - an den großen Stadtbrand am 4. August 1898. Diesem seien 26 Gebäude zum Opfer gefallen. Ausgegangen sei der große Feuer von der Scheune des Gasthauses "Zur Post", dessen barocker Bau noch existiert. Ein kräftiger Südwestwind begünstigte die Flammen, so dass von der "Post" aus alle Häuser auf der Südseite der Straße bis auf eines niederbrannten.

Dieses bewohnte der Kaminkehrer Johann Fenn, erklärte Steib, selbst Schornsteinfeger. "Mein Berufskollege wusste offensichtlich, wie man vorgehen muss, um ein Ausbreiten des Feuers zu verhindern." Fenn hatte offenbar nichts Brennbares gelagert und hielt Feuerlöscheimer bereit.

Auch den damaligen Sensationstourismus zur Brandstelle schilderte Steib. Am Wochenende drauf kamen viele Schaulustige zu Fuß, mit der Gredl oder mit dem Rad. Allein 600 Radler sollen es gewesen sein. "Sogar Ansichtskarten mit Fotos vom Brand wurden verkauft und verschickt."

Gleich neben der "Post" bewunderte die Gruppe das älteste Fachwerkhaus der Stadt, das im Jahr 1384 errichtet wurde. Auch das Haus daneben sei etwa so alt, sagte Steib, allerdings sei diese Gebäude noch nie untersucht worden, so dass das Baujahr unbekannt ist.

Auf eine große Bausünde machte der Nachtwächter auf der gegenüberliegenden Seite aufmerksam: Dort, wo in der Amtszeit des aus Heideck stammenden Postministers Richard Stücklen ein modernes Postamt aus Beton errichtet wurde, musste dafür dessen Vaterhaus weichen, ein malerisches Fachwerkhaus mit Birnbaum-Spalier. Auch dieses war auf dem Informationsblatt abgebildet, so dass die Teilnehmer gut vergleichen konnten. Einhellig fiel das Urteil für das alte Haus aus.