Greding
Unübersehbare Spuren hinterlassen

Juri-Johannes Leuschner beleuchtet Leben und Werk von Jakob Engel – Privates im Verborgenen

01.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:10 Uhr

Nicht nur die Kirche von Untermässing hat Jakob Engel umgebaut, er plante auch den benachbarten Pfarrhof. Dessen Vorgänger brannte im 30-jährigen Krieg bis auf die Grundmauern nieder.

Greding (evs) Der dem Baumeister Jakob Engel gewidmete Abend im Gredinger Schloss beinhaltete neben dem Konzert auch einen kurzen Vortrag, in dem Leben und Werk des Graubündener Einwanderers beleuchtet wurden. Juri-Johannes Leuschner wusste, dass Engels 1632 als Giacomo Angelini im Schweizer Weiler Monticello im südlichsten Misox geboren wurde.

Dieser stieg als junger Mann kometenhaft in der Baubranche auf und diente später unter vier Eichstätter Fürstbischöfen.

Bereits 1661 wurde er als Jakob Engel bei der Gründung des Eichstätter Handwerks der Maurer, Steinmetzen und Zimmerer in die Liste als „hochfürstlicher Schanz- und Maurermeister“ aufgenommen. Erst in seinem Todesjahr 1714 löste ihn Gabriel de Gabrieli im April als Hofbaumeister ablösen, ein halbes Jahr später starb der 82-jährige Engel.

Engel visitierte regelmäßig die Gebäude des ganzen Hochstifts und organisierte Umbaumaßnahmen. Viele tausend Kilometer war er dafür zu Pferd unterwegs. Als Unternehmer wurde ihm oft auch die komplette Abwicklung eines Projekts übertragen, für die er mit „Bautrupps“ zusammenarbeitete, die archivalisch zu fassen sind. Er untersuchte Kirchen und Pfarrhöfe, plante Umbauten und erstellte für ein Gebäude oft mehrere Kostenvoranschläge, die je nach finanziellen Möglichkeiten von der puren Instandsetzung des Gebäudes über das Aufstocken des Turms bis hin zu großen Neubauten von Schiff oder Chor führten. Je nach den finanziellen Möglichkeiten wählten die Verantwortlichen die Variante zur Verwirklichung aus.

Nicht nur Kirchen baute Engel um - hier um Greding beispielsweise in Röckenhofen, Österberg, Hausen, die Grabkirche St. Magdalena und Esselberg. Sondern er plante neben der Kirche in Untermässing auch den kompletten Pfarrhof. In den Hochstiftsgebieten Abenberg baute er die Klosterkirche und in Spalt die Kirche St. Emmeram, die er aufgrund großer Bauschäden von einer romanischen Basilika in eine barocke Kirche verwandelte. Dies war sein größtes Kirchenprojekt.

Überliefert ist Leuschner zufolge Engels Arbeitsumfang, da Reisekostenabrechnungen erhalten geblieben seien. Der Baumeister war ein vielseitiger und fleißiger Mensch, über dessen Privatleben nicht viel bekannt ist. Nur durch seine Gebäude sei er zu fassen. Viele nach dem 30-jährigen Krieg durch Kampfhandlungen und fehlenden Bauunterhalt desolaten oder ruinösen Gebäude waren in Stand zu setzen. Zuerst die Kirchen und wichtigen Amtsgebäude. Da auch die Handwerkszünfte durch den langen Krieg viele Angehörige verloren hatten, griff man gern auf die welschen Bauhandwerker zurück, die noch dazu aus Italien den modernen Stil mitbrachten. Diese gewaltigen Bauaufgaben ermöglichten Engel den Aufstieg vom Maurerpolier zum Hofbaumeister.

Engels Eheschließungen verdeutlichen dessen gesellschaftlichen Aufstieg, erklärte Leuschner. Sei er zuerst mit der Tochter eines Boten verheiratet gewesen, ehelichte er nach deren Tod die Witwe eines Eichstätter Hofrats.