Großhabersdorf
Siebener auf Anerkennungskurs

Feldgeschworene als UNESCO-Kulturerbe Staatsregierung befürwortet Bewerbung

26.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:54 Uhr

Die "Siebener-Wege" von Langenzenn sind vor allem seine Idee gewesen: Martin Weber vom Feldgeschworenengremium. - Foto: Wraneschitz

Großhabersdorf (HK) Was sind Feldgeschworene? Womöglich jedenfalls bald Teil des immateriellen UNESCO-Kulturerbes. Denn Bayerns Ministerrat hat nun die Aufnahme der einzigartigen, ehrenamtlichen Flurüberwacher ins deutsche Welt-Verzeichnis empfohlen.

Bayernweit sind etwa 24 000 Siebener im Einsatz, fast nur Männer. Zwei Drittel von ihnen wirken in Franken. Die werden jeweils von ihren Gemeinderäten offiziell bestellt. Vielerorts werden sie auch heute noch bis in den Tod auf das "Siebenergeheimnis" verpflichtet: Damit erkennen sie das verbrecherische Versetzen von Grenzsteinen, so geht die Sage. Doch Genaueres weiß außerhalb der verschworenen Gemeinschaften niemand.

Seit über fünf Jahrhunderten wachen Feldgeschworene über Grundstücksgrenzen. Weiterhin setzen sie Grenzsteine, auch in Zeiten von GPS-Satelliten und digitalen Katastern. "Gerade in Franken mit seinen kleinteiligen Flurstücken infolge der Realteilung ist diese Arbeit von besonderer Bedeutung", so die Staatsregierung. In Nürnberg waren Siebener zwischenzeitlich abgeschafft, aber in den 70er-Jahren wieder neu bestellt worden: Es ging offenbar nicht ohne sie.

"Die mündlich tradierte Rechtspraxis ist ein außergewöhnliches Beispiel für ein kommunales Ehrenamt, das für den sozialen Frieden in ländlichen Gebieten von zentraler Bedeutung war und das auch heute noch große Wertschätzung genießt", lobt die Staatsregierung die Siebener.

Deren entsprechendem Antrag der Feldgeschworenen aus Stadt und Landkreis Fürth waren die Minister letzte Woche gefolgt. Jutta Massl hat ihn im Wesentlichen ausgearbeitet. Sie hatte als erste Siebenerin der Gegend die Idee dazu, fand im ehemaligen Kreisheimatpfleger Helmut Mahr und beim Nürnberger Vermessungsdirektor Ernst Grünbeck zwei Unterstützer, die notwendige Empfehlungsschreiben verfassten. "Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" seien in diesen Anträgen an die UNESCO wichtige Themen, erklärt Massl.

Der Antrag trägt den offiziellen Titel "Bayerns Feldgeschworenenwesen am Beispiel Stadt und Landkreis Fürth". Was Jutta Massl freut: Ihr Amateur-Antrag hat einen von Profis geschriebenen aus Fürth ausgestochen. Die Großstadt hatte vorgeschlagen, die größte Straßenkirchweih der Welt, die Michaeliskärwa, auf die Liste zu setzen. Dem folgte Bayerns Ministerrat nicht.

In Langenzenn kann man im Übrigen einiges über das Wirken der Gemeinschaften erfahhen. Seit vielen Jahren gibt es den Siebener-Rundweg. Die Idee hatte der inzwischen verstorbene, langjährige Feldgeschworene Martin Weber. In Mittelpunkt des Weges steht der Siebenerplatz mit zahlreichen Feldmarkierungen, großen und kleinen Steinen aus mehreren Jahrhunderten.