Greding
Nicht nur das Thema ist spitze

20. Trachtenmarkt in Greding hat sich das Prädikat auch selbst verdient – Fränkische Türken stellen sich vor

28.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:44 Uhr

Stolz präsentieren die Trachtenträger ihr traditionelles Gwand, das zum Teil reich geschmückt ist. Die Anzahl von Silberknöpfen oder -kugeln hat einst den Reichtum der Trägerin zur Schau gestellt - Foto: Karch

Greding (HK) Der Trachtenmarkt, der am Wochenende in Greding stattfindet, ist ein ganz besonderer: Schon zum 20. Mal treffen sich in der Schwarzachstadt diejenigen, die Trachten anbieten, mit denen, die Trachten tragen.

Michael Ritter setzt, wenn es ums Wetter geht, ganz auf die Wolkenschieberhüte, die beim Trachtenmarkt getragen werden. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, der zusammen mit dem Bezirk Mittelfranken und der Stadt Greding den Trachtenmarkt ausrichtet, ist überzeugt, dass diese Kopfbedeckung dafür sorgen wird, dass der 20. Trachtenmarkt bei Sonnenschein und milden Spätsommertemperaturen stattfinden kann. Dass der Trachtenmarkt aber auch wetterfest ist, hat er bei seiner Premiere im Jahr 1994 bewiesen (siehe gesonderten Bericht).

Der Stolz auf den Trachtenmarkt, der sich aus kleinen Anfängen zur überregional ersten Adresse in Sachen Trachten gemausert hat, ist auch bei der Wahl des diesjährigen Mottos spürbar. Bewusst setzt man hier auf die Doppeldeutigkeit des Wortes Spitze. Denn beim Markt dreht sich nicht nur alles um die textile Verzierungstechnik, er selbst kann für sich auch diese Auszeichnung in Anspruch nehmen. „Der Gredinger Trachtenmarkt hat die Trachtenkultur in Bayern mitgeprägt“, ist Ritter überzeugt. „Er ist das Vorbild für viele andere Märkte in Bayern und darüber hinaus.“ Ritter hat aber auch noch ein weiteres Phänomen entdeckt: „Durch den Trachtenmarkt ist der Zugang zum Thema Tracht offener und der Umgang damit unbefangener geworden.“

Für Bürgermeister Manfred Preischl steht eines auf jeden Fall fest: „Greding ist ohne Trachtenmarkt und der Trachtenmarkt nicht ohne Greding vorstellbar.“ Und der Bürgermeister weiß auch, dass es der Trachtenmarkt ist, der Greding überregional bekannt gemacht und der immer wieder Kamerateams anlockt. Ein Film über die Stadt wird beispielsweise am 1. September um 19 Uhr im Bayerischen Fernsehen gezeigt.

„Die Mischung aus Anbietern, die nur das Beste präsentieren, handwerklichen Vorführungen, Präsentationen auf der Bühne, Ausstellungen und Vorträgen macht den Markt einzigartig“, sagt Michael Ritter. Die Organisatoren blicken seit über zehn Jahren aber auch über den Tellerrand und laden sich jedes Jahr Gäste aus anderen Regionen ein, die ihre Tracht, ihre Tänze und auch die Besonderheiten ihrer Region vorstellen. Die Gruppen kamen aus Finnland ebenso wie aus Südtirol, aus Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ebenso wie aus Vorarlberg, dem Elsass, Slowenien, Rumänien und dem Limousin. Für den Jubiläumsmarkt wollten die Organisatoren ganz bewusst nicht ins Ausland gehen, sondern haben sich Mitbürger mit Migrationshintergrund ausgesucht: Auf der Bühne und mit einem Stand werden sich die Fränkischen Türken aus Nürnberg präsentieren. Die werden von den Gredinger Türken unterstützt, die für den Trachtenmarkt gern in traditionelle Trachten schlüpfen. Auf diese Gäste, die in beiden Kulturen verwurzelt sind, freuen sich die Organisatoren besonders.

Besonders vorgestellt werden heuer von den Trachtenverbänden auch die niedersorbische Tracht und die der Gruppen aus dem Donaugau.

Die Vorträge, jeweils drei am Samstag- und Sonntagnachmittag widmen sich ganz der Spitze. Dabei geht es um den edlen Glanz der Metallspitze ebenso wie um die orientalische Spitze Oya und die Spitzenimitation Häkeln. Dieser Handarbeitstechnik hat Trachtenberaterin und -forscherin Evelyn Gillmeister-Geisenhof den vierten Band ihrer Buchreihe „Millionen von Stichen hab’ ich wohl gemacht“ gewidmet. Dieser Band, der alte Handarbeitstechniken und -muster aus Mittelfranken vorstellt, erscheint druckfrisch zum Markt. Im Trachtenpavillon kann auch eine Häkelausstellung besichtigt werden.

Zwei weitere Ausstellungen im Archäologie Museum beschäftigen sich auch mit der Kleidung aus früherer Zeit. Im Erdgeschoss zeigt der Gredinger Verein für Kultur- und Heimatpflege die Geschichte des Gredinger Gwands, das vor 25 Jahren wieder neu entstanden ist, im Obergeschoss ist eine unterhaltsame Ausstellung der Leibwäsche und der Hygiene zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewidmet. Eine weitere Ausstellung im Museum blickt mit Bildern auf 20 Jahre Trachtenmarkt zurück. Das werden die Organisatoren und Standbetreiber bereits am Freitagabend tun. Dann wollen sie sich gemütlich zusammensetzen und schon vor dem Beginn des 20. Marktes in Erinnerungen schwelgen.

Zum traditionellen musikalischen „Rumlumpen“ am Samstagabend ab 19 Uhr laden die Wirtshäuser rund um den Marktplatz ein. Dieses Jahr spielen unter anderem die fränkischen Türken aus Nürnberg (Mittelfranken), die Obermüller Musikanten aus Weyarn (Oberbayern), D’Köschinger Saitentratzer und die Tanngrindler Musikanten aus Hemau (Oberpfalz) auf.

Marktbeginn ist am Samstag und Sonntag jeweils um 10 Uhr, die offizielle Eröffnung auf dem Podium ist um 11 Uhr. Zur Deckung der Kosten werden an den Eingängen zum Marktplatz kleine Anstecker mit dem Marktmotiv zum Preis von je zwei Euro verkauft. Nähere Informationen gibt es unter www.greding.de oder bei der Stadt Greding unter Telefon (0 84 63) 9 04 20.